Geiz war

Wegen ihrer sprichwörtlichen Standhaftigkeit werden Scanias V8-LKW gebraucht teuer gehandelt Geiz war gesternUnter den V8-Varianten von Scania scheint der R500 noch die vernünftigste zu sein. Der 16-Liter steht für Langlebigkeit, hohe Kraftreserven und enormes Drehmoment. Stellt sich die Frage, ob man mit 500 PS auch noch wirtschaftlich unterwegs sein kann.Mag Scania die Abgasrückführung weiter propagieren, der SCR-Motor im R500 deklassiert sein 120 PS stärkeres Euro-4-Pendant – das nicht schneller, dafür umso trinkfreudiger ist!Kein Wunder, dass 70 Prozent aller V8-Verkäufe von Scania in Deutschland auf den R500 entfallen. Einzige Schwäche dieses fantastischen Triebwerks ist die verhältnismäßig schwache Motorbremse. Scania weiß um die Defizite und propagiert einen Retarder. Der bietet ordentliche Verzögerungswerte und seine Einbindung ins Betriebsbremsen-Management und die automatisierte Schaltung ist gelungen.Seit Opticruise auf dem Markt ist, arbeitet Scania an ständigen Verbesserungen der automatisierten Schaltung. Die Bedienung über den rechten Lenkstockhebel ist einfach und logisch. Kompakt ist die Anordnung der Gangvorwahl über einen Drehschalter. Schalten kann der Fahrer dann durch Ziehen und Drücken des Hebels.Die Schaltgeschwindigkeit ist allenfalls durchschnittlich. Dafür laufen die Gangwechsel sehr sanft ab. Weil der Schwede zum Übersetzungswechsel die Kupplung nicht öffnet, gibt‘s kaum Verschleiß. Kupplungsstandzeiten jenseits der 600.000 km sind verbürgt. Der schnelle Leistungsaufbau des V8 überspielt zudem die kleinen Mankos der Schaltung gekonnt. Rangier- und Abbiegemanöver laufen problemlos.Beim Rangieren wünscht man sich einen kürzer übersetzten Rückwärtsgang. Ansonsten passen die Abstufungen. Die Kupplung arbeitet beim manuellen Anfahren gut. Auch die Kombination mit der Rollsperre funktioniert bestens. Eine direkte Lenkung vermittelt optimalen Kontakt zur Fahrbahn – natürlich auch mit dem Nachteil, dass auf sehr schlechten Straßen leichte Stöße durchkommen – dafür lässt sich keine Spurrillenempfindlichkeit feststellen. Auch bei starken Bremsmanövern bleibt der R ruhig in der Spur.Das Federungsverhalten ist mit der optionalen Vierbalg-Luftfederung ordentlich. Bei der Teilbeladungsfahrt verschiebt es sich in Richtung „rustikal“. Leider flattern noch immer die Spiegel. Eine Weitwinkelkamera, ein großes Blickfeld in den Rückspiegeln, leidlich schmale Fensterstege und eine gute Sicht nach oben führen zu einer ausgezeichneten Übersichtlichkeit. Nach wie vor regelt die Klimaanlage nicht konstant, obwohl niemand an den gut bedienbaren Reglern der Heizungs-/Lüftungsanlage gedreht hätte. Die serienmäßig elektrisch bedienbare Dachluke sorgt für schnellen Luftaustausch, erhöht aber das ansonsten sehr angenehme Innengeräusch beträchtlich.Schon die luftgefederten und vielfach verstellbaren Komfortsitze bieten ausgezeichnete Rückenunterstützung und viel Seitenhalt. Eine Domäne des Scania ist unbestritten der perfekte Fahrerplatz, mit weitem Lenkradverstellbereich, im Halbrund angeordneten Bedienelementen und klaren, gut ablesbaren Instrumenten. Die volle Breite des Bettes lässt sich nur nutzen, wenn die Sitze nach vorne geschoben werden. Die Tasten des Multifunktionslenkrades liegen griffgünstig.Ein äußerst praktisches Merkmal – das sonst nur noch MAN bietet – ist der per Pedal aktivierbare Bremstempomat. Die Integration von Betriebsbremse, Motorbremse und Retarder gelingt Scania sehr gut. Im Automatikmodus mit dem im Lenkrad aktivierbaren Tempomaten braucht der Fahrer nichts mehr zu tun.Nach wie vor ist Scania bei den Serviceintervallen Schlusslicht – 60.000 km sind reichlich wenig, Das ist vor allem bitter, wenn die sich bei Biodieselbetrieb nochmal halbieren. Wenigstens stattet Scania alle hier zugelassenen Fahrzeuge mit einer Zentralschmieranlage aus. Wenig wartungsfreundlich: die