Ein Fall für sich

Georg Ziprios (Name von der Redaktion geändert) war Systempartner des Deutschen Paket Dienstes DPD. Jahrelang hat er im Auftrag des DPD Pakete in der Region Neutraubling zugestellt - zunächst mit einem Fahrzeug, zuletzt mit über 30 Fahrzeugen und mehr als 30 rumänischen Fahrern. Das sagt der Systempartner Alles in allem beschäftigt der Unternehmer nach eigenen Angaben 230 Mitarbeiter - alles Rumänen, unter anderem in seiner Leiharbeitsfirma und Autovermittlung in Rumänien. Zum Zeitpunkt seines Gesprächs mit der VerkehrsRundschau war sein Vertragsverhältnis mit DPD gelöst worden. Ein abschließendes Gespräch zwischen den Geschäftspartnern stand aber zum Redaktionsschluss noch aus. Gegenüber der VerkehrsRundschau erhebt Ziprios schwere Vorwürfe gegen den Paketdienst. Insbesondere die Arbeitsbedingungen machen dem Unternehmer zu schaffen: "Von 5 bis 8 oder 8.20 Uhr müssen unsere Zustellfahrer im DPD-Depot Obertraubling erst die Pakete vorsortieren und die Fahrzeuge beladen", erzählt er den Ablauf einer typischen Tour. "Gegen 8.50/9 Uhr verlassen sie dann das Depot und fahren rund 90 Minuten nach Taufkirchen bei München, wo sie dann die Pakete zustellen." Ziprios zufolge seien dies im Schnitt bis zu 20 Zustellstopps in der Stunde. Und gegen 18 oder 19 Uhr würden seine Zustellfahrer im DPD-Depot in Obertraubling zurück sein. Sechs Tage die Woche, auch samstags, sei dies der Fall, sagt der Unternehmer. Abgesehen davon moniert Ziprios die Bezahlung. So sichere ihm DPD vertraglich die Vergütung für 25 Fahrzeuge zu. Aufgrund der hohen Paketmengen sei dies aber nur mit 30 Fahrzeugen zu bewältigen. Sprich: Die fünf zusätzlichen Fahrzeuge würden ihm nicht honoriert. Seine Bezahlung hänge von der Anzahl seiner ausgelieferten Pakete ab, sagt er. Zudem soll er laut Vertrag für größere Pakete mehr erhalten als für leichtere. De facto sei es aber so, behauptet der Unternehmer, dass er auf der DPD-Abrechnung, die er erhalte, nicht überprüfen könne, welche Paketgrößen seine Fahrer letztlich zugestellt haben. Alles in allem beziffert Ziprios seine monatlichen Ausgaben für Fahrzeug und Fahrer auf rund 4900 Euro. Ein DPD-Systempartner erhalte aber nur rund 4200 Euro im Monat, sagt er. Brauchen würde er seinen Aussagen zufolge mindestens 5200 Euro im Monat. Außerdem will er, dass ihm der Paketdienst künftig die Paket-Vorsortierung seiner Zustellfahrer vergütet. Und wenn das Unternehmen das nicht wolle, solle es zumindest eigene Mitarbeiter für diese Aufgaben beschäftigen, fordert er. Mittlerweile sind die Fronten zwischen dem Unternehmer und DPD offenbar so verhärtet, dass Ziprios unlängst vor der DPD-Zentrale in Aschaffenburg demonstriert hat. Rund 100 Zusteller und einige Systempartner aus den Depots Obertraubling und Hengersberg sollen dort protestiert haben - unterstützt vom Landesbezirk Bayern Fachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Das sagt der DPD Zu den auf der Demonstration in Aschaffenburg erhobenen Forderungen befragt, sagt Michael Braun, beim DPD Group Manager Systempartner Management, gegenüber der VerkehrsRundshau: "Die demonstrierenden Zusteller sind zum überwiegenden Teil bei einem Systempartner beschäftigt, der auch der Initiator der Demonstration gewesen ist." Diesem Systempartner sei von DPD gekündigt worden, erklärt Braun, "weil die Arbeitsbedingungen seiner Zusteller nicht unseren Standards entsprechen". DPD habe deshalb klare Anforderungen an ihn gestellt, um die Einhaltung unserer Sozialstandards und gesetzeskonforme Arbeitsbedingungen für seine Zusteller sicherzustellen. "Leider ist dieser Unternehmer", sagt Braun, "diesen Anforderungen trotz wiederholten Aufforderungen und Fristsetzungen bisher nicht nachgekommen." DPD bedauere deshalb sehr, so der Manager des Paketdienstes, dass es zu dieser Demonstration gekommen sei. "Denn es steht völlig außer Frage", unterstreicht Braun: "Die Zusteller haben unsere größte Wertschätzung dafür, dass sie täglich eine sehr wichtige Arbeit leisten und hohen Einsatz zeigen." Deshalb setze DPD Deutschland seit Jahren alles daran, "um vernünftige und faire Arbeitsbedingungen der Zusteller sicherzustellen." So werden Braun zufolge in einem Großteil der DPD-Depots die Zusteller von einzelnen Arbeitsschritten bei der Beund Entladung ihrer Fahrzeuge entlastet, etwa durch Vorsortierung, Entladepools oder Nachtentladung. "Außerdem wird die Samstagszustellung Systempartnern natürlich ganz normal vergütet", führt der Manager auf Anfrage aus. "Zusätzlich erhalten diese einen Sonderzuschlag." Auf dieser Grundlage könnten die Systempartner also zum Beispiel mit rollierenden Einsatzplänen ihre Zusteller so disponieren, dass eine gesetzeskonforme Wochenarbeitszeit eingehalten wird. Dies werde von DPD auch permanent beobachtet und überprüft, sagt Braun. "Wenn es allerdings bei einzelnen Systempartnern oder Zustellern Probleme gibt, dann muss man darüber reden - am besten mit allen Beteiligten", betont der Manager gegenüber der VerkehrsRundschau. "Es ist immer Ziel von DPD, Probleme im Dialog zu lösen." In diesem Fall sei dies leider nicht möglich gewesen, denn keiner der Organisatoren habe vor der geplanten Demonstration das Gespräch mit DPD gesucht. Stattdessen habe das Unternehmen lediglich aus dem Internet von den kritischen Äußerungen über die Arbeitsbedingungen der Zusteller erfahren. Seit der Demonstration sei der Paketdienst aber im Gespräch, um eine gemeinsame Lösung zu finden, führt Braun aus. Im Umkehrschluss erwarte DPD von seinen Systempartnern auch, stellt der Manager die Position seines Unternehmens unmissverständlich klar, "dass der Systempartner seinen Firmensitz in Deutschland hat und seine Zusteller zu angemessenen Konditionen unter Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen angestellt sind." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "KEP" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Kommentar Paketzustellung hat ihren Preis Die Situation vieler Zustellfahrer ist offenbar nach wie vor oft desolat, wie das Beispiel zeigt. Für die Arbeitsbedingungen seiner Fahrer hat aber zunächst der Subunternehmer zu sorgen. Zu seiner Pflicht gehört auch, dass er seine Kosten kennt und nur Aufträge annimmt, die sich für ihn rechnen. Gleichwohl dürfen sich auch die Paketdienste nicht aus ihrer Verantwortung stehlen: Sie müssen ihre Parameter so anlegen, dass ein Subunternehmer im Rahmen der Gesetze agieren kann. Paketzustellung hat ihren Preis. 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