Lübeck. Die Lübecker Häfen gehen mit einem leichten Umschlagplus ins zweite Halbjahr. Das bestätigte Rolf Klein, Sprecher des lokalen Marktführers Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) der VerkehrsRundschau auf Anfrage. Danach kommen alle Hafenbereiche für den Zeitraum Januar bis Juni auf einen Gesamtumschlag von gut 13,8 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Mengenzuwachs von rund 1,7 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Klein: „Als LHG schneiden wir allerdings mit einem leichten Mengenrückgang ab, nämlich von einem Prozent auf rund 12,4 Millionen Tonnen." Immerhin: Bei der LHG geht man beim finanziellen Ergebnis für das Gesamtjahr von einem Gewinn aus, so Klein weiter.
Er räumte ein, dass der im Spätsommer 2010 erfolgte Verlagerung der Frachtverkehre der schwedischen Stena-Line nach Kiel, weiterhin auf das Umschlagergebnis negativ ausstrahle. So wurden mit den Stena-Schiffen auch viele Container transportiert. Hier fällt der Rückgang im ersten Halbjahr mit minus neun Prozent auf 40.000 Einheiten – das entspricht rund 60.000 Standardcontainer (TEU) – besonders deutlich aus.
Globale Papier-Industrie ordnet die Transportströme neu
Einen Rückgang gibt es auch bei den für den Lübecker Hafen im Allgemeinen und die LHG im Besonderen so wichtigen Papierumschlag. Mit rund 1,6 Millionen Tonnen liegt das Ergebnis um vier Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Neben „saisonalen Schwankungen" wirkten sich auf Lübeck aber auch Umstrukturierungen in der finnischen Papierindustrie aus. Tatsache ist, dass vor allem als Folge der letzten Weltwirtschaftskrise 2008/2009 alternative Papierlieferanten aus Übersee, hier im Besonderen Brasilien, verstärkt auf den Markt drängen. Diese Papiermengen werden jedoch nicht mehr über die Ostseehäfen umgeschlagen, sondern werden in den Nordseehäfen gelöscht, um von dort aus weiterverteilt zu werden. Auch der Lübecker Mitbewerber Rostock spürt die diese globalen Neuordnungen beim Papier in seinem Umschlagergebnis.
„Äußerst erfreulich" entwickelt sich für Lübeck hingegen der Neufahrzeugverkehr. Er stieg um rund 40 Prozent auf 59.000 Einheiten. Wichtige Bestimmungsländer sind Finnland und Russland. Allerdings werden ein Teil der Neufahrzeugverkehre nach Finnland anschließend auf dem Landweg weiter nach Russland transportiert.
Vorstellung eines neuen Umschlag-Systems für den Kombinierten Verkehr
Bei den Trailer-Verkehren wurde im begleiteten Verkehr mit 200.000 Einheiten das Vorjahresergebnis bestätigt. Bei den unbegleiteten Trailer-Verkehren gingen 167.000 Einheiten über die Kaikante – ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis. Auch bei den Trailer-Verkehren wirken die Folgen der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 noch nach. So werden seitdem vermehrt Einheiten im unbegleiteten Verkehr per Bahn anstatt per Schiff zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland transportiert. Diese Mengen gehen damit ebenfalls an Lübeck vorbei. Klein: „Wir bemühen uns intensiv um eine Korrektur."
An größeren Investitionen plant die LHG derzeit nichts, weil in den vergangenen Jahren massiv in den Aus- und Umbau der Terminals investiert wurde. Für den Hafenteil Lübeck-Travemünde sei es wichtig, dass dort die Vorbereitungen zum weiteren Ausbau des Bahn-Terminals „Baltic Rail Gate" laufen.
Am kommenden Montag wird in Lübeck-Travemünde ein neuartiges Umschlagsystem für den Kombinierten Verkehr Schiene/LKW sowie Schiene/Schiff vorgestellt. Es handelt sich um den sogenannten „Megaswing", den der schwedische Industriekonzern Kockums Indsutrier AB entwickelt hat. (eha)