hydraulische Kupplung. Anachronistisch mutet der Ölpeilstab unter der Wartungsklappe an. Inzwischen liefern die Schweden ein komplettes Paket an Fahrassistenzsystemen. ESP regelt rechtzeitig und sicher. Abstandstempomat und Spurbindungsassistent erfüllen die Erwartungen. Nur der Preis – über 6000 Euro – dürfte abschrecken, auch wenn ein Unfall teurer ist. Mit der jüngsten Preiserhöhung driftet der „R“ wieder weg – zumal er bislang weder billig noch üppig ausgestattet wäre.Letztlich glänzt der R500 mit einem hohen Leistungsvermögen und hoher Zuverlässigkeit. Ein Sparmeister ist er nicht. ❙❚■ Gerhard GrünigDie volle Bettbreite lässt sich nur mit vorgeschobenen Sitzen nutzen. Der Fahrerplatz ist vorbildlich mit großem Sitz- und Lenkradverstellbereich. Ein Traum der Berufsgenossenschaft: Der vordere Aufstieg. Insgesamt fehlt es im Highline an Stauraum und BewegungsfreiheitScania DC16 09 500; Bauart: wassergekühlter Achtzylinder-V-Motor mit Singleturbo und LLK; Ventile pro Zyl.: 4; Bohrung x Hub (mm): 127 x 154; Hubraum (l): 15,6; Verdichtung: 17,0:1; Einspritzsystem: Pumpe-Düse, Achtloch-Einspritzdüsen; Leistung PS (kW) bei U/min: 500 (368) bei 1800; max. Drehmoment (Nm) bei U/min: 2500 bei 1000-1350; Euro 5 mit SCRDrehstromgenerator: 100 A; Batterien: 2 x 175 Ah; Startermotor: 6,6 kW; Hauptscheinwerfer: Xenon (Serie: H4); Nebel-/Fernscheinwerfer: Halogen/H4Hersteller: Scania; Typ: GRS900R; Schaltung: 12 Gänge, automatisiert; Getriebespreizung: 16,38-1,0; Kupplung: ZF Sachs; Durchmesser (mm): 430; Betätigung: hydraulisch; Typ: MFZ 430Antriebsachse: Scania; Typ: AD1302; Art: Hypoidachse; Achsübersetzung: i=2,82; Federung: Vierbalg (Option)-Luftfederung mit Teleskopstoßdämpfern und Querstabilisator; VA: Scania; Typ AM740; Art: gekröpfte Faustachse; Federung: Zweiblatt-Parabelfederung mit Teleskopstoß-dämpfern und Querstabilisator; Lenkung: ZF; Typ: Servocom 8098; Übersetzung: 17,0-20,0:1; Lenkraddurchmesser (mm): 430Zweikreis-Druckluftbremsanlage, innenbelüftete Scheibenbremsen rundum; Federspeicher-Feststellbremse auf die HA wirkend; Motorbremse: Auspuffklappe; Retarder: Scania (Option, im Testfahrzeug verbaut)Radstand (mm): 3700; L x B x H (mm): 5940 x 2550 x 3580; Gewicht (Testfahrzeug): 7700 kg; Testgewicht: 40.200 kgDarf‘s etwas mehr sein?Gut, der R500 ist teurer, schwerer und braucht mehr. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass er eine Million Kilometer locker wegsteckt, als Gebrauch-ter gesucht ist und teurer bezahlt wird. Mit entsprechender Fahrerschulung lässt sich der Mehrverbrauch in Grenzen halten und die Fahrer sind mit Sicherheit zufriedener. Es hat noch immer einen besonderen Klang, wenn‘s heißt: „Ich fahre einen Scania-V8!“ Dass der „R“ nicht so wertig aussieht wie der 144er hat sich herumgesprochen. Letztlich sollte man klotzen und nicht kleckern: Zum V8 gehört eine Topline-Kabine!VR-TesterGerhard GrünigFazitKlar gezeichnete, gut ablesbare Instrumente, eine bedienfreundliche Schaltautomatisierung und ergonomisch gestaltete Schalter kennzeichnen die R-BaureiheVerbrauch und Geschwindigkeit auf der 350,4-km-TeststreckeEtappe l/100 km km/h1. Leichte Landstraße 24,2 km 32,6 61,2B 13 Lohhof - A 9 Allershausen2. Medium Autobahn 84,0 km 31,3 85,4A 9 Allershausen - A 93 Regensburg3. Schwere Autobahn 64,7 km 34,0 84,3A 93 Regensburg - A 3 Neumarkt4. Schwere Landstraße 65,7 km 43,8 59,5B 299 Neumarkt - A 9 Hilpoltstein5. Leichte Autobahn 111,8 km 30,6 85,2A 9 Hilpoltstein - A 92 Lohhof Durchschnitt: 34,0 76,91 (max. 8%, 1,1 km)Zeit: 1,48 min, vmin 40 km/h, Gang: 8 bei 1530/min2 (max. 10%, 1,2 km)Zeit: 1,60 min, vmin 41 km/h, Gang: 8 bei 1590/min3 (max. 6%, 2,6 km)Zeit: 2,91 min, vmin 51 km/h, Gang: 9 bei 1600/minAutobahn (Kindinger Berg, A 9) Zeit: 3,37 min, vmin 73 km/h, Gang: 11 bei 1420/min1 Iveco Stralis 440S54 AS Euro 32 MAN TGA 18.530 XXL Euro 33 Actros 1855 LS Euro 58 Scania R500 