Stolpe. Schlaglöcher, aufgeplatzte Fahrbahnen: Über Asphalt machen sich Autofahrer in der Regel erst Gedanken, wenn er kaputt ist. Milliarden Euro kostet die Erneuerung und Instandhaltung des Straßennetzes den deutschen Steuerzahler jedes Jahr. Hinzu kommen unzählige Stunden, die Verkehrsteilnehmer an Baustellen im Stau stehen und sich über die verlorene Zeit ärgern. Ein Forschungsvorhaben an dem unter anderem die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und die Technische Universität Darmstadt beteiligt sind, will dem entgegenwirken.
Auf einem kleinen Abschnitt der Autobahn 111 bei Stolpe (Oberhavel) an der Grenze zu Berlin können Autofahrer jetzt mithelfen, den Straßenbelag der Zukunft zu erfinden. Dafür müssen sie bloß ihren PKW oder LKW steuern wie sonst auch. Aber unter ihnen registrieren gegenwärtig viele kleine Chips in der Fahrbahn Temperatur, Schichtdicke und andere Parameter. Das Projekt nennet sich „Prozesssicherer Automatisierter Straßenbau“ (PAST).
„Ziel ist, die Straßen leiser, sicherer und vor allem haltbarer zu machen“, sagt Wolf-Rainer Szameitat vom Brandenburger Landesbetrieb Straßenwesen. Szameitat war Bauleiter, als die 7,2 Kilometer Untersuchungsstrecke im vergangenen Herbst auf der A111 gebaut wurde. „Seitdem werden permanent Daten gesammelt, kontrolliert und ausgewertet.“
BASt und Bundesverkehrsministerium beteiligt
Neben der BASt und der Technischen Universität Darmstadt sind auch einige Bauunternehmen beteiligt. Das Bundesverkehrsministerium unterstützt das Forschungsvorhaben finanziell. Neben dem Abschnitt auf der A 111 gibt es weitere Untersuchungsstrecken auf der Bundesstraße 16 bei Ingolstadt und auf der A4 bei Jena, dort schon seit 2010.
Insbesondere der wachsende Schwerlastverkehr macht den Fahrbahnen zu schaffen. Tonnenschwere LKW strapazieren den Asphalt besonders stark. Hinzu kommen laut Szameitat witterungsbedingte Einflüsse wie Hitze oder im Winter Frost. Beim PAST-Projekt wird etwa erforscht, welche Konsistenz ein besonders widerstandsfähiger Asphalt haben müsste und bei welcher Temperatur man ihn am besten verlegt. Die bei Stolpe, Jena und Ingolstadt gesammelten Daten gehen dann zum PAST-Projektführer, dem Bauunternehmen Kirchner, einer Tochter des Strabag-Konzerns.
Einige Zwischenberichte lägen schon vor, seien aber noch „intern“, sagt Konzernsprecherin Birgit Kümmel. Vermutlich Anfang 2013 werde der TÜV Rheinland den Schlussbericht veröffentlichen. Am Ende könnte der Asphalt der Zukunft stehen, der allen Widrigkeiten trotzt. Eine lohnende Investition angesichts der Kosten zur Straßensanierung: Das Bundesverkehrsministerium rechnet für die Erhaltung der deutschen Fernstraßen in den Jahren 2011 bis 2015 mit Kosten von mehr als 12,5 Milliarden Euro. (dpa/bw)