Ein Allzeithoch mit Einschränkungen

Ein neuer Spitzenwert bei den Frachtraten im Straßengüterverkehr im letzten Quartal 2014: Mit 121,16 Punkten wird der Höchststand seit Bestehen des Index im Jahr 2005 erreicht. Zudem steigen die Transportpreise das dritte Quartal infolge. Also ein hervorragender Jahresabschluss, zumindest aus Sicht der Transportunternehmen. Könnte man meinen. Preise stagnieren im Jahresvergleich Doch diese Sichtweise täuscht: Von Euphorie kann weder bei den Dienstleistern noch bei den Verladern die Rede sein. Im Gegenteil sogar, es gibt einige Entwicklungen, die bedenklich stimmen. Doch zunächst zu den Fakten: Mit 121,16 Punkten ist im vierten Quartal 2014 in der Tat ein neuer Höchststand erzielt worden. Dieser lag bislang bei 121,09 Punkten aus dem vierten Quartal 2013. Im Vergleich zum Vorquartal ist der Index um 0,46 Punkte oder 0,38 Prozent gestiegen. Seit Beginn des Jahres (1. Quartal 2014) ist der Preisindex um 1,64 Punkte geklettert, was einem Plus von 1,37 Prozent entspricht. Doch auch wenn die Preiskurve aus Sicht der Transportdienstleister ganz vielversprechend aussieht (siehe Kasten links), so täuscht doch dieser Eindruck. Denn im Jahresvergleich (4. Quartal 2013) haben sich die Frachtraten im Straßengüterverkehr um ganze 0,05 Prozent nach oben bewegt, was einer Stagnation der Preise entspricht. Auch im Vergleich zu einem anderen Spitzenwert - dem aus dem dritten Quartal 2008 (118,21 Punkte) - beträgt der Anstieg bis zum vierten Quartal 2014 überschaubare 2,5 Prozent - nicht jährlich, sondern bezogen auf den gesamten Zeitraum von sechs Jahren. Das entspricht einer jährliche Preissteigerung von 0,4 Prozent. Auch hier ein Vergleich: Die jährliche Inflation in Deutschland betrug zwischen 2009 und 2013 1,4 Prozent und war damit deutlich höher. Die Frachtraten haben sich also im Vergleich zur allgemeinen Inflation in Deutschland unterdurchschnittlich entwickelt. Das gilt auch für das laufende Jahr. Dem Anstieg der Transportpreise von 0,38 Prozent seit dem ersten Quartal steht eine allgemeine Preissteigerung (Januar bis November 2014) von 0,95 Prozent gegenüber. Einer der wesentlichen Gründe, warum sich Laderaum im Straßengüterverkehr 2014 kaum verteuert hat, ist sicherlich auf die gesunkenen Kraftstoffpreise zurückzuführen. Denn immerhin machen im Fernverkehr die Dieselkosten nach Angaben des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) ein Viertel der Gesamtkosten aus, im Nahverkehr sind es immerhin noch 13 Prozent. Da ist den Transportunternehmen natürlich entgegengekommen, dass der Ölpreis 2014 kräftig gesunken ist. Die Notierung der in Europa wichtigsten Rohölsorte Brent sackte von 108 US-Dollar pro Barrel zu Beginn des Jahres 2014 auf knapp unter 70 US-Dollar Anfang Dezember - ein Minus in Höhe von 35 Prozent. Doch sind die Dieselpreise längst nicht im gleichen Ausmaß eingebrochen. Sie gaben von 108,36 Euro pro 100 Liter (bei Abgabe an Großverbraucher) im Januar 2014 auf 103,10 Euro im Oktober 2014 nach. Das entspricht einem Rückgang von 4,9 Prozent. Also ein überschaubares Minus. Wer diese Einsparung bei sich verbuchen konnte, ob nun der Verlader oder der Dienstleister, das lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Haben die Vertragspartner einen Dieselfloater vereinbart, profitiert die verladende Wirtschaft von den gesunkenen Dieselkosten. Doch hört man immer wieder, dass der Dieselfloater keinesfalls flächendeckend zur Anwendung kommt und nicht wenige Transportdienstleister auf dieses Instrument verzichten. Die gesunkenen Kraftstoffkosten sind also durchaus eine plausible Erklärung für die Stagnation der Preise. