Berlin. Im Tarifstreit bei der Bahn muss der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, Kritik von einem anderen Gewerkschafter einstecken. Lösungen würden am Verhandlungstisch erstritten, dahin sollte Weselsky Anfang nächster Woche zurückkehren, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, dem „Spiegel“ mit Blick auf mögliche weitere Arbeitsniederlegungen bei der Bahn.
Nicht die Interessen der Bahn-Beschäftigten stünden im Mittelpunkt der Auseinandersetzung, sondern die Überlebensfähigkeit der GDL, sagte Hoffmann und verwies darauf, dass die GDL in den meisten Bahnbereichen kaum oder keine Mitglieder habe – hier habe Weselsky „kein Mandat und damit keine Legitimation“ für einen Arbeitskampf. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat bei der Bahn deutlich mehr Mitglieder. Die EVG ist eine Mitgliedsgewerkschaft der Dachorganisation DGB, die GDL ist hingegen Mitgliedsgewerkschaft des Deutschen Beamtenbundes (DBB). Der DBB hatte der GDL unlängst den Rücken gestärkt.
Am späten Freitagvormittag will GDL-Chef Weselsky sich dazu äußern, wie es in dem Tarifstreit weitergehen soll. Zweitägige Arbeitsniederlegungen hatten in der vergangenen Woche bundesweit zu massiven Störungen im gesamten Streckennetz der Bahn geführt. Die Deutsche Bahn und die GDL ringen um eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent. Strittig ist, wann die Erhöhung greifen und wie lang der neue Tarifvertrag gelten soll. Die Bahn will die Kosten des Abschlusses wegen hoher Verluste in der Coronakrise niedrig halten. (dpa)