Ein Masterplan?

"Nur wenn wir die Binnenschifffahrt modernisieren und mehr Güter auf die Wasserstraßen bringen, können wir erreichen, dass in Deutschland weniger CO2, weniger NOx und weniger Feinstaub ausgestoßen werden." Mit diesen Worten stellte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am 14. Mai 2019 den Masterplan Binnenschifffahrt vor. Er wurde gemeinsam mit Branchenverbänden, Wirtschaftsvertretern und weiteren Akteuren mit der Absicht erarbeitet, die Branche fit für die Zukunft zu machen. Das ehrgeizige Ziel: den Anteil der Binnenschifffahrt am Modal Split von derzeit sieben Prozent auf zwölf Prozent bis 2030 zu erhöhen. Nach derzeitigem Stand sei das allerdings eine erhebliche Herausforderung, meint Rainer Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbands Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB). Denn mit dem Ausstieg Deutschlands aus der Kohleverstromung bis spätestens 2038 fallen bereits vorher erhebliche Mengen an Massengut weg. "Dieses Transportvolumen in Gänze zu ersetzen halte ich für fast unmöglich", sagt Schäfer. Drei Transportbereiche geben Hoffnung Umso mehr muss sich die Binnenschifffahrt auf alternative Güterbereiche konzentrieren. Das wachstumsstärkste Segment ist seit Jahren der Containertransport. Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) geht davon aus, dass die Branche auch in Zukunft in diesem Bereich profitieren wird. Als weiteres Wachstumsfeld schätzt das BMVI Baustofftransporte ein. Diese würden in den nächsten Jahren voraussichtlich weiterhin von der guten Baukonjunktur profitieren und seien für die Binnenschifffahrt gut geeignet. Potenzial für die Zukunft biete außerdem der Transport von Großraum- und Schwergütern, wie Stahl- und Stahlbetonfertigteile für die Bauwirtschaft, Turbinen, Generatoren, Industrieöfen, Tanks oder Großfahrzeuge. Weg vom Image als "Stinker der Nation" Um die Güter aber zuverlässig, problemlos und schnell transportieren zu können, müssen die richtigen Rahmenbedingungen gegeben sein. Dafür soll der Masterplan mit seinen mehr als 90 Einzelmaßnahmen sorgen. Für Branchenunternehmen steht die Umsetzung bestimmter Projekte besonders im Fokus. So haben etwa für den Logistikdienstleister Contargo unter anderem eine umweltfreundliche Landstromversorgung und die Umsetzung der Förderrichtlinie für den Neu- und Umbau von Binnenschiffen mit umweltschonenden Antriebstechniken Priorität. Weitere wichtige Vorhaben des Masterplans sind die Abladeoptimierung am Mittelrhein, die zunehmende Digitalisierung bei Häfen und Wasserstraßen und die Konstruktion neuer Schiffsmodelle mit geringerer Abladung und Elektroantrieb. Eine klare Aussage erhofft sich BÖB-Geschäftsführer Schäfer von einer Untersuchung der Bundesanstalt für Gewässerkunde zu den Schadstoff-Ausstößen der Branche. "Sie wird zeigen, dass die Binnenschifffahrt tatsächlich ein umweltfreundlicher Verkehrsträger ist und nicht zu den Stinkern der Nation gehört, wie es oft zu lesen ist", betont er. Damit sich die Schadstoff- und Treibhausgas-Emissionen verringern, hat das BMVI eine neue Förderrichtlinie entwickelt, die ab Januar 2021 in Kraft treten soll. Sie soll Binnenschiffern einen Anreiz bieten, in umweltfreundliche Motoren mit Abgasnachbehandlungs-Systemen, alternative Antriebe, die Ausstattung an Bord mit digitaler Informationstechnik und Assistenzsystemen sowie in Umbaumaßnahmen für eine größere Einsatzfähigkeit bei Niedrigwasser zu investieren. Aktuell muss die Förderrichtlinie noch durch die Europäische Kommission notifiziert werden. Branchenvertreter wie Rainer Schäfer vom BÖB sind mit dieser Maßnahme und auch mit den anderen Vorhaben aus dem Masterplan soweit zufrieden. Allerdings müsse weiterhin konsequent an deren Umsetzung gearbeitet werden und es dürfe nicht bei Absichtserklärungen bleiben. Mehr zum Thema finden Sie unter #Binnenschifffahrt www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Für eine umweltfreundlichere Logistik will die Bundesregierung den Gütertransport zunehmend von der Straße weg verlagern. Das Ziel ist es deshalb, neben dem Schienenverkehr auch die Binnenschifffahrt zu stärken. Gelingen soll das mit den Maßnahmen, die im Masterplan Binnenschifffahrt verankert sind. Hintergrund: Masterplan Binnenschifffahrt Fünf Handlungsfelder mit dazugehörigen Maßnahmen beinhaltet der Masterplan. Das Ziel: die Binnenschifffahrt zukunftsfähig und attraktiver als bisher zu machen. Die Handlungsfelder in der Übersicht.Bedarfsgerechte InfrastrukturDafür sollen unter anderem mehr Landstromanlagen geschaffen, Hafenstandorte stetig weiterentwickelt und eine Lösung für das Entgasungsproblem bei Binnenschiffen gefunden werden.Umweltfreundlichkeit und FlottenstrukturDas BMVI will zunehmend auf effizientere und emissionsärmere Schiffe umstellen und alternative Antriebe fördern, etwa Elektromotoren oder Antriebe mit Flüssig-Erdgas.DigitalisierungVernetzung der Häfen, Digitalisierung der Schleusen und Schiffe sowie Automatisierung der Umschlagplätze lauten hier die Schlagworte. Auch der neue Mobilfunkstandard 5G soll zum Einsatz kommen.Stärkung der multimodalen TransportketteUm Straßen zu entlasten, ist ein weiteres Ziel, künftig mehr Schwergutund Großraumtransporte auf das Binnenschiff zu verlagern.Mehr FachkräfteBranchenverbände sollen bei der Nachwuchsgewinnung unterstützt werden, dafür fährt das BMVI eine bundesweite Offensive auf Jobmessen und fördert die Ausbildung zum Binnenschiffer und Hafenschiffer. sn

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