Hamburg. Die internationale Schifffahrt sieht sich von einer neuen Angriffswelle brutaler Piraten bedroht. Nach dem Abflauen der gegenwärtigen Monsunwinde sei mit verstärkten Attacken im Golf von Aden zu rechnen, sagte Peter Hinchliffe, der Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS). „Die Piraten werden immer brutaler, die Angriffe effektiver, die geforderten Summen höher", erklärte er. Wegen zahlreicher rechtlicher Unklarheiten beim Kampf gegen die Piraterie sei es sinnvoll, einen internationalen Gerichtshof unter dem Dach der UN einzurichten, der speziell für Piraten zuständig wäre. „Das ist nicht unbezahlbar, aber der politische Wille ist nicht ausgeprägt."
Hinchliffe lobte einerseits die Aktivitäten vor allem der europäischen Staaten zur Bekämpfung der Piraten durch militärischen Schutz. Andererseits hätten bislang alle Maßnahmen nicht ausgereicht, um die Piraterie zurückzudrängen, weder die passiven Schutzvorrichtungen auf den Schiffen noch die Kriegsschiffe der Staaten. Angesichts vieler Krisen in der Welt, etwa in Libyen, habe das Piraterie-Thema bei vielen Regierungen keine hohe Priorität. „Als ab 2005 die Zahl der Überfälle stark anstieg, war es sehr mühsam für uns, überhaupt Gehör zu finden", sagte Hinchliffe. Seitdem seien rund 60 Seeleute im Zusammenhang mit Piraterie ums Leben gekommen, hunderte hätten monatelang unter schwierigsten Bedingungen als Geiseln gelebt.
Notwendig sei es, die Mutterschiffe der Piraten anzugreifen und sie vom offenen Meer zurück an die Küsten zu drängen. „Das ist ein kriminelles Geschäft, das wir so in der Geschichte noch nicht erlebt haben", sagte der Chef der Schifffahrtskammer. In der ICS (International Chamber of Shipping) sind über nationale Verbände rund 80 Prozent der Welt-Handelstonnage organisiert. Der Brite Hinchliffe führt die Organisation seit rund einem Jahr und hielt am vergangenen Freitag eine Rede vor dem Internationalen Seegerichtshof in Hamburg. (dpa)
Politiker