Frachtraten vom Boom unbeeindruckt

Frachtraummangel: Für viele Unternehmen in der Transport- und Logistikbranche war es das Thema des Jahres 2017. Egal ob die Logistikdienstleister oder die Vertreter der verladenden Wirtschaft: Der fehlende Laderaum (der auf einem Mangel an Lkw-Fahrern beruht) hat beide Seiten im letzten Jahr stark beschäftigt. Angesichts der großen Nachfrage und des beschränkten Angebotes könnte man meinen, dass auch die Preise für Lkw-Transporte explodiert sind. Doch was dazu bislang aus dem Markt zu hören war, wird jetzt durch die Zahlen bestätigt, die die VerkehrsRundschau (VR) für ihren Transportpreisindex erhoben hat: Die Frachtraten sind zwar gestiegen, aber doch sehr gemächlich. Der VerkehrsRundschau-Index hat sich um 0,93 Prozent von 122,08 Punkten (zweites Quartal 2017) auf 123,23 Punkte nach oben bewegt. Pro Quartal nur 0,31 Prozent mehr Bei den Zahlen ist zu berücksichtigen, dass die Steigerung sich auf das zweite Quartal 2017 bezieht und nicht wie sonst beim VR-Index üblich auf das Vorquartal. Für das dritte und vierte Quartal 2017 sind keine Daten erhoben worden, sodass die Angaben zu den Veränderungen sich nicht auf einen Zeitraum von drei Monaten beziehen, sondern auf neun Monate. Vor diesem Hintergrund erscheinen die 0,93 Prozent erst recht gering, da sich bezogen auf das Quartal lediglich ein Anstieg von 0,31 Prozent ergibt. Aber zu berücksichtigen ist, dass das erste Quartal eines Jahres immer etwas ruhiger verläuft als die anderen Quartale im Jahr. Nicht selten geben die Frachtraten dann sogar nach. Verantwortlich dafür sind saisonale Gründe: Denn wenn es friert und der Winter hartnäckig ist, dauert es in der Regel etwas, bis auch die Nachfrage der verladenden Wirtschaft auftaut und wieder anzieht. Es gibt dann tendenziell ein Überangebot an Frachtraum. Daher sind in den letzten Jahren die Transportpreise im ersten Quartal eines Jahres häufig gesunken. Eine Ausnahme war das erste Quartal 2017, als der Index mit 0,74 Prozent so stark in die Höhe schoss, wie das in einem ersten Quartal zuletzt 2011 der Fall war. Dass im Jahresvergleich die Nachfrage nach Frachtraum in den letzten Monaten dennoch höher ist im Vergleich zum Vorjahr, geht auch aus dem Transportbarometer der Frachtenbörse TimoCom hervor. Demnach lag der Frachtüberhang (ausgedrückt in Anzahl an Frachtaufträgen zu Laderaumangeboten) in allen Monaten von November 2017 bis März 2018 über dem Überhang der entsprechenden Vorjahresmonate (siehe Grafik Seite 19). Die Angaben für den Monat März sind allerdings vorläufig und auf einen Tag bezogen. Die Zahlen von TimoCom zeigen zudem, dass vor allem Januar und Februar auftragsschwache Monate sind und 2018 wie im Vorjahr mehr Laderaum zur Verfügung stand als Nachfrage nach Laderaum. Einschränkend muss man allerdings darauf hinweisen, dass es sich hier ausschließlich um Transporte auf dem Spotmarkt handelt. Preise von Paletten bis zum Full Truck Zurück zu der Entwicklung der Frachtraten im VR-Index: Je nach Segment und nach Entfernung entwickeln sich die Transportpreise unterschiedlich. Bei den Segmenten wird im VR-Index unterteilt in Komplettladung, Teilladung und Palette und bei den Entfernungen nach Länge des Weges in Kilometer. VerkehrsRundschau-Abonnenten erhalten auf dem Profiportal VerkehrsRundschau plus unter dem Link www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen die entsprechenden Werte und noch zahlreiche weitere Informationen (siehe unterer Kasten Seite 18). Der Preisanstieg seit dem zweiten Quartal 2017 ist also überschaubar. Dies ist ein generelles Problem im Transportgewerbe. Die vielen kleinen Anbieter im Markt sowie vor allem die vielen ausländischen Unternehmen, die mit deutlich günstigeren Kosten am Markt operieren, führen zu einem enormen Preisdruck im Markt. Das belegen auch die