Interview der Woche

Interview der Woche Was ist an der Grenze zu Russland los? Russland will ab 1. Dezember Carnet TIR zur Sicherung von Transporten nicht mehr anerkennen. Glauben Sie, dass das tatsächlich so kommt? Im Moment sieht es so aus. Der föderale Zolldienst hat den Vertrag mit dem Spediteursverband Asmap gekündigt, der für die Ausgabe der TIR Carnets in Russland verantwortlich war. Offenbar lässt sich der Zoll auch nicht vom Urteil des obersten Schiedsgerichts beeindrucken, das einer Klage von Asmap entsprochen hat. Wir gehen davon aus, dass ab 1. Dezember Carnet TIR in Russland nicht mehr anerkannt wird. Was sollten Unternehmer jetzt tun? Die beste Lösung für alle Beteiligten ist die Entzollung der Waren direkt an der Grenze zwischen Weißrussland und Russland. Über die Strecke Polen-Weißrussland kommen die meisten Transporte Richtung Zentralrussland. Einmal vom Zoll freigegeben, kann die Ware problemlos im Land weiter transportiert werden. Das Problem ist die fehlende Infrastruktur hierfür vor Ort. Wie teuer ist die zusätzliche Sicherung, wie sie der russische Zoll verlangt? Der föderale Zolldienst hat insgesamt sechs Versicherer benannt, bei denen man die zusätzliche Transitgarantie erwerben kann. Die Höhe der Versicherung ist abhängig von der Transportentfernung innerhalb Russlands und dem Warenwert. Für einen LKW mit Ziel Moskau und Waren von durchschnittlichem Wert belaufen sich die zusätzlichen Kosten auf etwa 100 Euro. Bei teuren Warensendungen und weiter entfernten Zielen kann das auch schnell kostspieliger werden. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, spezielle russische Zollfrachtführer mit dem Warentransport zu beauftragen. Das ist aber teuer. Die Vorauszahlung der Zollgebühren vor Grenzüberschreitung wäre eine weitere theoretische Möglichkeit. Keiner unserer 500 Kunden wollte sich jedoch darauf einlassen. Wie stark sind Transporte nach Russland jetzt schon betroffen? Seit 12. November wird Carnet TIR nicht mehr im Zolldepartement Zentralrussland anerkannt. Seitdem spüren wir eine Verdopplung der Sendungen, die bei uns an der Grenze zwischen Weißrussland und Russland auflaufen. Rhenus ist als einzige deutsche Spedition mit eigenem Zolllager direkt an der Verkehrsader M1 präsent. Das kommt uns nun zugute. Dort haben wir russische Zollbeamte direkt vor Ort. Was steckt hinter der einseitigen Maßnahme des russischen Zolls? Wir vermuten, dass dem russischen Staat tatsächlich Zollgebühren abhanden gekommen sind. Waren sind teilweise unterwegs verschwunden und nie beim Zielzollamt angekommen. Der Zoll erhofft sich eine bessere Kontrolle . ❙❚■ Dietmar Winkler Nachgefragt bei Olaf Metzger geboren 1966, Geschäftsführer der Rhenus-Tochter OOO Revival Express. Vorher war er bei Militzer & Münch verantwortlich für Organisation und Multimodale Transporte in der Kaukasus-Region und in Turkmenistan. um was es geht Streit um Carnet TIR Die Russische Zollbehörde FTS hat angekündigt, Transportsicherungen über Carnet TIR ab 1. Dezember im gesamten Staatsgebiet nicht mehr anzuerkennen. Stattdessen soll eine zusätzliche Transportsicherung abgeschlossen werden. Die Aktion war nicht abgesprochen und hat die internationale Staatengemeinschaft vor den Kopf gestoßen. Die International Road Transport Union (IRU) führt als TIR-Trägerorganisation derzeit Gespräche mit dem russischen Zoll, um doch noch eine Lösung für den Konflikt zu finden. diwi

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