Iveco-Studie „Glider“

Iveco-Studie „Glider“Ein Blick in die Zukunft von heuteMit seiner auf der IAA präsentierten Studie „Glider“ zeigt Iveco, was innerhalb heute gängiger Längenbegrenzungen in Sachen Aero-dynamik, Motor und Fahrerhaus schon möglich wäre.Wie einst Leonardo da Vinci bei seiner im 15. Jahrhundert er-dachten Flugmaschine nahm sich auch Iveco für seine neueste LKW-Studie den eleganten Flug des Adlers zum Vorbild. Nicht umsonst hört der aerodynamisch optimierte Zukunfts-Truck, den die Italiener auf der vergangenen IAA Nutzfahrzeuge präsentierten, auf den klangvollen Namen „Glider“. Zudem wurden Front- und Heckleuchten samt bogenförmig verlaufenden LED-Tagfahrlichtern dem Adlerauge mit Braue nachempfunden. Sogar Flügel fehlen nicht. Anders als beim Vorbild dienen sie aber lediglich als Halter für Kameras, die anstelle aerodynamisch ungünstiger Außenspiegel die Sicht nach hinten sicherstellen. Diesen „Tragflächen“ gab Iveco zudem eine innerlich leicht verdrehte Form, was den gar nicht majestätischen Schmutz zuverlässig von Türen und vor allem deren formschön intergrierten Öffnern fernhalten soll. Unter der gestylten Hülle, die auf den Genen der mittlerweile 17 Jahre altenStralis-Rohbaukabine basiert, stecken zudem mehrere technische Leckerbissen. „Wir sehen den Glider aber nicht als reine Zukunftsstudie“, stellt Iveco-Ingenieur Giandomenico Fioretti klar. „Vielmehr haben wir in diesem Fahrzeug innovative Technik und Ideen verwirklicht, die bereits heute unter realen Bedingungen Anwendung finden könnten.“ Und die verbaute Technik soll den Adler zum exzellenten Futterverwerter machen, der 40 Prozent effizienter mit dem immer wertvolleren Diesel umgeht. Elf Prozent soll allein die sogenannte Abgas-Rückgewinnung bringen. Dabei durchlaufen die heißen Abgase einen Wärmetauscher, der eine spezielle Flüssigkeit zum Sieden bringt. Der daraus resultierende Dampf treibt einen Generator an, der Strom erzeugt.Die Nebenaggregate laufen mit StromErgänzend steuert ein Rekuperationsmodus bis zu zehn Kilowattstunden aus der beim Rollen und Bremsen entstehenden kinetischen Energie bei. Unterstützung kommt zusätzlich vom Fahrerhausdach, wo eine insgesamt zwei Quadratmeter große Solaranlage bis zu zwei Kilowattstunden produziert. Den gewonnenen Strom nutzt Iveco, um Nebenaggregate wie Lichtmaschine und vor allem die Kühlung anzutreiben.Daraus resultierender Effekt: Die sonst im Motor nötigen Antriebsriemen für Lichtmaschine, Wasserpumpe und Co. entfallen. Dadurch verringern sich die Reibungsverluste, wovon sich die Italiener nochmals fünf Prozent Dieseleinsparung versprechen.Auch die Kühllufteinlässe nahmen sich die Ingenieure vor. Auf ebener Strecke reichen bei Autobahntempo rund 190 PS für den Vortrieb. Der Motor muss sich also kaum anstrengen und bedarf nur geringer Kühlung, die problemlos über einfache, flache Wärmetauscher zu realisieren ist. Steile Berge oder Gefälle fordern dagegen Leis-tung und gleichzeitig mehr Kühlung. In solchen Situationen öffnen sich mittels Elektromotoren zusätzliche Lüftungsschächte am Frontgrill, die einen zweiten, größeren Kühlkreislauf mit Frischluft bedienen. Überschüssige Motorwärme wird über in den Seitenverkleidungen integrierte Kühlpaneele abgeführt.Nach der „Bergetappe“ verschließt sich die Front dann wieder aerodynamisch optimal. Letzteres gilt indes auch für den Unterboden, an dessen kompletter Verkleidung sich kaum ein Lüftchen mehr verfängt. Für insgesamt drei Prozent weniger Dieselkonsum sollen diese aerodynamischen Maßnahmen sorgen, die laut Iveco die Windschlüpfigkeit um mehr als acht Prozent verbessern. Ein weiterer Aerodynamik-Clou ist die verstellbare Sattelkupplung. Die zieht bei schnelleren Fahrten auf gerader Strecke den Auflieger näher an das Fahrerhaus heran. Lohn der Mühe: Vier Prozent weniger Verbrauch durch geringere Luftverwirbelungen, resultierend aus dem geringeren Abstand zwischen Zugmaschine und Auflieger. Fast schon alltäglich muten da die 70 Prozent energiesparende LED-Beleuchtung und das Reifendrucküberwachungssystem an. Dass der Glider statt moderner Supersingle-Reifen an der Hinterachse herkömmliche Zwillinge