Der Bundestagt hat in einer ersten Lesung über die Fachkräftestrategie der Regierung debattiert. Wie der Bundestag weiter mitteilt, stieß die Strategie auf ein geteiltes Echo. Unter andererem kritisierte demnach die Union die Strategie als verfehlt und chaotisch.
Die Strategie der Bundesregierung sei von einem Durcheinander an Maßnahmen geprägt, die das Problem nicht lösten. Die CDU/CSU-Fraktion fordert eine zentrale Einwanderungsbehörde, um die Zuwanderung zu erleichtern. Die Linke mahnte an, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Die Bundesregierung betonte in der Debatte, auch inländisches Potenzial heben zu wollen und nicht nur auf Zuwanderung zu setzen.
"Das Wichtigste ist, dass wir die inländischen Potenziale nutzen."
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil
„Wenn wir nicht alle Register ziehen, wird der Fachkräftemangel zur dauerhaften Wachstumsbremse für Deutschland“, warnte Bundesarbeitsminister Heil. Wenn alle inländischen Register gezogen seien, wozu auch mehr Weiterbildung und Frauenerwerbstätigkeit gehörten, dann brauche das Land zusätzlich qualifizierte, unbürokratische Zuwanderung. Im Anschluss an die Debatte überwies der Bundestag die Strategie an den Ausschuss für Arbeit und Soziales.
DIHK Fachkräftereport: Engpass über alle Branchen hinweg
Außerdem hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag Ergebnisse aus seinem DIHK-Fachkräftereport vorgestellt. „Es gibt nicht die eine Lösung gegen den Fachkräftemangel in den Betrieben“, so der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks.
Viele der wichtigen Handlungsfelder greife die Fachkräftestrategie des Bundes auch auf: „Dazu gehören eine bessere Berufsorientierung zu den Chancen der Beruflichen Bildung, ein weiterer Ausbau der Infrastruktur zur Kinderbetreuung – Stichwort Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aber auch die Beschäftigung Älterer, die Integration von Arbeitslosen sowie Zuwanderung aus dem Ausland bieten noch Potenziale.“
Laut der Studie sind über alle Branchen hinweg 53 Prozent der Betriebe von Personalengpässen betroffen. Im Bereich Verkehr und Lagerei sind 65 Prozent der Unternehmen vergeblich auf der Suche nach Mitarbeitenden.
"Das Fehlen von Fahrern bei den Logistikbetrieben erschwert zunehmend die pünktliche Belieferung mit Endprodukten im Handel, aber auch mit Rohstoffen und Vorleistungen in der Industrie"
Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer
Maßnahmen: Bürokratie abbauen, Bildung stärken
Der DIHK hat die Unternehmen auch zu Maßnahmen befragt, mit denen sich die Rahmenbedingungen verbessern ließen. Auf Platz eins rangiert laut Studie der Abbau von bürokratischen Belastungen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen seien stärker von Berichts-, Dokumentations- oder Meldepflichten belastet, da sie oft kein eigenes zusätzliches Personal für solche Aufgaben haben, so der Verband weiter.
Am zweithäufigsten haben die Unternehmen den Wunsch nach einer Stärkung der Beruflichen Bildung genannt. Dazu zählen laut DIHK etwa eine praxisnähere Berufsorientierung auch an Gymnasien sowie eine Aufwertung der Berufsschulen. Das Werben für die duale Ausbildung sei ein entscheidender Faktor, um die Fachkräftebasis in Deutschland zu sichern.
Auch eine erleichterte Einstellung ausländischer Fach- und Arbeitskräfte könnte die Personalsituation nach Einschätzung der befragten Unternehmen verbessern. Weitere Punkte sind unter anderem die vermehrte Qualifizierung und effizientere Vermittlung von Arbeitslosen sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf über flexiblere und besser ausgebaute Betreuungsangebote. Auch würden sich Unternehmen laut Umfrage wünschen, dass eine Erwerbstätigkeit von Älteren gestärkt wird.