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass andere Kosten sehr wohl gestiegen sind. Ein wichtiger Block sind die Fahrerkosten, die inklusive Spesen im Fernverkehr laut BGL mehr als 30 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, im Nahverkehr sogar 45 Prozent. Hier ist zum einen zu beobachten, dass die Gewerkschaften zunehmend höhere Forderungen stellen. Ein Beispiel: Verdi fordert in den gerade laufenden Tarifverhandlungen in Bayern 5,5 Prozent höhere Löhne, während der Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) 1,9 Prozent anbietet, der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen nur 0,8 Prozent mehr (siehe VR 49, Seite 32). Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) hat in seinem Jahresbericht für 2013 festgestellt, dass sich die Entgelterhöhungen "überwiegend entsprechend den durchschnittlichen Tarifabschlüssen zwischen 2,0 Prozent und 3,0 Prozent" bewegten. Das dürfte auch 2014 nicht viel anders gewesen sein. Zudem führt der sich verschärfende Fahrermangel dazu, dass immer häufiger zumindest bei guten Fahrern auch übertarifliche Vergütungen gezahlt werden, um eine Abwanderung zu Wettbewerbern oder an Industrie- oder Handelsunternehmen zu verhindern. Auftragslage derzeit durchwachsen Da es sich im Güterverkehr um ein sehr fixkostenlastiges Geschäft handelt, spielt die Auslastung und damit die Nachfrage nach Frachtraum eine wichtige Rolle, um als Transportunternehmen überleben zu können oder seinem Kunden Angebote zu nahezu konstanten Preisen machen zu können. Zudem führt eine hohe Nachfrage dazu, dass sich dann eher höhere Frachtraten durchsetzen lassen. Die derzeitige Situation im Markt scheint uneinheitlich zu sein, wobei es einen leichten Trend zu steigenden Transportmengen gibt. So berichten 32,8 Prozent der Verlader, dass ihr Sendungsvolumen in den letzten drei Monaten gestiegen ist. Bei 42,2 Prozent ist es konstant geblieben, während immerhin auch 25 Prozent ein sinkendes Aufkommen verzeichneten. Bei den Transportdienstleistern sieht es so aus: 34,4 Prozent hatten in den letzten drei Monaten mehr zu tun. Bei 35,5 Prozent stagnierte das Auftragsvolumen, während 30,1 Prozent der Unternehmen angaben, dass ihr Aufkommen gesunken ist. Für ein viertes Quartal, das traditionell als ein eher stärkeres gilt, ist dieses Ergebnis eher unterdurchschnittlich. Das spiegelt sich auch in verschiedenen anderen Umfragen wider, die die derzeitige Lage ebenfalls eher gedämpft positiv wiedergeben: So hat sich laut Ifo-Indikator die Geschäftslage bei den Unternehmen im Straßengüterverkehr im November nochmals verschlechtert. Mit 1,2 Punkten im November nach 8,0 Punkten im Vormonat befindet sich der Indikator für die Geschäftslage bedrohlich nahe an der Nulllinie, ab der die Zahl derjenigen, die eine Verschlechterung der Geschäftslage beobachten, in der Mehrheit sind. Und wie geht es dann im nächsten Jahr weiter? Die Aussichten sind eher skeptisch, zumindest für das erste Quartal. Denn die ersten drei Monate eines Jahres fallen aufgrund des Winters in der Regel schlechter aus als der Rest des Jahres. Und dennoch überrascht, wie skeptisch die Unternehmen für den Jahresauftakt sind. Nur 15,8 Prozent rechnen mit einem steigenden Auftragsvolumen. Die Mehrheit (54,4 Prozent) geht von stagnierenden Mengen aus. Immerhin 29,8 Prozent aller Befragten befürchtet eine sinkende Nachfrage. Die Erwartungen trüben sich ein Bei den Dienstleistern richtet sich fast jeder Zweite (47,8 Prozent) auf ein konstantes Transportvolumen ein. Nur 19,6 Prozent zeigen sich optimistisch und erwarten ein Anschwellen der Auftragsbücher. Demgegenüber befürchtet jeder dritte Transportunternehmer (32,6 Prozent), dass die Mengen im ersten Quartal 2015 sinken werden. Ein anderes Bild ergibt sich bei den Verladern: Fast zwei Drittel (63,6 