Frutigen/Visp/Schweiz. Mit der Eröffnung des fast 35 Kilometer langen Lötschbergtunnels hat Europa nach rund achtjähriger Bauzeit eine neue Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen. Das schon jetzt als Jahrhundertbauwerk bezeichnete Projekt wurde am Freitag mit dem symbolischen Durchbruch eines 1300 Tonnen schwerer Güterzuges in Frutigen im Kanton Bern durch eine Papierwand offiziell in Betrieb genommen. Die Strecke soll ab Dezember sowohl für den Personen-, vor allem aber für den Güter- und Schwerverkehr voll ausgelastet werden. Der Lötschberg-Basistunnel vom Berner Oberland ins Wallis ist mit 34,6 Kilometern Länge bis zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels 2016 der längste Eisenbahntunnel der Schweiz und neben dem Seikan-Tunnel in Japan und dem Eurotunnel der drittlängste Bahntunnel der Welt. Der weitgehend einspurige Verkehrsweg ist mit Baukosten in Höhe von etwa 5,3 Milliarden Franken (3,2 Mrd Euro) Teil der Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT) und soll vor allem der Schweiz dabei helfen, noch mehr Lastwagen auf die Schiene zu verlagern. Ab Dezember sollen auch 42 Personenzüge täglich den Tunnel mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometern passieren können. Die Fahrgäste profitieren dabei von stark verkürzten Reisezeiten etwa in die Hauptstadt Bern. Ziel der NEAT ist es, einen durchgehenden Schienenverkehr für Lastwagen von Rotterdam bis Genua anzubieten. EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot sagte der Schweiz die Unterstützung für ihre Verkehrspolitik zu. „Ihr habt verstanden, dass wir unbedingt den Verkehr von der Straße auf die Schiene bringen müssen“, sagte Barrot. Die EU-Kommission werde bei der weiteren Verwirklichung der großen EU-Verkehrswege ihre Verantwortung übernehmen. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee sprach von einem „historischen Moment“. Er kündigte an, dass die deutschen Zufahrtsstrecken für den Nord-Süd-Verkehr rechtzeig voran getrieben würden. (dpa)
Europa hat neue Nord-Süd-Verbindung
Lötschbergtunnel eröffnet: Die Strecke soll ab Dezember sowohl für den Personen-, vor allem aber für den Güter- und Schwerverkehr voll ausgelastet werden