Aktuelle Studie: Kleinunternehmen erweisen sich als grundsätzlich robust und anpassungsfähig, trotz des nach wie vor krisenhaften Umfelds. Daneben gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Talsohle auch bei Kleinunternehmen allmählich durchschritten ist. Zwar ergeben die Einschätzungen zur finanziellen Lage noch ein gemischtes Stimmungsbild, dennoch blicken Kleinunternehmen grundsätzlich positiv in die Zukunft. Sie erwarten mehrheitlich eine stabile oder sogar steigende Nachfrage und planen wieder vermehrt Investitionen.
Überwiegend positive Lageeinschätzung
Ihre aktuelle wirtschaftliche Lage sehen Kleinunternehmen mehrheitlich positiv, das zeigt das aktuelle Stimmungsbarometer von VR Smart Finanz und der Steinbeis-Hochschule. 55 Prozent beurteilen diese als gut oder sehr gut. Die Politik kommt dabei allerdings nicht gut weg. Lediglich ein Drittel der Befragten (35 Prozent) sieht einen positiven Einfluss der aktuellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen auf die Situation des eigenen Unternehmens. Im Gegenteil: Rechtliche Rahmenbedingungen werden zunehmend als Belastung empfunden und für 28 Prozent der Kleinunternehmen zählen diese zu den größten Herausforderungen des Unternehmens. Vor einem Jahr waren es noch 13 Prozent.
Verbesserte Auftragslage, aber erhöhte Liquiditätsengpässe
Die positive Lageeinschätzung korrespondiert mit einer – im Vergleich zur Herbstumfrage 2023 – verbesserten Auftrags- und Umsatzentwicklung bei über 40 Prozent der Befragten. Im Umfeld hoher Kosten und Abgaben bleibt die Gewinnentwicklung jedoch dahinter zurück. Lediglich ein Viertel berichtet über gestiegene Gewinne, fast 40 Prozent hingegen von rückläufigen. Auch klagt fast jedes zweite Kleinunternehmen (47 Prozent) über Liquiditätsengpässe. Damit ist der Anteil dreimal so hoch wie im Vorkrisenjahr 2019 (16 Prozent).
Steigende Kosten immer noch Hauptsorge
Die Kosten zählen nach wie vor zu den größten Herausforderungen, denen sich Kleinunternehmen für die kommenden Monate gegenübersehen. Im Rahmen der gesunkenen Energiepreise ist hingegen der Anteil von Unternehmen, die explizit steigende Energiekosten befürchten, im Vergleich zum Herbst 2023 leicht gesunken von 40 Prozent auf 37 Prozent. Der Arbeitskräftemangel hat ebenfalls an Brisanz verloren, diesen befürchten nur noch 24 Prozent (Oktober 2023: 31 Prozent).
Investitionsneigung steigt wieder an
Vor dem Hintergrund hoher Kostenbelastungen und den unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben Kleinunternehmen zuletzt vorsichtiger investiert. So geben knapp 40 Prozent an, dass sie in den vergangenen 12 Monaten Investitionen aufgeschoben (29 Prozent) oder ganz abgesagt haben (9 Prozent). Blickt man in die Zukunft, zieht die Investitionsneigung allerdings wieder leicht an.
Nicht nur sollen verschobene Investitionen zum Großteil nachgeholt werden. Insgesamt geben sogar mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass sie in den kommenden zwei Jahren planen zu investieren, vor allem in Geschäftsausstattung, gefolgt von Digitalisierung beziehungsweise Automatisierung.
Nachhaltige Aufstellung gilt als Erfolgsfaktor
Auch nachhaltige Investitionen gewinnen weiter an Relevanz. 52 Prozent der Befragten planen entsprechende Vorhaben in den nächsten 12 Monaten. Der Anteil ist damit zur Herbstumfrage um 10 Prozentpunkte gestiegen. Genannt werden dabei in erster Linie Investitionen in grüne Energie oder E-Mobilität und damit Vorhaben, die auf eine bessere Energieeffizienz ausgerichtet sind. Die Relevanz einer nachhaltigen Aufstellung für den Unternehmenserfolg hat ebenso deutlich zugenommen: 80 Prozent stimmen der Aussage zu, dass eine nachhaltige Aufstellung langfristig positive Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg haben wird. Vor einem Jahr sagten dies 66 Prozent.
Das Stimmungsbarometer ist eine regelmäßige Studie, die die VR Smart Finanz gemeinsam mit CFin - Research Center For Financial Services der Steinbeis-Hochschule zur Situation und Bedürfnissen von Kleinunternehmen erhebt. Die aktuelle Befragung fand vom 27. März bis 9. April 2024 unter 300 Unternehmensinhabern, Geschäftsführern und Freiberuflern mit einem Jahresumsatz bis zu sechs Millionen Euro statt.