Prozent) erwarten ein stagnierendes Auftragsvolumen im ersten Quartal 2015. Entsprechend weniger Unternehmen als bei den Dienstleistern geht von sinkenden Mengen aus (25,8 Prozent), aber auch nur jeder zehnte Verlader (10,6 Prozent) sieht positiv auf das erste Quartal und prognostiziert ein steigendes Transportaufkommen. Diese eher zurückhaltenden Erwartungen für das erste Quartal korrespondieren auch mit den Einschätzungen in der Gesamtwirtschaft. Zwar ist wichtigste Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland - der Ifo-Konjunkturindex - im November das erste Mal wieder gestiegen, nachdem er zuvor sechs Monate in Folge gesunken war. Doch von einer Wende wollen die Konjunkturexperten nicht sprechen. "Der Abschwung ist zumindest unterbrochen", kommentierte Professor Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts, die Zahlen. Auch für das gesamte Jahr 2015 zeigen sich die Teilnehmer am VR-Index zunehmend skeptisch. 50,8 Prozent der Verlader glauben, dass ihre Nachfrage nach Frachtraum konstant bleiben wird. Gut ein Drittel (35,4 Prozent) geht von steigenden Mengen aus, während sich 13,9 Prozent auf ein rückläufiges Geschäft einstellen. Fast identisch ist die Einschätzung der Transportdienstleister: 51,7 Prozent sagen, 2015 blieben die Mengen unverändert. 31,5 Prozent zeigen sich optimistisch und rechnen mit einem steigenden Aufkommen. 16,8 Prozent befürchten, dass die Nachfrage rückläufig sein wird. Diese Werte sind eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu den Zahlen aus dem dritten Quartal 2014. Damals waren noch 50,7 Prozent der Verlader und 45,4 Prozent der Dienstleister der Ansicht, dass die Transportmengen in den kommenden zwölf Monaten steigen werden. Ein Zeichen dafür, dass sowohl die Verlader wie auch die Transportdienstleister das Jahr 2015 zunehmend skeptisch beurteilen. VR-Index Etabliert und aktuell Bereits seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für LKW-Transporte in Deutschland. Kein anderer Preisindex ist auch so aktuell wie der VR-Index. Unterstützt wird der Index von der Unternehmensberatung Bearing Point. cd Die wichtigsten Ergebnisse - Der VerkehrsRundschau-Index ist im vierten Quartal 2014 wieder leicht gestiegen, und zwar von 120,70 Punkte auf einen neuen Höchststand mit 121,16 Punkte. Das entspricht einem Zuwachs im Vergleich zum Vorquartal in Höhe von 0,38 Prozent.- Im vierten Quartal 2014 hat sich die Nachfrage nach Frachtraum nochmals leicht abgeschwächt. Waren es im zweiten Quartal noch 45,0 Prozent der Befragten, die ein steigendes Aufkommen in den letzten drei Monaten verzeichneten, sind es im dritten Quartal nur 37,6 Prozent gewesen und drei Monate später noch 33,8 Prozent.- Einen spürbaren Dämpfer gab es bei den Mengenerwartungen: Gingen im letzten Quartal noch 47,6 Prozent aller Befragten davon aus, dass das Aufkommen in den kommenden zwölf Monaten steigt, vertreten drei Monate später nur noch 33,1 Prozent diese Ansicht.- Die rückläufigen Mengenerwartungen wirken sich jedoch nicht dämpfend auf die Preiserwartungen aus: Für die kommenden zwölf Monate rechnen 41,1 Prozent der Unternehmen damit, dass sich Frachtraum verteuern wird. Das sind 7,2 Prozentpunkte mehr als im Quartal zuvor. cd

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

BGA: Situation im Großhandel ist schlecht

Luftfracht: DHL Express und Shell kooperieren

Konjunktur: KfW Research senkt Wachstumsprognose

Export: USA bleiben wichtigster Handelspartner

Alle Schlagzeilen

Ein Allzeithoch mit Einschränkungen

HASHTAG

#Landverkehr

Gut Ding will Weile haben

Neue Anbieter am Start

Kraftakt für den Klimaschutz

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Area HR Business Partner

WEITERLESEN

NEWSLETTER