Wiesbaden/Luxemburg. Angeschoben von der Konjunkturlokomotive Deutschland hat die Wirtschaft im Euroraum zum Jahresende wieder etwas Fahrt aufgenommen. Wie das europäische Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte, stieg die Wirtschaftsleistung (BIP) in der Eurozone im Schlussquartal 2014 um 0,3 Prozent zum Vorquartal. Im Gesamtjahr 2014 wuchs das BIP in der Eurozone um 0,9 Prozent.
Deutschland ist Schwergewicht
„Dazu trug wesentlich das Schwergewicht Deutschland bei“, betonte Allianz-Ökonomin Claudia Broyer. Denn das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) zog im Schlussvierteljahr im Vergleich zum Vorquartal überraschend kräftig um 0,7 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.
Wichtigste Wachstumstreiber in Deutschland waren nach den Angaben der Statistiker erneut die Verbraucher, die ihre Konsumlust nochmals merklich steigerten. „Das ist ein klares Signal dafür, dass die niedrigeren Ölpreise in den Taschen der Verbraucher angekommen sind“, sagte ING-Diba-Chef-Ökonom Carsten Brzeski.
Außenhandel stagniert
Zudem investierten aber auch die Unternehmen wieder mehr in Ausrüstungen und Bauten. „Das Vertrauen kehrt zurück“, betonte Ökonom Christian Schulz von der Privatbank Berenberg. Vom Außenhandel gingen hingegen wenig Wachstumsimpulse aus: Zwar stiegen die Exporte von Waren und Dienstleistungen zum Vorquartal nochmals kräftig, wie die Statistiker erklärten: „Allerdings erhöhten sich die Importe in ähnlicher Größenordnung.“
Das hilft auch den Euro-Partnerländern, die fast die Hälfte der deutschen Importe liefern. So wuchs die Wirtschaft in den ehemaligen Krisenländern Spanien und Portugal im Schlussquartal 2014 mit plus0,7 Prozent beziehungsweise plus 0,5 Prozent ebenfalls kräftig.
Noch ist das Wachstum im Euroraum aber sehr ungleichmäßig. Die Wirtschaftsleistung in der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft Frankreich stieg nur minimal um 0,1 Prozent. Die Nummer drei im Euroraum, Italien, stagnierte. In Zypern (minus 0,7 Prozent) und Griechenland (minus 0,2 Prozent) schrumpfte die Wirtschaft sogar.
Während Zypern seit Jahren in der Rezession steckt, war die Wirtschaft in Griechenland zuletzt drei Quartale in Folge gewachsen.Volkswirt Johannes Mayr von der BayernLB glaubt: „Die politische Unsicherheit könnte bereits Ende 2014 für ein abruptes Ende des begonnen Erholungsbewegung gesorgt haben.“
Dank des überraschend starken Schlussquartals korrigierten die Wiesbadener Statistiker den deutschen BIP-Anstieg im Gesamtjahr leicht von 1,5 Prozent auf 1,6 Prozent nach oben. Auch die Aussichten für 2015 haben sich spürbar verbessert. Denn der sogenannte statistische Überhang des Jahres 2014 beträgt plus 0,5 Prozent. Dasheißt: Selbst wenn das saison- und kalenderbereinigte BIP im gesamten Jahr 2015 auf dem Niveau des vierten Quartals 2014 verbleiben würde, stiege das BIP 2015 um diese 0,5 Prozent.
Weiteres Wachstum für 2015 vorhergesagt
Experten rechnen daher auch für 2015 mit einem robusten Wachstum der deutschen Wirtschaft. DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier schreibt in seinem Blog: „Das niedrige Ölpreisniveau und der schwache Euro werden die deutsche Wirtschaft weiter unterstützen. Die Unternehmen sind zudem wieder in besserer Stimmung, so dass sich die Konjunktur 2015 ähnlich dynamisch entwickeln dürfte wie 2014.“ (dpa)