Hamburg/Wilhelmshaven. Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd erwägt offensichtlich die Übernahme von 30 Prozent der Betreibergesellschaft des Container-Terminals Wilhelmshaven. Voraussichtlich von 2023 an soll dann ein Liniendienst von Hamburg abgezogen und an Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen abgefertigt werden. Für die Hansestadt bedeutete dies einen Umschlagsverlust von bis zu 250.000 Standardcontainern (TEU) pro Jahr.
Die Anteile der Betreibergesellschaft am JadeWeserPort sei Hapag-Lloyd von APM Terminals, einem Schwesterunternehmen der weltgrößten Linienreederei Maersk mit Sitz in Kopenhagen angeboten worden, hieß es in mehreren übereinstimmenden Medienberichten. Die übrigen 70 Prozent hält die Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven GmbH & Co. KG.
Hapag-Lloyd: „Kommentieren Marktgerüchte nicht“
Hapag-Lloyd wollte am Freitag, 28. Mai, nichts zu den Plänen sagen: „Wir kommentieren Marktgerüchte nicht“, sagte ein Sprecher. Auch die Hamburger Wirtschaftsbehörde wollte sich nicht äußern. Das sei spekulativ „und darüber hinaus eine privatwirtschaftliche Abwägung“, sagte eine Sprecherin. Selbstverständlich habe Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) aber den Standort Hamburg immer im Blick. Die Hansestadt hält knapp 14 Prozent an der Hapag-Lloyd AG und kämpft seit Jahrzehnten mit Rotterdam und Antwerpen um Marktanteile beim Containerumschlag. Der JadeWeserPort wiederum – 2013 mit einer geplanten Kapazität von jährlich 2,7 Millionen TEU gestartet – kam im Jahr 2019 auf gerade einmal 639.000 Container.
Aus Unternehmenskreisen hieß es, dass Hapag-Lloyd mit seinen 241 Containerschiffen auch mit den Umschlagskosten in Hamburg teilweise unzufrieden ist und auch deshalb eine eigene Terminalbeteiligung in Deutschland als sinnvoll erachtet – zumal bis Ende 2023 auch die jüngst bestellten Großcontainerschiffe mit einer Kapazität von 23.500 TEU ausgeliefert sein sollen. Darüber hinaus gehe die Reederei davon aus, dass der JadeWeserPort bis dahin auch seine Probleme mit der Hinterlandanbindung gelöst habe und es eine zweigleisige, elektrifizierte Bahnanbindung gebe. (dpa)