Daten, die das Statistische Bundesamt (Destatis) jedes Quartal erhebt (siehe Grafik unten). Auch dort sind die Preise kaum gestiegen. Im Unterschied zum VerkehrsRundschau-Index lagen bei Redaktionsschluss (27. März) Daten nur bis zum dritten Quartal 2017 vor. Bei den von Destatis ermittelten Preisen ist zwischen dem zweiten Quartal 2015 und dem dritten Quartal 2017 kaum eine Veränderung zu beobachten. Der Anstieg beträgt gerade mal 0,47 Prozent. Zwischen dem zweiten Quartal 2015 und dem zweiten Quartal 2017 lag das Preisniveau sogar immer unter dem Wert aus dem zweiten Quartal 2015. Aber im Jahr 2017 zeichnet sich auch bei den Destatis-Daten ein Preisanstieg ab, wenn auch geringfügig. Im Vergleich dazu sind die Frachtraten im Schienengüterverkehr zwar stärker gestiegen, aber insgesamt auch nur moderat. Einen Einfluss auf die Entwicklung der Transportpreise nehmen auch die Kosten zur Erstellung der Leistung. Die im Fernverkehr tätigen Unternehmen mussten zwischen Juli 2017 und Februar 2018 nach Angaben des BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung) einen Anstieg der Gesamtkosten in Höhe von 2,04 Prozent verkraften. Demnach waren es vor allem die Fahrzeugeinsatzkosten, die zu der Verteuerung beigetragen haben, und hier wiederum die gestiegenen Preise für Diesel sowie für Reifen. Besonders die Entwicklung der Kraftstoffkosten ist bedeutsam. Damit werden Veränderungen bei den Frachtraten häufig von beiden Vertragsparteien - Dienstleister und Verlader - begründet oder finden mittels eines Dieselfloaters automatisch ihren Niederschlag in den Preisen. Auch wenn die Umsetzung häufig zeitverzögert erfolgt). Laut den Zahlen von Destatis sind die Preise für Dieselkraftstoff bei Abgabe an Großverbraucher (50 bis 70 Hektoliter) von 88,77 Euro je Hektoliter (Mai 2017) auf 92,63 Euro je Hektoliter (Februar 2018) gestiegen. Das ergibt einen Preisanstieg um 4,35 Prozent. Da Kraftstoffkosten laut dem BGL im Fernverkehr etwa 25 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, hat der Anstieg der Beschaffungspreise für Diesel die Gesamtkosten um gut ein Prozent erhöht. Somit entsprechen also die höheren Preise an den Zapfsäulen fast genau dem Anstieg der Frachtraten in diesem Zeitraum. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Dieselpreise trotz des Anstiegs in den letzten Monaten immer noch relativ niedrig sind. So lagen die Preise 2011 bis 2014 zum Teil deutlich über 100 Euro pro Hektoliter. Die Frachtraten sind also 2017 leicht gestiegen, die Kosten der Dienstleister aber ebenso. Stellt sich die Frage, ob die Transporteure und Spediteure dennoch Gewinne erwirtschaften konnten. Die VR hat die Dienstleister gefragt, welche Umsatzrendite sie 2017 erzielt haben. 81,5 Prozent berichten von einer positiven Umsatzrendite. 7,7 Prozent haben soeben eine schwarze Null erwirtschaftet, während ebenso 7,7 Prozent der Dienstleister mit einem Verlust das Jahr 2017 abgeschlossen haben. Ein Indiz dafür, dass trotz guter Auftragslage längst nicht alle Unternehmen in der Branche davon in Form von höheren Gewinnen profitieren. Und im Vergleich zum letzten Jahr fällt das Ergebnis sogar schlechter aus. Denn 2016 hatten nur 2,9 Prozent der Befragten angegeben, dass ihre Umsatzrendite negativ ausgefallen war. Mit Blick auf das laufende Jahr deuten die Aussagen darauf hin, dass sich an der insgesamt positiven Auftragslage nichts verändern wird. So hat die VR die Vertreter der verladenden Wirtschaft befragt, mit welchen am Umsatz gemessenen Aufkommen sie für 2018 rechnen. 