Seoul. Die südkoreanische Hanjin-Gruppe will der in Existenznot geratenen Reederei-Tochter Hanjin Shipping 100 Milliarden Won (80,1 Millionen Euro) zur Verfügung stellen. Um den Betrieb der zahlungsunfähigen Container-Reederei aufrechtzuerhalten, will Konzernchef Cho Yang Ho allein 40 Milliarden Won aus seinem Privatvermögen zahlen, wie die Hanjin Group am Dienstag mitteilte.
Um sich weitere 60 Milliarden Won beschaffen zu können, will der Konzern, zu dem auch die südkoreanische Fluggesellschaft Korean Air gehört, seine Anteile an Hafenterminals im Ausland als Sicherheit anbieten. Die Regierung in Seoul hatte den Konzern zuvor aufgerufen, mehr für die Rettung der weltweit siebtgrößten Linienreederei zu tun.
Ob die jetzt vom Konzern geplanten Mittel ausreichen, um die Störungen im Container-Frachttransport zu beheben, ist unklar. Nach Berichten südkoreanischer Medien benötigt das hoch verschuldete Unternehmen schätzungsweise bis zu 600 Milliarden Won, damit die Containerladungen seiner Schiffe gelöscht werden können.
Der Insolvenzantrag von Hanjin in der vergangenen Woche hatte in der Industrie für große Verunsicherung gesorgt. Wegen des schwachen Seehandels sowie Überkapazitäten steckt die Branche weltweit in Schwierigkeiten.
Von den 141 Hanjin-Schiffen hätten sich bis zum Montag 73 außerhalb des Normalbetriebs befunden, sagte eine Firmensprecherin in Seoul am Dienstag. Den Schiffen wurde in zahlreichen Ländern die Hafeneinfahrt oder das Anlegen an Terminals aus Sorge verweigert, dass Gebühren nicht bezahlt werden können.
Hanjin will jetzt durch die Einleitung rechtlicher Schritte in Dutzenden Ländern verhindern, das Gläubiger Zugriff auf die Schiffe haben. In der vergangenen Woche hatte ein Gericht in Südkorea dem Antrag der Reederei auf Insolvenzverwaltung stattgegeben. Bis zum 25. November bleibt Hanjin Zeit, einen neuen Rettungsplan vorzulegen. Das Unternehmen drücken - Stand Ende Juni - nach eigenen Angaben Schulden in Höhe von umgerechnet fast fünf Milliarden Euro. (dpa/ag)