Rostock. In spätestens zwei Jahren will der Rostocker Hafen wieder an das Umschlagniveau aus der Zeit vor der Weltwirtschaftskrise anschließen. Dieses Ziel hält Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock (HERO), für erreichbar. Seine Zuversicht speist sich aus der positiven Umschlagentwicklung im ersten Halbjahr 2010, so Bauermeister vor Journalisten auf der traditionellen Pressekonferenz anlässlich der Hanse Sail.
Das Mengenwachstum betrifft den Hafenstandort Rostock als Ganzes. Zu ihm gehören neben dem Überseehafen, auch der Fracht- und Fischereihafen sowie der Chemiehafen Yara. Unterm Strich verbleiben für das erste Halbjahr rund zwölf Millionen Tonnen und damit ein Mengenplus von 1,1 Millionen Tonnen oder zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Sommer des Krisenjahres 2008 waren es noch 14 Millionen Tonnen.
Umschlag im Seehafenbereich nimmt unter anderem aufgrund neuer Verbindungen zu
Der mit großem Abstand wichtigste Hafenbereich ist der Überseehafen, der im April diesen Jahres auf sein 50-jähriges Bestehen zurückblicken konnte. Hier wurden zwischen Januar und Juni gut 11,1 Millionen Tonnen umgeschlagen Mehr als die Hälfte, nämlich 6,2 Millionen Tonnen, entfielen dabei auf die Ro/Ro-und Fährverkehre. Das entspricht einer Mengenverbesserung um 300.000 Tonnen oder fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit kommt der RoRo- und Fährverkehr in Rostock auf einen Anteil von 56 Prozent. Die Attraktivität des Hafens gewinne durch neue Verbindungen wie der von Finnlines angebotene Anlauf des polnischen Hafens Gdingen/Gdynia im Rahmen seines Helsinki-Dienstes.
Für Bauermeister ist es jedoch bedeutsam, dass der Hafen mehr ist als nur eine Drehscheibe für die schnellen, aber wertschöpfungsarmen RoRo- und Fährverkehre. "Wir sind ein Universalhafen", betont Bauermeister. Gut 4,9 Millionen Tonnen – und damit etwa 44 Prozent des Gesamtumschlags – entfielen auf den Umschlag von Schütt-, Flüssig- und Stückgütern. "Das sind 600.000 Tonnen oder 14 Prozent mehr als vor einem Jahr um diese Zeit."
Getreide, Ölsaaten und Kohle sorgen für Wachstum am Rostocker Hafen
Rostock profitiere unter anderem von der Rolle Mecklenburg-Vorpommerns als bedeutendes Agrarland, wobei speziell Getreide und Ölsaaten zu den bevorzugten Feldfrüchten gehören. Größere Mengen Getreide stammen zudem aus Polen oder aus Tschechien und werden über Rostock verschifft. Unternehmen wie die Getreide AG haben in den letzten Jahren im großen Stil in ihre Anlagen investiert.
Eine stabile Umschlaggröße beschert auch das direkt am Hafen angesiedelte Kohlekraftwerk. Rund eine Million Tonnen kommen hier im Jahresschnitt zusammen. Die HERO will den Bulk-Sektor in den kommenden Jahren weiter stärken. Das erfolgt unter anderem dadurch, dass sich die Hero gemeinsam mit dem Land gegenüber dem Bund massiv für den Ausbau der seewärtigen Zufahrt einsetzt. "Wir haben jetzt eine maximale Wassertiefe im Seekanal von 14,50 Meter. Nach der Vertiefung sollen es 16,50 Meter sein. Damit könnten wir in Rostock auch die größten, die Ostsee ansteuernden Bulker abfertigen, was auch heißt: Mehr Ladung für Rostock." Das Projekt ist angeschoben, voraussichtlich in zwei bis drei Jahren könnte es mit dem Ausbaggern losgehen.
Trotz der Krise hält die Hero an ihren Investitionsvorhaben fest. 24,5 Millionen Euro flossen 2009 in den Aus- und Umbau sowie die Modernisierung der Hafenanlagen. Für das laufende Jahr sind sogar 35 Millionen Euro geplant. Bauermeister betont immer wieder, dass Hafeninfrastrukturentwicklung mit einem langen Atem betrieben werden muss, um den Hafenkunden einen stabilen Rahmen für deren Wachstumspläne zu bieten und die Unternehmen damit intensiv an den Hafen zu binden. (eha)