Eine Lösung für zwei Einheiten

Mit neun Lkw-Zügen ist Frankfurt Road Cargo (FRC) regelmäßig in Europa unterwegs. Die frühere Deutschland-Tochter des schweizerischen Logistikdienstleisters Fischer Road Cargo, die seit 2013 unter ihrem heutigen Namen firmiert, bedient mit ihren Gefahrgut-, Triebwerks-, High Value- und Kühltransporten Kunden in ganz Europa. Bei der GPS-überwachten Fahrzeugverfolgung müssen die FRC-Disponenten auf zwei Telematikportale zugreifen. Die Zugmaschinen checken sie mit MAN Telematics, für die gezogenen Einheiten nutzen sie Trailermatics von Novacom Europe. "Unsere Kunden wünschen ausdrücklich Temperatur- und Türschlossdaten", sagt FRC-Geschäftsführer Hermann Schlienbecker. "Solche Informationen liefert die MAN-Lösung nicht." Für die Spedition ist das Jonglieren mit zwei Systemen kein Problem. "Unsere Mitarbeiter haben sich an diese Arbeitsteilung gewöhnt", versichert Schlienbecker. "Mit MAN Telematics erhalten sie Informationen, welche ausschließlich für uns wichtig sind." Anhand der Fahrzeug- und Tourendaten erkennen sie, wie Fahrer Kraftstoffverbrauch und Teileverschleiß reduzieren können. Wie viele Disponenten haben sich die FRC-Mitarbeiter mit einer Situation arrangiert, die sie nicht ändern können. Wer Zugmaschine und Trailer überwacht, muss Daten aus zwei Telematiksystemen auslesen. Mit einer Komplettlösung für beide Einheiten kann der Markt noch kaum dienen. Verzahnung mit Trailertelematik Auch MAN Telematics, FleetBoard und andere Produkte, die von den Lkw-Herstellern vertrieben werden, bestehen im Kern aus zwei Lösungen. "Der Kunde, der Trailer-Daten auslesen will, muss mit dem kooperierenden Partner einen eigenständigen Vertrag abschließen", betont Dietrich Müller, Geschäftsführer Daimler FleetBoard. Mit Trailer Data bietet die Herstellertochter einen Service an, der Daten aus den im Fahrgestell und Ladungsraum der Trailer verbauten Sensoren ausliest. Allerdings nutzt man hierfür die Telematikdienste von Krone und Schmitz Cargobull, den dominierenden Herstellern im Aufliegermarkt. Die eigentliche FleetBoard-Lösung kann lediglich den Trailer über das elektronische Bremssystem anhand der Fahrzeugidentifikationsnummern (FIN) identifizieren und ermitteln, ob die Einheit an- oder abgekoppelt ist. "Der Kunde erfährt, ob der richtige Trailer angeschlossen ist und welchen Standort dieser gerade hat", so Müller. Allerdings bietet FleetBoard diesen Service nur für Mercedes-Benz-Lkw der neuesten Generation an. Eigene Lösungen oder Systempartner Die Lösungen von MAN, Scania und weiteren Lkw-Herstellern sehen ähnlich aus. Wer nicht nur die ziehenden, sondern auch die gezogenen Einheiten überwachen will, muss die Telematiklösungen der Trailer-Hersteller nutzen. Deren Konzepte unterscheiden sich: Während Schmitz Cargobull und Kögel eigene Produkte entwickelt haben, kooperieren andere Hersteller mit Systempartnern - Krone etwa mit Novacom Europe. Fiegl arbeitet mit dem Anbieter Dreyer + Timm zusammen. "Wir haben Krone-Anlagen modifiziert und Krone-Personal geschult, sodass unsere Hardware direkt in der Trailer-Produktion verbaut werden kann", erläutert Nikos Kyvranoglou, Key Account Manager für Nordeuropa. Die Novacom-Lösung Trailermatics wird bislang europaweit in rund 40.000 Einheiten eingesetzt, der Marktführer ist Systempartner von weiteren Trailer-Herstellern wie Fruehauf und Lamberet. "Wir bleiben jedoch ein markenunabhängiger Anbieter", betont Kyvranoglou. Auch Dreyer + Timm legt Wert auf die Feststellung, dass seine RFID-gestützte Lösung "MyTrailer" in jeder Einheit installiert werden kann. Gleiches