Brüssel. Nach einer Zwangspause in der Corona-Krise nehmen die EU und Großbritannien einen neuen Anlauf, ihre künftigen Beziehungen nach dem Brexit zu klären. Drei neue Verhandlungsrunden im April, Mai und Juni sollen endlich Fortschritte bringen, wie EU-Chefunterhändler Michel Barnier und sein britischer Kollege David Frost am Mittwoch nach einer Videokonferenz mitteilten.
Eine Verlängerung der Verhandlungsfrist lehnt Großbritannien nach wie vor ab, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte. Frost habe die Position von Premierminister Boris Johnson unterstrichen, dass er keine Absicht habe, die Übergangsphase auszudehnen.
Diese Übergangsphase gilt seit dem britischen EU-Austritt Ende Januar bis zum Jahresende. Deshalb hat sich trotz des Brexits im Alltag fast noch nichts geändert: Großbritannien gehört weiter zum EU-Binnenmarkt und zur Zollunion, hält sich an EU-Regeln und zahlt in den Haushalt ein. Gelingt in der Frist jedoch kein Vertrag über die künftigen Beziehungen, droht ein harter Bruch mit heftigen Turbulenzen für die Wirtschaft.
Eine Einigung ist bisher nicht in Sicht. Eine erste Verhandlungsrunde im März verlief holprig. Kurz darauf gab Barnier eine Coronavirus-Infektion bekannt und auch Frost begab sich in Quarantäne. Zuletzt liefen nur Expertengespräche über mögliche Vertragstexte. In den weiteren Verhandlungsrunden müssten nun bis Juni „wirkliche, greifbare Fortschritte“ erzielt werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Die EU-Seite hält die Verhandlungsfrist für zu kurz und dringt auf eine Verlängerung, was noch bis Juni möglich ist. Auch der schottische Politiker Ian Murray von der oppositionellen Labour-Partei forderte am Mittwoch „eine sofortige Verlängerung der Übergangsperiode wegen des Coronavirus-Ausbruchs“. Die britische Regierung müsse sich ganz auf die Bekämpfung der Pandemie konzentrieren, für alles andere sei nun keine Zeit. (dpa/ja)