Highline Euro 54 Scania R580 Topline Euro 35 Scania R620 Topline Euro 4 6 Volvo FH520 XL Euro 57 Volvo FH16-610 XL Euro 3Anfahrverhalten 9Leistungsverlauf 9Nutzbarer Drehzahlbereich 9Tempomat-Regelung 9Geräusche/Vibrationen 8 erreichte Punkte 44 kräftiger Achtzylinder, weit nutzbares Drehzahlband, harmonische Leistungsentfaltung metallisch klingendes Nebengeräusch im mittleren DrehzahlbereichBedienung 10Schaltstrategie 8Abstufung 9Gesamtübersetzung 9 erreichte Punkte 36 fahrerfreundliche Bedienung via Lenkstockhebel, angepasste Gesamtübersetzung niedrige Schaltgeschwindigkeit, zu lange übersetzter RückwärtsgangDosierbarkeit 9Ansprechverhalten 8Bremsleistung 9Motorbremse/Retarder 8 erreichte Punkte 34 leistungsfähige Scheibenbremsanlage mit guter Dosierbarkeit Bremsanlage spricht langsam an, Motorbremsleistung für 16 Liter Hubraum bescheidenLenkung 9Spurstabilität 9Wendigkeit 9Kurvenhandling 9Federung 8 erreichte Punkte 44 aktive Fahrwerksauslegung, exaktes Spurverhalten, direkte Lenkung Federung (Vorderachse) ist sehr straff abgestimmtFahrerplatz 9Lenkrad-/Sitzverstellung 9Instrumente/Armaturen 8Bedienung/Ergonomie 9Lüftung/Heizung 8Ablagen/Staufächer 8Sicht/Spiegel 8Platz/Wohnkomfort 8Schlaf-/Ruheplätze 8Serienausstattung 8Kabinenfederung 9 erreichte Punkte 92 ergonomische Fahrerplatzgestaltung, gute Kabinenfederung, übersichtliche Instrumente im Verhältnis hoher Motortunnel, eingeschränkte Platz- und Stauraumverhältnisse HerstellerTypMotorGetriebeBremseFahrverhaltenFahrerhausgesamtVerbrauchGeschwindigkeitGewichtVR-WINDEXScaniaR500 E5443634449225034,0 l/100 km76,97670 kg+++ScaniaR620 E4453734459325435,7 l/100 km75,47700 kg+++Mercedes1860 E5453636449525632,5 l/100 km77,18065 kg++++MAN TGA18.530 E333,1 l/100 km75,67700 kgk. A.Iveco Stralis440S54 E34233,9l /100 km75,67350 kgk. A.im Vergleich mit den WettbewerbernFazit: Mit der jüngsten Preiserhöhung ist der „R“ wieder etwas teurer geworden – was sich vor allem bei einigen Ersatzteilpreisen unangenehm bemerkbar macht. Immerhin schafft es Scania die V8 etwas leichter zu machen, als es die direkten Wettbewerber von Mercedes sind. Die sind dafür sparsamer, reparaturfreundlicher und insgesamt günstiger im Unterhalt.Durch eine Umstellung im Bewertungsschema liegen für die im alten Modus getesteten Wettbewerber keine vergleichbaren Zahlen vorWirtschaftlichkeitsberechnungDer VR-WIrtschaftlichkeitsiNDEX bewertet die wichtigsten Kriterien beim Kauf eines Fahrzeugs. +++++ = sehr gut; + = schlecht. Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit bezieht sich auf den mit 40 Tonnen gefahrenen Profi-Test.Verbrauch: +++Geschwindigkeit: +++++Gewicht: +++Wartungsintervall: +++Diagnosesystem: +++Fahrerinformation: +++Wartungsfreundlichkeit: +++Ersatzteilpreise: ++++Grundpreis: ++++Ausstattung: ++++Gesamtwertung: +++Alle Werte vergleichbar Jeden VR-Profi-Test begleitet der redaktionseigene 40-Tonnen-Zug, ein Mercedes Actros 1846 mit Schmitz-Cargobull-Curtainsider. Mit dieser Kombination haben wir unter Normalbedingungen (windstill, trocken, 20°C) einen Basiswert für die Verbrauchsmessung erfahren. Ändern sich bei der Testfahrt die äußeren Bedingungen durch Wind, Regen oder Temperatur, geht auch der Verbrauch des Referenz-LKW nach oben oder unten. Um diese Abweichung können wir die Verbrauchswerte des jeweiligen Test-LKW korrigieren und schaffen so eine Basis, alle Werte unserer jeweiligen Einzeltests vergleichbar zu machen. Da die Messwerte je nach Witterung um bis zu zehn Prozent abweichen, halten wir eine vergleichende Darstellung ohne Referenz-LKW für unseriös. Übrigens testet auch die Industrie grundsätzlich nur mit Referenz-LKW – weil es so am genauesten ist. Bei Fahrzeugen mit SCR-Technik rechnen wir den AdBlue-Verbrauch anteilig (1 l AdBlue entspricht 0,6 l Diesel) in den angegebenen Dieselkonsum ein.Fazit

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