aufweist, begründen die Italiener mit der bislang geringen Kundenakzeptanz der Einzelbereifung. Neue Ideen auch im FahrerhausNeben den technischen Raffinessen und ausgefeilter Aerodynamik nahm sich Iveco aber auch das Fahrerhaus vor. Ergebnis ist ein neuartiges Kabinenkonzept, das allerdings nur auf Alleinfahrer zugeschnitten ist. „Der Digitacho zwingt die Fahrer, ihre Pausen nicht selten im Nirgendwo einzulegen. Da gilt es, die Fahrtunterbrechung auch in einsamen Gegenden so angenehm wie möglich zu gestalten“, erklärt Giandomenico Fioretti die Iveco-Philosophie. Zu dieser passt das Küchenmodul hinter dem Beifahrersitz, das neben Elektroherd, Spüle und Kühlschrank sogar einen kleinen Geschirrspüler beherbergt. Dank Hochdruckbetrieb sollen 0,2 Liter Wasser für einen Spülgang reichen. Probleme tauchen dagegen bei der Unterbringung des Gepäcks auf. Denn außer einer großen Ablage über der Frontscheibe sieht es mit Stauraum mau aus. Auch praktische Außenstaufächer gibt es beim Glider nicht. Nintendo-Wii und 3-D-SoundanlageDafür kann sich der Fahrer an Bord sportlich betätigen. Hinter dem Fahrersitz versteckt sich eine Nintendo-Wii-Spielekonsole, mit der sich Sportarten wie Golf oder Bowlen mit den jeweiligen Bewegungen virtuell spielen lassen. Nach absolvierter Trainingseinheit laden die beiden ergonomisch geformten und vielfältig verstellbaren Sitze zum Entspannen ein. Für Unterhaltung sorgt der aus dem Armaturenbrett herausnehmbare 15-Zoll-Bildschirm des „Smart-Control-Unit“ (SCU) genannten Fahrzeuginformationssystems. Gibt dieses während der Fahrt zu Fahrstrecke und Fahrzeug Auskunft, mutiert die SCU nach Feierabend zum Fernseher, DVD-Rekorder oder privaten Computer. Oder man erholt sich mittels Lichttherapie seitens der zahlreich in der Kabine verbauten LED-Scheinwerfer vom anstrengenden Arbeitstag. Dazu passende Klänge kommen aus den ultraflachen Boxen der 3-D-Soundanlage. Alternativ lässt sich auch das in die Rückwand integrierte Bett für ein erholsames Nickerchen herunterklappen. Für angenehme Temperaturen sorgt die ebenfalls vom Dieselmotor entkoppelte Klimaanlage. Diese bedient sich im Stand der elektrischen Energie aus einer am Rahmen platzierten Hochleistungsbatterie, die während der Fahrt von der Solaranlage, dem Rekuperationsmodus und der Abgasrückgewinnung geladen wird. So soll die Kühlung der Kabine auch über mehrere Standtage gewährleis-tet sein – und das dank atmungsaktiver Kabinenrückwand vollkommen zugfrei.Auch das eigentliche Arbeiten wird noch angenehmer. Das Lenkrad lässt sich mitsamt des Armaturenträgers individuell einstellen und das Ein- und Aussteigen gestaltet sich durch beim Türöffnen automatisch ausfahrende Treppenstufen bequem. Nicht jedermanns Geschmack dürfte dafür die fest stehende Lenkradnabe sein. Diese wurde neben den bei Kurvenfahrt leichter bedienbaren Lenkradtasten vor allem durch einen in der Nabe integrierten Airbag nötig. Der deckt bei einem Überschlag die kompletten Seiten ab und schützt den Fahrer so vor Verletzungen.Glider-Ideen für spätere Stralis-ModelleViele gute Ideen also. Doch obwohl der Glider im Gegensatz zur ebenfalls auf der IAA präsentierten MAN-Concept-S-Studie derzeit gängige Längenbeschränkungen einhält und auch gewichtsmäßig nicht den Rahmen sprengen soll – in Serie bauen wollen die Italiener ihn dennoch nicht. „Vieles wird man aber in dem für 2012 angesetzten Stralis-Facelift sowie 2014 im New Stralis wiederfinden,“ verspricht Giandomenico Fioretti. Womit der Adler nicht umsonst geflogen wäre. ❙❚■ Jan BurgdorfDie Basis des Glider-Konzeptes stellt die aktuelle Stralis-KabineKüchenmodul mit Spüle, Elektroherd ...... Kühlschrank und GeschirrspülmaschineAuf gerader Strecke zieht die Sattelkupplung bei Autobahntempo den Trailer näher ans Fahrerhaus heran, schmucke Rückleuchten inklusive adaptiven Bremslichtern, das Bild der Rückfahrkameras wird auf zwei Monitore in der Dachkonsole übertragen Zwei Quadratmeter Solarzellen auf dem DachLenkrad mit fest stehender RadnabeNintendo-Wii-Spiele-konsole hinter dem FahrersitzIveco-Studie „Glider“Iveco-Studie „Glider“

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