gilt für die drei Lösungen des Bremsenherstellers Wabco. Mit TX Trailerguard werden über Temperatur- und Türschlossdaten hinaus auch Brems- und weitere Fahrzeugdaten erfasst, mit TX Geo und TX können der aktuelle Standort auf dem Parkplatz und während einer Tour ermittelt werden. Stolz spricht Wabco vom "intelligenten Trailer", der Kosten reduziere und die Sicherheit erhöhe. Mit solchen Applikationen wirbt freilich jeder Anbieter von Trailertelematik. An Komplettlösungen tasten sich die Anbieter nur zögernd heran. Grundsätzlich gilt die Erfassung und Übertragung von fahrzeugübergreifenden Daten durch eine Hardware als schwierig. "Wir können gegenwärtig nur die Abbildung von Lkw- und Trailer-Daten in einem Portal anbieten", sagt Kögel-Sprecher Patrick Wanner. Mit solchen Lösungen werden vermutlich 2017 auch einige Lkw-Hersteller auf den Markt gehen. MAN hat mit der cloudbasierten Plattform RIO das passende Umfeld hierfür. Auf diesem Portal sollen alle Sendungs-, Transport- und Fahrzeugdaten, die innerhalb einer Supply Chain anfallen, abgebildet werden. Es geht voran auf dem Telematikmarkt Wesentlich weiter geht Idem Telematics. Mit dem Modulprodukt Cargofleet kann die Tochter des Achsenherstellers BPW über zwei Hardwares Truck- und Trailer-Daten ermitteln und abbilden. Mit diesem Produkt wird Idem vermutlich nicht lange allein im deutschen Markt sein. Auch der Wabco-Konkurrent Knorr Bremse will 2017 mit einer Komplettlösung auf den Markt gehen. Für das Telematikprodukt, das gegenwärtig mit dem britischen Anbieter Microlise realisiert wird, ist auch ein Zusatzmodul für Kühlspeditionen geplant. Vom Reifendruck über den Türverschluss bis hin zu den Innenraumtemperaturen sollen sie alle für eine Kühlkette relevanten Trailer-Daten erfassen. Es tut sich also was im Markt. Mehr dazu im Dossier "Telematik-Systeme" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Trailertelematik Integrierte Lösungen gesucht Für Tanja Sauer ist das Arbeiten mit unterschiedlichen Telematiklösungen ein Ärgernis. "Mit der Integration der Trailerdaten kann FleetBoard noch effizienter werden", ist die Qualitätsmanagerin von Impex Thermotrans überzeugt. Das Unternehmen in Wedel hat sich auf den Transport von Pharmaprodukten sowie Medikamenten spezialisiert und muss deshalb höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Die Kunden erwarten Dienstleistungen entsprechend des Good Distribution Practice (GDP)-Regelwerks. Gegen Fehler muss der Dienstleister Vorbeuge- und Korrekturmaßnahmen treffen. Wenn Abweichungen von den gewünschten Standards eintreten, hat er sofort einzugreifen. "Ich interessiere mich deshalb auch für Achslast-, Reifendruck- und andere Fahrzeugdaten der Trailer", sagt Sauer. Jetzt wünscht sich die Logistikerin, dass Fleet-Board möglichst schnell eine integrierte Lösung vorlegt. "Effizienzmaßnahmen müssen auf allen Ebenen konsequent zu Ende geführt werden", ist die Qualitätsmanagerin überzeugt. Bei den Zugmaschinen konnte sie das Potenzial bereits ausschöpfen. Mithilfe von FleetBoard-Auswertungen ermittelte Impex, welchen Beitrag vorausschauendes Fahren, reduziertes Bremsen, gezielte Tempomateinsätze und andere Maßnahmen zum verminderten Treibstoffverbrauch leisten. "Bei einer Flottenleistung von 180.000 Kilometern im Juni 2016 haben wir gegenüber dem Vergleichsmonat Juni 2014 im Schnitt 3,1 Liter weniger verbraucht", rechnet Sauer pro 100 Kilometer vor. Mit einer integrierten Lösung könnten weitere Einsparpotenziale noch leichter aufgespürt werden, mutmaßt sie. bot

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