Die Logistik der Zukunft

Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, was eigentlich schon vorher klar war: Transport- und Logistikunternehmen müssen ihre Digitalisierung vorantreiben, wenn sie gerade in Krisenzeiten nicht auf der Strecke bleiben wollen. Um frischen Wind und das notwendige Know-how in die eigene Firma zu bringen, kann die Zusammenarbeit mit Start-ups hilfreich sein. Wie das gelingen kann, sodass beide Seiten davon profitieren, zeigt das Beispiel Startport. Seit 2017 bringt die Innovationsplattform der Duisburger Hafen AG (Duisport) im Duisburger Innenhafen etablierte Branchenunternehmen mit Nachwuchsfirmen zusammen (s. Kasten rechts). Getreu dem Motto: "Wir sind die Garage für die Genies von heute." Konkret funktioniert das Modell so, dass sich interessierte Start-up-Gründer für ein Batch, also eine Förderrunde, bei Startport bewerben können. Zweimal im Jahr finden die Ausschreibungen für neue Batches statt, die Bewerbungsfrist für den aktuell fünften ist am 31. Oktober zu Ende gegangen. Eine sechsköpfige Jury bewertet anschließend bei einem Pitch die Ideen der Bewerber. Die Jury-Mitglieder kommen vorrangig aus der Logistikbranche, aber auch Universitätsprofessoren, Wissenschaftler vom Fraunhofer Institut oder Anwälte sind laut Startport vertreten. Der Schwerpunkt des Gründerzentrums ist klar: Digitalisierung in der Logistik. Für alle Bewerber gilt deshalb, dass sie im Bereich Logistik tätig sein müssen beziehungsweise Dienstleistungen anbieten müssen, die dort benötigt werden. Erfahrung trifft Gründer-Spirit Wer dann zu den Auserwählten gehört, kann vom Know-how der verschiedenen Unternehmen profitieren, die Partner von Startport sind. Die sogenannten Exklusivpartner, darunter etwa die Wirtschaftsbetriebe Duisburg und die Duisburger Hafen AG, entscheiden in der Jury mit über die Auswahl der Start-ups und erhalten einen Platz im Beirat. Außerdem entsenden sie eigene Projektteams, die gemeinsam mit den Gründern an neuen Lösungen arbeiten. Davon profitieren einerseits die Start-ups, die ihre Idee so direkt auf Praxistauglichkeit testen und als Geschäftsmodell weiterentwickeln können. Andererseits bekommen die etablierten Unternehmen direkten Zugriff auf neue Ideen und können gemeinsam mit den Nachwuchsfirmen maßgeschneiderte Lösungen für ihren Betrieb entwickeln. Das betrachtet auch Peter Trapp, Managing-Direktor bei Startport, als Vorteil im Vergleich zu anderen Gründerzentren: "Wir können direkt potenzielle Kunden und Anwendungsbeispiele anbieten, die bei uns im Hafen sitzen." Neben den Exklusivpartnern arbeitet Startport unter anderem auch mit Netzwerk- und Programmpartnern zusammen, die die Gründer mit Beratungen, Fachveranstaltungen und Workshops unterstützen. 800.000 Euro fließen in die Plattform Mit circa 50 Bewerbungen rechnet Trapp für das kommende Batch. Etwa die Hälfte davon wird aufgenommen. Die Tendenz bei den Bewerbern sei klar steigend: Im ersten Batch gab es demnach nur fünf Bewerbungen, im vierten schon 30. "Wir sind sehr stolz auf diese Entwicklung, denn wir geben Gründern kein Geld oder betreiben Sponsoring, sondern 'nur' einen Platz zum Geschäftemachen", sagt Trapp. Finanziert wird die Innovationsplattform durch beteiligte Sponsoren. Insgesamt 800.000 Euro fließen in das Angebot für die Start-ups, 100.000 Euro kommen dabei von Duisport. Der Managing-Direktor betont: "Startport ist keine explizite Duisport-Veranstaltung." Ziel sei es, die Start-ups generell in den Logistikmarkt der Rhein-Ruhr-Region hinein zu vermitteln. Rund 300 Transportund Logistikunternehmen sitzen nach Angaben von Duisport allein im Duisburger Hafen. Zwei junge Firmen, denen bisher erfolgreich der Sprung in die Branche nach der Teilnahme an Startport gelungen ist, sind Heuremo und ForkOn. "Anfangs musste sich Startport in der deutschen Gründerszene noch zurechtfinden", erinnert sich Sven Spiekermann, einer der Gründer und Geschäftsführer von Heuremo. So sei etwa der erste