Gut Ding will Weile haben

In Abwandlung der Redewendung "Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger" könnte man gemein formuliert auch schreiben: "LKW-Transporte werden sofort erledigt, KV-Transporte dauern etwas länger." Systembedingte Nachteile des KV Nun wäre es in der Tat nicht gerecht, wenn man das Gelingen von KV-Transporten mit Wundern gleichsetzen würde. Aber unbestritten ist, dass zumindest die spontane Versendung einer Komplettladung im intermodalen Verkehr in der Regel mit einem höheren (Zeit-)Aufwand verbunden ist, als wenn die Sendung per LKW verschickt wird. Das hängt mit systembedingten Nachteilen zusammen, mit denen die Schiene zu kämpfen hat: feste Fahrpläne, Trassenverfügbarkeit, der Vorrang des Personenverkehrs vor dem Güterverkehr etc. Infolgedessen gibt es einige Gründe, die aus Sicht der Logistikwirtschaft gegen den KV sprechen. Welche das sind, hat jetzt eine Umfrage unter 202 Unternehmen - zu 53 Prozent Verlader, zu 47 Prozent Dienstleister - ermittelt, die Professor Paul Wittenbrink von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach im Auftrag des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) durchgeführt hat. Auf die Frage an die Nicht-Nutzer des KV, was sie von intermodalen Transporten abhält, wurde von den Verladern am häufigsten die Antwort "Der KV ist zu langsam" angekreuzt (43,6 Prozent). An zweiter Stelle (38,2 Prozent) wurde "der Service der Bahnen ist zu schlecht" genannt vor "die Preise sind zu hoch" (34,5 Prozent). Die Nicht-Nutzer unter den Dienstleistern kritisieren am KV am häufigsten, dass der Service der Bahnen zu schlecht ist (38,9 Prozent). An Position zwei wird eine fehlende Nachlauforganisation am Zielort (33,3 Prozent) genannt. Danach folgen die Begründungen "Der KV ist insgesamt zu langsam" und "ab dem Terminal in unserer Nähe werden zu wenig Verbindungen angeboten" (jeweils 27,8 Prozent). Bei den Ergebnissen weiß man jedoch nicht, ob diese Einschätzungen auf eigenen Erfahrungen beruhen oder damit nur Aussagen wiedergegeben werden, die die Teilnehmer aus dem Markt gehört haben. Interessanter sind daher womöglich die Aussagen derjenigen, die den KV nutzen und warum sie das tun. Von den Verladern werden mit am häufigsten Aussagen genannt wie "wir können mit dem KV 44 Tonnen anstatt 40 Tonnen fahren", "der KV ist gut planbar und zuverlässig" (jeweils 33 Prozent) oder "der KV ist sehr umweltfreundlich (64,1 Prozent). Doch die meisten - 79,5 Prozent - geben eine Antwort, die vielleicht überrascht: "Weil der KV eine preisgünstige Alternative zum LKW ist." Ein wettbewerbsfähige Alternative "Die Zeiten, in denen gesagt wurde, dass der KV immer teurer ist als der LKW, die sind offenbar vorbei", interpretiert Wittenbrink dieses Ergebnis. Wobei er ein paar einschränkende Bemerkungen hinzufügt: "Für die Unternehmen, die sich auf den KV ausgerichtet haben, ist dieser Transport eine wettbewerbsfähige Alternative, gerade auf den Langstrecken." Er zählt noch weitere Faktoren auf, die stimmen müssen, wenn sich der KV lohnen soll: die Paarigkeit von Transporten, nicht zu lange Entfernungen im Vor- und Nachlauf sowie ein regelmäßiges und möglichst großes Aufkommen auf einer Strecke. "Wer nur ab und an einen Stellplatz auf einem Zug benötigt, für den ist der KV sicher kein lohnendes Geschäft", sagt Wittenbrink. Für die Mehrzahl der Verlader, die sich auf den KV eingelassen haben, offenbar schon. Und wie urteilen die Dienstleister? Auf die Frage, warum sie den KV nutzen, wird an erster Stelle die Umweltfreundlichkeit des KV genannt (80 Prozent), bei Mehrfachnennungen aber kein überraschendes Ergebnis. 62,2 Prozent weisen darauf hin, dass der KV es ihnen ermöglicht, mit wenig Fahrzeugen und Fahrern ein großes Ladungsvolumen zu bewegen. Jeder Zweite (51,1 Prozent) nennt die Möglichkeit, 44 Tonnen statt 40 Tonnen transportieren zu können. Dass der KV eine preisgünstige Alternative zum LKW ist, erwähnen hingegen nur 40 Prozent der Dienstleister. Ein Grund für diesen im Vergleich zu den Verladern geringen Anteil könnte sein, dass die Dienstleister direkt mit den Unwägbarkeiten des KV zu tun haben und damit auch mit dem zusätzlichen Aufwand, von dem der Verlader kaum etwas spürt. Aber in Summe gilt: Der KV ist ein Wachstumsmarkt. Denn von den 202 befragten Unternehmen vertreten 58 Prozent die Ansicht, dass der Anteil des KV am Modal Split zunehmen wird. 38 Prozent gehen von einer Konstanz aus, während nur 4 Prozent eine sinkende Bedeutung vorhersagen. Interessant ist der Vergleich mit den Ergebnissen von vor drei Jahren, als den Unternehmern die gleiche Frage gestellt wurde. Damals rechneten nur 36 Prozent mit einer zunehmenden Bedeutung des KV (siehe Grafik unten).

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