54,1 Prozent gehen von einem leicht steigenden Auftragsvolumen aus (ein bis fünf Prozent), 16,7 Prozent erwarten ein stark ansteigendes Auftragsvolumen (über fünf Prozent). Von einem Rückgang gehen nur 6,3 Prozent aus, während 22,9 Prozent vorsichtig sind und für 2018 mit einem gleichbleibenden Volumen rechnen. Mit welchen Mengensteigerungen die Dienstleister rechnen und wie die Dienstleister und die Verlader die Entwicklung bei den Frachtraten im kommenden Quartal/ Jahr einschätzen, können Abonnenten der VR im Internet auf dem neuen Portal zu den Kennzahlen auf verkehrsrundschauplus nachlesen (siehe Kasten Seite 18). Bei dem Blick in die Zukunft ist derzeit keine Abschwächung der Nachfrage zu erwarten. So geht das Ifo-Institut für 2018 weiterhin von einem überdurchschnittlichen Wachstum in Höhe von 2,6 Prozent aus. Und auch die Befragung des Ifo-Instituts unter Straßengüterverkehrsunternehmen im März zu ihren Erwartungen für das zweite und dritte Quartal 2018 fällt nicht mehr ganz so euphorisch aus wie in den Monaten zuvor, ist aber nach wie vor von Optimismus geprägt. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Transportpreise www.verkehrsrundschau.de/dossiers Erhebungsmethodik und Teilnehmer Was man zum VerkehrsRundschau-Index wissen muss Seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für Lkw-Transporte in Deutschland.Zur Methodik und ErscheinungsweiseIm ersten Quartal 2018 haben 113 Unternehmen bei der Befragung mitgemacht, etwas mehr Dienstleister als Verlader. Von den Dienstleistern haben 23,1 Prozent 20 und weniger Mitarbeiter. Bei den Verladern geben 73 Prozent an, mehr als 100 Mitarbeiter zu haben. Sie sind also durchschnittlich größer als die Dienstleister. Bei der Abfrage der Frachtraten sind nur bestimmte Transporte berücksichtigt worden. Die Güter sollten unspezifisch und palettierbar sein und keine besondere Handhabung erfordern. Folgende Kriterien nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung:- Entfernungen- Sendungsgrößen- Quell- und Zielraum - Transporte innerhalb und zwischen Ballungsgebieten- Art des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur - keine langfristigen Kontrakte- Preisbildung der Aufträge ohne Annahme einer Rückfracht Der Index erscheint vierteljährlich. Die Daten werden erhoben vom Marktforschungsinstitut Kleffmann. cd Plattform für Kennzahlen Mehr Daten zum VR-Index: für Dienstleister und Verlader eine wertvolle Hilfe im Alltag Die VerkehrsRundschau bietet Ihren Abonnenten ab sofort einen neuen Service. Unter www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen finden Sie weitere interessante Zahlen, die wir zum VR-Index erhoben haben und die ihnen im Alltag eine wichtige Orientierung sein können. Damit können Sie zum Beispiel vergleichen, ob Ihre Mengen und Ihre Frachtraten mit denen im Markt konform laufen. Ein unverzichtbarer Benchmark, zum internen Controlling und als wertvolle Hilfe in den Preisverhandlungen.Folgende Daten finden Sie dort aufbereitet:- Frachtraten unterteilt nach Komplett-, Teilladungen und Paletten und unterteilt nach Jahres- und Quartalsdaten- Frachtraten unterteilt nach Entfernungen in den letzten Quartalen- Blick in die Zukunft: die von den Logistikdienstleistern/ Verladern im kommenden Quartal/ Jahr erwarteten Frachtraten- Blick in die Zukunft: das von den Logistikdienstleistern/Verladern im kommenden Quartal/Jahr erwartete Transportaufkommen- Die Entwicklung des Aufkommens im vergangenen Quartal/im vergangenen Jahr bei Logistikdienstleister und Verlader- Weitere Daten zum Index, zum Beispiel zur Größe der Unternehmen.Zudem gibt es dort auch Daten zu den aktuellen Preisen von Paletten, die von Swoplo, einem Portal für Lademittel, zur Verfügung gestellt werden. Die Plattform der VerkehrsRundschau wird weiter ausgebaut: Noch in diesem Jahr werden weitere Kennzahlen erhoben. Somit liefert die VR ihren Lesern einen wichtigen Nutzwert für ihr tägliches Geschäft. cdMehr Informationen zum VR-Index finden Abonnenten unter: www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen

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