VR-Testfahrt im neuen Actros L: Alle Innovationen auf einen Blick

An der Optik des erneuerten Actros L von Mercedes-Benz scheiden sich die Geister. Die einen finden ihn erfrischend anders, andere finden den Look des neuen Fernverkehrslastwagens aus Wörth am Rhein weniger gelungen, um es möglichst diplomatisch auszudrücken. Die technischen Angaben der neuen Hülle - "Pro-Cabin" genannt - welche der Diesel-Actros fast eins zu eins von seinem batterieelektrischen Schwestermodell "eActros 600" übernimmt, lesen sich allerdings überzeugend. Die neue Front fällt laut Hersteller um neun Prozent aerodynamischer aus, was einen großen Teil zur angegebenen Verbrauchssenkung von bis zu drei Prozent zum Vorgängermodell beitragen soll. Neues auch in den Kabinen Was angesichts solcher Werte schnell in den Hintergrund zu rücken droht: Auch innerhalb der Kabinen hat Mercedes-Benz Verbesserungen einfließen lassen. Von diesen durfte sich die VerkehrsRundschau bereits auf einer ersten Testfahrt rund um das Messegelände in Hannover überzeugen. Die für uns wichtigste Veränderung erwacht nach dem einleitenden Satz "Hey Mercedes" zum Leben. Dadurch startet die neue Sprachbedienung, mit der sich beispielsweise das Navi programmieren oder Temperatur und Luftführung ändern lassen. Auch Informationen über das Wetter kann das System liefern. Wir haben den Assistenten ausgiebig mit verschiedenen Stimmen und Dialekten konfrontiert, während der OM-471-Sechszylinder die 36 Tonnen des Sattelzuges beschleunigte, also deutliche Nebengeräusche vorhanden waren. Wirklich leiser ist es durch den Modellwechsel im Actros-Inneren nämlich nicht geworden - jedenfalls nicht im von uns gefahrenen "StreamSpace". Womit der Sternen-Laster weiterhin nicht zu den Leisetretern seiner Zunft gehört. Zumindest der Sprachbedienung ist dieser Umstand egal, denn die "verstand" unsere gegebenen Kommandos und führte sie anstandslos aus. Damit ist Daimler Truck der erste Hersteller eines europäischen Schwerlastwagens, dem die Entwicklung eines wirklich funktionierenden Sprachassistenten gelungen ist. Nach unserer Meinung eine umso wichtigere Verbesserung, als das Bedienkonzept des Actros nach wie vor zu den kompliziertesten am Markt zählt. Da schafft auch der nun - dank neuer unterer Leiste - etwas zielsicherer zu bedienende Sekundärbildschirm in der Mittelkonsole wenig Abhilfe. Was sonst noch positiv auffällt? Auf jeden Fall die neuen Sitzbezüge, die sich erfreulich rutschhemmender präsentieren als die bisherigen Veloursbezüge, die nach fortgeschrittener Nutzungszeit zudem zur Flusenbildung neigten. Weiter hinten im Fahrerhaus ist es ab sofort egal, ob man das obere oder untere Bett wählt, in beiden Fällen stützt sich die Matratze jetzt auf einen Holzlattenrost. Unten dürfte man trotzdem besser schlafen angesichts der super-bequemen und serienmäßigen Siebenzonen-Kaltschaummatratze plus 4,5 Zentimeter dickem Matratzentopper obendrauf. Eine weitere neue Option fand laut Mercedes-Benz auf Anregung vieler Fahrer/innen ins Programm. Die rechte ausziehbare Staukiste unter dem Bett lässt sich ab sofort als Kühlschrank ordern, wodurch der Actros nun mit zwei Kühlstätten das Werk verlassen kann. Und wenn man sowieso gerade die Spendierhosen anhat, warum nicht auch gleich noch ein Update in Sachen Licht? Denn die serienmäßigen LED-Scheinwerfer lassen sich über zwei Stufen zu Matrix-Scheinwerfen aufrüsten. Neue Hinterachsübersetzungen Beim Triebstrang übernimmt der neue Actros die jüngst aufgefrischten Reihensechszylinder OM 470, OM 471 und OM 473 mit Hubräumen zwischen 10,7 und 15,6 Litern. Angeflanscht wird das ebenfalls schon im Vorgängermodell verbaute automatisierte Schaltgetriebe "Powershift 3 Advanced". Das Mercedes-eigene Getriebe gefällt in seiner jüngsten Entwicklungsstufe mit schnellen und stets sauber ausgeführten Gangwechseln. Da sollte auch der Umstand kein Problem darstellen, dass auf die Schaltbox an Bergen in vielen Fällen mehr Arbeit zukommen dürfte. Denn im Rahmen des Modellwechsels nahm Mercedes-Benz auch neue, längere 2,27er-Hinterachsübersetzungen ins Programm. Die sollen das Drehzahlniveau bei Reisetempo 85 auf knapp 1000 Touren absenken, wodurch an Steigungen dann naturgemäß schnell eine Rückschaltung fällig wird.

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