Entwurf des Servicevertrags zwischen Startport und den Start-ups eher für etablierte Unternehmen und weniger für die Nachwuchsfirmen geeignet gewesen. Die Duisburger waren direkt Teilnehmer des ersten Batches im März 2018. Seitdem habe sich die Plattform aber schnell entwickelt und professionalisiert. "Grundsätzlich waren die Erfahrungen sehr positiv", sagt Spiekermann. Gemeinsam mit den anderen beiden Gründern hat er unter anderem Freight Pilot entwickelt, ein Transport-Management-System (TMS) für den Straßengüterverkehr. Die Software-Lösung kann bereits den fertigen Dispositionsplan inklusive einer Tourenund Beladungsoptimierung erstellen. Unternehmen könnten damit 20 Prozent an Fahrzeugen und 25 Prozent an gefahrenen Kilometern einsparen, verspricht das Start-up. Programme je nach Reifegrad Heuremo war bei Startport Teil des Accelerator-Programms. Die Plattform bietet Gründern je nach Reifegrad zwei unterschiedliche Arten von Förderung an: Nachwuchsunternehmer, die etwa noch frisch von der Uni sind, bekommen im Inkubator-Programm ganz grundlegende Hilfe, etwa bei der Gesellschaftsgründung oder bei der Erstellung von Businessplänen. Anders die Acceleratoren, die die Frühphase der Gründung schon hinter sich haben - für sie ist vor allem der Marktzugang wichtig. Auch die Gründer von ForkOn haben 2019 beim Batch 3 am Accelerator-Programm teilgenommen. Das Kölner Start-up bietet einen "Fitnesstracker für Gabelstapler" an, wie es Mitgründer und Geschäftsführer Tim Klauke nennt. Oder anders gesagt: ForkOn ist eine cloudbasierte Software-Lösung zur zentralen Verwaltung und Optimierung von Gabelstaplerflotten. Intelligente Algorithmen werten die Daten der Gabelstapler herstellerübergreifend aus und geben darauf basierend konkrete Handlungsempfehlungen zum optimalen Einsatz. Einsparungen von langfristig 20 bis 25 Prozent der jährlichen Kosten seien laut Klauke möglich. Logistikunternehmen mit bis zu 30 Staplern sollen die Software künftig kostenlos erhalten können, daran arbeitet ForkOn gerade. Enge Branchenverknüpfung als Plus Sowohl Heuremo als auch ForkOn haben nach eigenen Angaben von der Teilnahme an Startport profitiert. Erst kürzlich wurden sie und zwei andere Logistik-Start-ups der Innovationsplattform für ihre Geschäftsmodelle mit Preisen ausgezeichnet. Vor allem die direkte Vernetzung mit etablierten Unternehmen bewerten beide als großen Pluspunkt. Auch für die Zukunft zeigen sie sich zuversichtlich - trotz Corona-Krise. "Viele Logistikunternehmen haben gemerkt, dass sie bisher in den Bereichen Digitalisierung und Optimierung noch nicht so gut aufgestellt sind", berichtet ForkOn-Geschäftsführer Klauke. Was sich für beide Start-ups nach eigenen Angaben letztendlich vorteilhaft bei der Nachfrage ausgewirkt hätte. Unternehmen hätten verstärkt realisiert, dass sie ihre Produktivität steigern müssen, um mit der volatilen Situation umgehen zu können, so Spiekermann. Mehr zum Thema unter #Startupsinderlogistik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Bei der Innovationsplattform Startport der Duisburger Hafen AG entwickeln Start-ups gemeinsam mit etablierten Branchenunternehmen Logistik-Lösungen für die Zukunft. Wie so erfolgreich Geschäftsmodelle entstehen können, zeigen die beiden Nachwuchsfirmen Heuremo und ForkOn. Über Startport Die Duisburger Hafen AG (Duisport) hat die Innovationsplattform im Herbst 2017 gegründet. Bei erfolgreicher Aufnahme können die Start-ups zwölf Monate lang die Infrastruktur und die Workshops von Startport kostenfrei nutzen und ihre Ideen zu einem Geschäftsmodell weiterentwickeln. In der historischen Werhahnmühle im Duisburger Innenhafen bekommen sie auf rund 850 Quadratmetern unter anderem Mentoring durch Coaches vor Ort und Unterstützung bei Marketing und PR. Außerdem erhalten sie Zugang zu einem Netzwerk potenzieller Kunden, Projektpartner und Investoren aus den Bereichen Industrie und Logistik. sn

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