Interview der Woche

Stefan Himmighofengeboren am 4. November 1989 in Lahnstein, ist Juniorchef und Gefahrgutbeauftragter der Spedition Gerhard Heuser in Oberbachheim bei Koblenz und dort unter anderem für die Aus- und Weiterbildung verantwortlich.Nachgefragt beiInterview der WocheWarum gibt es bei Ihnenkeinen Fahrermangel?Die gesamte Branche klagt über Fahrermangel. Bei der Spedition Heuser ist er anscheinend ein Fremdwort. Wie kommt das?Wir haben erkannt, dass man Fahrer als Menschen behandeln muss und nicht als billige Arbeitskräfte, die austauschbar sind. Diese Personalpolitik verfolgen wir seit Generationen. Gleichwohl muss ich eingestehen, dass die Interessenten nicht mehr so oft an unsere Tür klopfen wie in der Vergangenheit. Früher sind bei uns pro Woche fünf bis zehn Bewerbungen angekommen, heute trifft im selben Zeitraum eine ein. Wie meistern Sie die derzeitige Durststrecke auf dem Arbeitsmarkt?Unser Name kommt uns zugute. Heuser steht für Qualität und einen ordentlichen Umgang mit den Mitarbeitern. Das wissen auch die Fahrer in der Region. Unsere 17 Festangestellten sind im Durchschnitt seit über 15 Jahren im Betrieb. Alle drei bis fünf Jahre kommt ein angehender Berufskraftfahrer dazu, den wir nach seiner Ausbildung in der Regel übernehmen.Nicht zuletzt den Fahrern zuliebe verzichten Sie in Ihren 16 LKW auf Telematik.Wir nutzen noch keine Telematik, weil wir den digitalen Tachografen bisher nicht einbinden konnten und die Sendungsverfolgung von keinem Verlader nachgefragt wurde. Zudem vertrauen wir unseren Fahrern. Kein Mensch wird gern überwacht. Diese Binsenweisheit gilt auch im LKW. Wenn man weiß, dass da eine Box rund um die Uhr aufzeichnet, wann man sich wo befindet, dann hemmt das.Inwiefern rechtfertigt die Leistung Ihrer Fahrer es, sich dem technischen Fortschritt im Fuhrpark zu verwehren?Bisher entstehen uns dadurch keine Nachteile. Im Gegenteil: Die faire Behandlung zahlt sich aus. Die Fahrer identifizieren sich stärker mit dem Betrieb und engagieren sich mehr. Zum Beispiel achten sie darauf, dass ihr Fahrzeug gut in Schuss ist. Wenn man einem Fahrer nur 1500 Euro brutto pro Monat zahlt, ist es ihm dagegen vielleicht egal, ob die Spanngurte in Ordnung sind. Wir bezahlen deswegen übertariflich. Variierende Einsätze erlauben derzeit keine Gratifikationen. Dafür werden langjährige Mitarbeiter aber bei Investitionen in den Fuhrpark einbezogen. Wir fragen sie nicht nur bei der Anschaffung, sondern auch bei der Ausstattung der LKW. Unsere Fahrer sind mit Herzblut bei der Sache und freuen sich, wenn Wünsche wie Ledersitze oder Lederlenkrad beachtet werden.Welches Argument zieht mehr bei der Fahrersuche: das Wir-Gefühl oder Geld?Am Ende geht es immer um den Lohn. Ein Fahrer muss davon problemlos seinen Lebensunterhalt bestreiten können. Das schaffen derzeit nicht alle. Das Gehaltsgefüge wird bei gleichbleibendem oder steigendem Güteraufkommen aber nicht auf dem aktuellen Niveau bleiben. Die Nachfrage reguliert auch hier den Preis. Spätestens wenn die ersten Fahrzeuge auf dem Hof stehen bleiben, weil die Fahrer fehlen, müssen Unternehmer für gut qualifizierte Fahrer tiefer in die Tasche greifen. ❙❚■ André GießeLKW-Fahrer gesuchtTransport- und Logistikunternehmen suchen händeringend nach Fahrern. Das Bundesamt für Güterverkehr rechnet künftig mit einem jährlichen Bedarf von bis zu 30.000 Berufskraftfahrern im gewerblichen Güterverkehr. Sie sollen die rund 275.000 Kraftfahrzeugführer ersetzen, die in den kommenden 15 Jahren in Rente gehen werden. Laut dem Bundesamt für Straßenwesen liegt das Durchschnittsalter der Fahrer derzeit zwischen 43 und 48 Jahren. agum was es geht

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