Berlin. Das automatisierte und vernetzte Fahren ist ethisch geboten, wenn die Systeme weniger Unfälle verursachen als menschliche Fahrer. Darauf stellte Expertengruppe aus Wissenschaftlern und Juristen sowie unter anderem Vertreter von Autobranche, Verbraucherschutz und vom Autofahrerclub ADAC klar, die für die Bundesregierung am Dienstag Leitlinien für automatisiertes und vernetztes Fahren vorgelegt hat. Die Technik solle Unfälle so gut wie unmöglich machen, heißt es darin. Wenn die Risikobilanz insgesamt positiv sei, stünden „technisch unvermeidbare Restrisiken“ dem nicht entgegen.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte in Berlin, die Ethik-Kommission unter Leitung des früheren Verfassungsrichters Udo Di Fabio habe Pionierarbeit geleistet. Das Ministerium hatte die Runde eingesetzt. Computer dürfen in Fahrzeugen in Deutschland künftig Fahrfunktionen übernehmen – der Mensch am Lenkrad muss aber immer wieder eingreifen können. Der Rechtsrahmen dafür war im Mai verabschiedet worden.
In ihrem Bericht empfiehlt die Ehtik-Kommission etwa, dass im Falle eines Unfalls Sachschaden stets vor Personenschaden geht und dass mögliche Opfer nicht nach Alter, Geschlecht und anderen Merkmalen unterschieden werden. „Eine Aufrechnung von Opfern ist untersagt“, heißt es. Bei der Haftung würden die Hersteller demnach stärker in die Pflicht genommen. „In jeder Fahrsituation muss klar geregelt und erkennbar sein, wer für die Fahraufgabe zuständig ist: der Mensch oder der Computer“, fordern die Experten. Wer fährt, müsse dokumentiert und gespeichert werden.
Für ethisch bedenklich halten die Experten eine vollständige Vernetzung und zentrale Steuerung sämtlicher Autos. Die Ethik-Kommission warnt vor einer Totalüberwachung der Verkehrsteilnehmer. Fahrzeughalter und -nutzer müssten „grundsätzlich über Weitergabe und Verwendung ihrer anfallenden Fahrzeugdaten“ entscheiden dürfen. Auch auf die Gefahr einer Manipulation der Fahrzeugsteuerung weist die Kommission hin. (dpa/ag)