Paris. Mit der internetgestützten Lieferung von Frischfleisch, Käse, Meeresfrüchten und anderen Frischwaren hat sich die französische Staatspost La Poste ein neues Geschäftsfeld eröffnet. Die vor zwei Jahren gegründete Tochter Chronofresh der KEP-Sparte Chronoposte beliefert nach einem regionalen Teststart in der Bretagne, dem Zentrum der heimischen Lebensmittelindustrie, nun landesweit Kunden - darunter Restaurants, Metzgereien und Käsehändler. Derzeit kommt der neue Service pro Tag auf drei- bis viertausend Auslieferungen. Vierzig Prozent entfallen davon auf den Bedarf kleiner Supermärkte, wie sie vor allem in Paris in den letzten Jahren zahlreich eröffnet worden sind und den großen Selbstbedienungs-Warenhäusern an den Stadträndern mehr und mehr den Rang ablaufen.
Große Handelsketten wie Métro France versorgen über Chronofresh ihre kleinen und mittleren Abnehmer mit Nachschub. Kleinere als die traditionellen Paletten-Lieferungen entsprechen mehr und mehr den neuen Gegebenheiten, weil Klein-Supermärkte zur Lagerung größerer Warenmengen nicht genügend Platz haben. Dies gilt wiederum insbesondere für Paris.
Den diesjährigen Jahresumsatz schätzt die Chronofresh-Leitung auf 17 bis 20 Millionen Euro. Bis 2020 soll er sich mindestens vervierfacht haben, lautet das Ziel. Das Unternehmen setzt zwei Kühlbehältertypen ein: einen für Tiefkühlware mit minus 18 Grad, den zweiten für normale Frischware mit Temperaturen zwischen 0 und 4 Grad. Geliefert wird am nächsten Vormittag vor 13 Uhr. Die Pakete sind auf ein Gewicht von 30 Kilogramm begrenzt. Man könne mit dem System jetzt auf den Einsatz von Lkw verzichten, hebt Christoph Desgens hervor, der dem Unternehmensbereich Chronopostfood vorsteht.
24 Millionen Euro Investitionssumme
24 Millionen Euro hat die Post zur Einrichtung des neuen KEP-Service investiert. Das Geld floss unter anderem in die Errichtung zahlreicher Agenturen sowie vor allem fürdie entsprechend benötigten speziellen Isotherme-Behälter. Gestützt auf das bestehende Chronopost-Netz konnte der Finanzaufwand etwas geringer gehalten werden. Für ein Paket von fünf bis sieben Kilo verlangt Chronofresh zwischen 15 und 20 Euro. Das Postunternehmen hofft, ab 2019 rentabel arbeiten zu können. Als profitable Zukunftsperspektive könnte sich erweisen, dass immer mehr Stadtverwaltungen größerer Städte ihre Straßen immer häufiger vollgestopft und blockiert sehen durch Anlieferungen verschiedenster Art und auf Abhilfe sinnen. Möglich, dass sie es irgendwann vorziehen, Lieferungen über den letzten Kilometer einem einzigen Service zu übertragen.
La Poste ist auf dem Markt für KEP-Service im Bereich des Internethandels in Frankreich als Erste erschienen - noch vor Amazon Fresh. Das Angebot ist momentan noch konkurrenzlos. Der Unterschied zum traditionellen KEP-Gewerbe liegt darin, dass Chronofresh auch kleinere Mengen zur Beförderung akzeptiert. Ferner müssen für den neuen Lieferservice auch keine zusätzlichen speziellen Fahrzeuge angeschafft werden. Chronopost und Chronofresh teilen sich die bestehenden. (jb)