Rotterdam. Der Rotterdamer Hafen dringt weiter in eine „Bastion" der norddeutschen Seehäfen vor: den Ostsee-Containerverkehr. Nach Erhebungen des Hafenbetrieb Rotterdam (HbR) wuchs die 2010 transportierte Containermenge gegenüber dem Vorjahr um rund 50 Prozent auf insgesamt 1,146 Millionen Standardcontainer (TEU). Damit rückte Rotterdam zum Marktführer Hamburg weiter auf. Dieser kam im Berichtsjahr auf gut 1,6 Millionen TEU (plus 9,8 Prozent), nachdem es dem Elbehafen im vergangenen Jahr gelungen war, eine Reihe von Feeder-Verkehrsmengen, die 2009 verloren gingen, zurück zu gewinnen. Das erreichte der Elbe-Hafen auch über ein neues Hafengeld-Rabattsystem, das vor allem Vielfahrer, wie es Feeder-Reedereien sind, zugute kommt. Die Bremischen Häfen wickelten 2010 gut 970.000 TEU im Verkehr mit den Ostseeanrainer-Staaten ab.
Die positive Verkehrsmengenentwicklung Rotterdams fiel länderweise unterschiedlich gut aus. Grob vereinfacht: Je weiter östlich, desto deutlicher das Wachstum. So erreichte der Verkehr von und nach Russland mit 446.000 TEU einen Zuwachs von gut 57 Prozent gegenüber 2009. Auch die drei baltischen Staaten entwickelten sich aus Rotterdamer Sicht sehr erfreulich. Lettland beispielsweise kam auf gut 45.000 TEU, ein Plus von 159 Prozent gegenüber 2009. Was den Verkehr mit dem Baltikum betrifft, dürfte jedoch ein nicht unwesentlicher Teil der Ladungsmenge Transitaufkommen sein, da Russland traditionell einen nicht unbedeutenden Teil seines über die Ostsee laufenden seewärtigen Außenhandels über die baltischen Häfen abwickelt. Auch Finnland konnte sich 2010 stark verbessern, und zwar um gut 36 Prozent auf rund 224.000 TEU.
Seit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 werden in der Ostsee immer größere Containerschiffe eingesetzt. Frachter, die aufgrund ihrer Abmessungen nicht mehr durch den Nord-Ostsee-Kanal gehen. Da die Häfen im östlichen Teil der Ostsee – von Polen bis nach Russland – in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut wurden, können die größeren Containerschiffe auch problemlos abgefertigt werden. Maersk beispielsweise setzt in der Ostsee sogar Containerschiffe jenseits der 10.000 TEU-Grenze ein.
Diese größeren Schiffe rechnen sich nach Einschätzung von Schifffahrtsexperten aber dauerhaft nur dann, wenn die Treibstoffpreise ein bestimmtes Niveau nicht überschreiten. Hier steht spätestens mit dem Jahr 2015 aufgrund der dann in Kraft tretenden neuen Qualitätsnormen beim Bunkertreibstoff in der Ostsee eine deutliche Verteuerung der Transportpreise ins Haus. Zu den Grundherausforderungen des Ostsee-Containerverkehrs gehört es, dass die Verkehrsströme traditionell unpaarig sind. Das wiederum erschwert die Auslastung der Schiffe. (eha)