Interview der Woche

Peter Ramsauer (CSU) 1954 geboren, stammt aus einer bayerischen Müllerfamilie und studierte Betriebswirtschaftslehre in München. Der promovierte Diplom-Kaufmann ist seit Oktober 2009 Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Nachgefragt bei Interview der Woche Warum vergeben Sie einen Hochschulpreis? Herr Minister, was ist Ihre Motivation, einen „Hochschulpreis Güterverkehr und Logistik“ zu vergeben? Logistik ist heute weit mehr als nur der Transport eines Gutes von A nach B. Logistik ist die hochkomplexe Verzahnung unterschiedlicher Verkehrsträger – und das in einem globalen Ausmaß. Wir benötigen daher nicht nur gut ausgebildete Fachkräfte, sondern auch akademische Führungskräfte. Ich kenne die Probleme der gesamten Logistikbranche, qualifiziertes Personal zu bekommen. Die bestmögliche Bewältigung des Güterverkehrs in der Zukunft wird nur gelingen, wenn wir schon heute das dafür nötige Personal ausbilden. Die Förderung der Aus- und Weiterbildung ist Teil des Aktionsplans Güterverkehr und Logistik. Wie groß ist der Handlungsbedarf? Die Verkehrswissenschaften wurden an den Hochschulen in der Vergangenheit unterschätzt. Daher wurde in den letzten 20 bis 30 Jahren nicht immer das Notwendige getan. Wir wollen den Hochschulen und Universitäten einen Anreiz geben, noch mehr Lehrangebote in allen Bereichen der Logistik auszubauen und zu entwickeln. Und was haben die Studierenden von einem Preis, den ja letztlich die Hochschule bekommt? Der Preis richtet sich nicht nur an die Hochschulen, sondern auch an die Studierenden. Die Studienangebote im Bereich Logistik sollen für sie attraktiver werden. Wir wollen den jungen Leuten zeigen, dass es sich um ein hochattraktives Studienfeld mit allerbesten Zukunftsaussichten handelt. Und die Hochschulen müssen wissen, dass sie Absolventen hervorbringen, die ihnen förmlich aus der Hand gerissen werden. Sollten Hochschulen und Wirtschaft enger zusammenarbeiten? Wir sehen, dass viele Lehrstuhlinhaber eine starke Verwurzelung in der Praxis suchen und Kontakte zur Wirtschaft pflegen. Das ist wichtig, denn die Hochschulen sollen den Studierenden einen soliden Werkzeugkasten für ihren Beruf mit auf den Weg geben. Bei dieser Initiative haben wir es mit einem Musterangebot für die enge Zusammenarbeit vieler Beteiligter zu tun. An der Auswahl des Gewinners des Hochschulpreises beteiligen sich Vertreter der Wirtschaft, Transport- und Logistikverbände, die Politik, Gewerkschaften und die Medien. Allen voran die VerkehrsRundschau. Heute gibt es auch im Bereich Logistik Bachelor und Master statt Diplom. Wie zufrieden sind Sie mit den neuen Abschlüssen? Da bin ich nicht ganz frei von Nostalgie. Als Diplom-Kaufmann halte ich natürlich viel vom Abschluss „Diplom-Kaufmann“ – genauso wie viele Ingenieure dem klassischen „Diplom-Ingenieur“ nachtrauern. Fakt ist, dass im Bachelor-Studium die Lehrtätigkeit stark verschult ist. Ich würde mir wünschen, dass das deutlich stärker mit der Praxis verzahnt würde. Der Bachelor-Abschluss muss für sich schon zur Berufsausübung befähigen, deshalb wäre es wichtig, dass die Absolventen möglichst frühzeitig Erfahrungen in der Praxis sammeln. ❙❚■ Dietmar Winkler Hochschulpreis Güterverkehr und Logistik Herausragende Logistik-Lehrangebote an Hochschulen und Universitäten will der Verkehrsminister mit einem Preis belohnen. Die Studiengänge sollen dadurch unter Jugendlichen bekannter gemacht werden. Der Preis wird erstmals auf der 3. Nationalen Konferenz Güterverkehr 2013 vergeben. Die VerkehrsRundschau ist in der Jury vertreten. diwi um was es geht

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