München. Der Flughafen München hat Vorwürfe zurückgewiesen, die Entscheidung für eine dritte Startbahn sei auf der Grundlage veralteter Daten gefallen. Das Gutachten, auf das sich die Regierung von Oberbayern gestützt habe, sei aus dem Jahr 2010 gewesen und frühere Daten dafür mehrfach überprüft worden. Die „Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, dass der Expertise veraltete und unrealistische Schätzungen zugrunde lagen. Diese beträfen vor allem Prognosen über die künftige Preisentwicklung bei Öl- und Kerosin. Die Behörde hatte am Dienstag grünes Licht für die umstrittene neue Start- und Landebahn gegeben.
In dem Gutachten für das Milliarden-Projekt sei von einem sehr niedrigen Rohöl-Preis von rund 50 US-Dollar pro Barrel Rohöl ausgegangen worden, berichtete das Blatt am Samstag. Damit habe die Behörde auch eine größere Wirtschaftlichkeit für die Fluglinien angenommen.
Das Gutachten, auf das sich die Zeitung beruft, war nach Angaben eines Flughafensprechers eine erste Fassung aus dem Jahr 2007. Nach Beginn der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 habe das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut die Expertise überprüft und aktualisiert. Im Planfeststellungsbeschluss heißt es: „Die Entwicklung der prognoserelevanten Wirtschaftsrahmendaten hat sich in Folge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise seit Herbst 2008 (...) teils sehr deutlich verändert."
In einer überarbeiteten Fassung aus dem vergangenen Jahr sei man daher nicht länger von einem künftigen Ölpreis von 50 US-Dollar pro Barrel ausgegangen, sondern von 103 US-Dollar im Jahr 2015 und von 119 US-Dollar im Jahr 2025. Diese Schätzungen seien immer inflationsbereinigt, sagte der Sprecher. Derzeit liegt der Preis für ein 159-Liter-Fass Rohöl bei rund 117 US-Dollar. Die Technische Universität Hamburg habe das Gutachten des Weltwirtschaftsinstituts erneut geprüft und diese Fassung sei Grundlage für die Entscheidung der Regierung von Oberbayern gewesen.
Der Treibstoff ist ein großer Kostenfaktor für die Fluglinien. Der Ölpreis kann daher auch Ticketpreise und damit Passagierzahlen und Flugaufkommen beeinflussen. Vor allem Billigflieger, die sonstige Kosten auf ein Minimum drücken, sind stark von Ölpreisschwankungen betroffen.
Der Flughafen-Sprecher bestritt jedoch, dass steigende Kerosinpreise automatisch zu teureren Tickets und damit weniger Passagieren führen. „Im Gegenteil: Trotz der Kerosinaufschläge einiger Fluggesellschaften sind die Ticketzahlen nicht zurückgegangen, sondern sogar gestiegen." Von 2003 bis 2007 sei der Ölpreis um 120 Prozent gestiegen. Gleichzeitig seien auch die Passagierzahlen um rund 41 Prozent nach oben gegangen. Wenn sich der Kerosinpreis verdopple, verschöben sich die Prognosen für die Passagierzahlen lediglich um ein bis zwei Jahre nach hinten. (dpa)
Marcus Walter