Hungrige Briten

Hungrige BritenDie Frachtdivision von British Airways baut ihren Deutschlandverkehr beständig aus, eine weitere Ergänzung der Flotte dürfte Mitte 2009 entschieden werden. Es gibt gut gehütete Geheimnisse, auch wenn an ihnen ganz und gar nichts Geheimes ist. So auch in der Luftfracht. Dazu zählen die neun Abflüge mit Großfrachtern vom Typ Boeing 747-400F, die die British Airways ihren hiesigen Kunden wöchentlich anbietet. Und dies von drei Standorten aus: sieben Starts in Frankfurt sowie je eine Frequenz ex Köln/Bonn und München. Bedient werden damit Ziele wie Hongkong, Shanghai, Neu Delhi, Dubai und Bahrain Richtung Osten. Westwärts sind es die Städte Atlanta, Chicago und Houston. "Damit offerieren wir den hiesigen Exporteuren und ihren Agenten eine wöchentliche Kapazität von rund 600 Tonnen an", so Chris Nielen, der Deutschland-Vertriebschef von British Airways World Cargo (BAWC). Routennetz beständig aufgestocktIn den vergangenen Jahren hat BAWC das Frachter-Routennetz von und nach Deutschland beständig aufgestockt. Zuletzt im vergangenen März, als der Bahrain-Flug zusätzlich aufgelegt wurde. "Viele unserer Kunden verlangen aufgrund hoher Tonnage den Einsatz von Frachtern", sagt Nielen. Ginge es nach ihm, würde die Flotte rasch aufgestockt. "Nach Neu Delhi würden wir gern häufiger fliegen und außerdem Frequenzen nach Südamerika anbieten, da es eine hohe Transportnachfrage gibt und wir dort bisher keine Frachter einsetzen", nennt der Manager seine Wünsche. Als weitere Option bieten sich nach seiner Aussage Flüge nach Johannesburg an. Ein Wunschkatalog. Ob ihm entsprochen wird, dürfte sich erst Mitte 2009 entscheiden. Dann stehen als wichtige Punkte die Ergänzung der jetzigen Flotte und der Aufbau neuer Routen auf der Tagesordnung. Da Deutschland weltweit der fünftwichtigste Markt für BAWC ist, der seiner Gesellschaft im vergangenen Jahr einen Tonnagezuwachs von zehn Prozent bescherte, rechnet sich Verkaufschef Nielen gute Chancen für zusätzliche Cargoflüge aus. Neben den von BAWC in Eigenregie geleasten Jumbo-Frachtern haben die Briten einen Pakt mit DHL geschlossen. Dieser garantiert ihnen Zugriff auf B757F oder A300F, die von montags bis freitags für den Expressdienst unterwegs sind, an Wochenenden aber von BAWC genutzt werden können und als Zubringerdienste zum Drehkreuz London Heathrow dienen, wo die Masse der aus Deutschland stammenden Sendungen auf die interkontinentalen Flüge der britischen Linie umgeladen werden. "Insgesamt nutzen wir momentan acht DHL-Frachter pro Woche im London-Verkehr", so der Manager. Der böse Ruf des "Schwarzen Lochs"Heathrow – ein mit Makel behafteter Name. Noch nicht lange her, da hatte der Airport in Cargokreisen den bitterbösen Ruf eines "Schwarzen Lochs", weil dort viele Frachtstücke buchstäblich verschluckt wurden. Die Zeit scheint vorbei zu sein. "Vergangenes Jahr hatten wir die beste Umschlagperformance auf unserer Heimatbasis seit einer Dekade", so Nielen. Vom Desaster in Terminal 5, nach dessen Eröffnung Tausende von Koffern verloren gingen und Passagiere strandeten, sei der Cargoumschlag nicht betroffen gewesen, so Nielen weiter. ❙❚■ Heiner Siegmund, freier JournalistSchulze in SchwierigkeitenDie Spedition Friedrich Schulze hat vergangene Woche Insolvenz angemeldet. Betroffen sind rund 1150 Mitarbeiter. Die Insolvenzverwalter wollen das Traditions-unternehmen sanieren und die Arbeitsplätze erhalten. Die internationale Spedition und Logistikfirma "Friedrich Schulze" hat vergangene Woche beim Amtsgericht Potsdam Insolvenz angemeldet. Betroffen sind nach bisherigen Informationen neben der "Friedrich Schulze Spedition und Logistik GmbH" auch sieben weitere Unternehmen der Gruppe mit insgesamt rund 1150 Mitarbeitern. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter von fünf Gesellschaften hat das Amtsgericht Potsdam Rechtsanwalt Bruno M. Kübler berufen, bei drei weiteren wurde Rechtsanwalt Sebastian Laboga von der Berliner Niederlassung der Kanzlei Kübler bestellt. Es sei damit zu rechnen, dass die restlichen Unternehmen der Gruppe ebenfalls kurzfristig Insolvenz anmeldeten, hieß es. Noch sind die Lohn- und Gehaltszahlungen der Angestellten über das Insolvenzgeld für mindestens drei Monate gesichert. Wie es weitergeht, ist noch völlig offen. "Unser Ziel ist die Sanierung des Unternehmens und der Erhalt der Arbeitsplätze", sagte Verwalter Laboga gegenüber der VerkehrsRundschau, die Aussichten dafür seien gut. Zur Zeit würden intensive Gespräche mit Lieferanten und Kunden geführt, um den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten zu können. So seien die wichtigsten Kunden bereit, die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Friedrich Schulze fortzusetzen. Als Auslöser für die Insolvenz gilt laut der Insolvenzverwalter ein Liquiditätsengpass, der durch eine Reihe von Faktoren verursacht wurde. Nicht nur der gestiegene Wettbewerbsdruck durch Anbieter aus dem Ausland, sondern auch die hohen Dieselpreise und eine nachlassende Zahlungsmoral aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation des Handels hätten ihren Beitrag geleistet. Das Berliner Traditionsunternehmen "Friedrich Schulze" hat heute seinen Hauptsitz in Ludwigsfelde bei Berlin. Der 1914 gegründete Betrieb gehört zu den großen deutschen Speditionen mit Kunden in Deutschland und Europa. Der Fuhrpark des Unternehmens besteht aus rund 300 Fahrzeugen. Die Logistik-Gruppe verfügt darüber hinaus über rund 180.000 Quadratmeter eigene Lagerfläche. Ob Lebensmittel, Möbel oder Spezialtransporte, Schulze galt früher als erste Adresse in Berlin. Der Macher hinter dem Erfolg war Friedrich Schulze, Enkel des Gründers. Nach dessen Tod vor wenigen Jahren hat Karl Schulze die Geschäfte übernommen. Danach wurde es still um die Berliner Spedition. Glücklos war das Unternehmen auch bei dem Vorhaben, ein eigenes Stückgutnetz von einem der Standorte aus aufzubauen.Branchengerüchten zufolge soll die Spedition bereits im vergangenen Jahr Teile ihres Fuhrparks verkauft haben. Per Stellenanzeige sei auch nach Subunternehmern gesucht worden. ❙❚■ Stefanie Bley

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