Moskau. Etwa 500 Tonnen eingegangener internationaler Sendungen türmen sich gegenwärtig auf Moskauer Flughäfen und in der Zollabfertigung. Wer in Russland auf Post aus dem Ausland wartet, muss sich entsprechend in Geduld üben.
Das Problem hat inzwischen auch die Deutsche Post auf den Plan gerufen – wobei die Transportzeiten innerhalb Russlands eigentlich nicht ihr Problem sind: Wie die Zeitung „Kommersant“ berichtet, beschwerte sich die deutsche Seite Mitte März bei der „Potschta Rossii“, dass ihre Lastwagen mit Post aus Deutschland am Übergabepunkt in Moskau-Wnukowo über Gebühr lange auf die Zollabfertigung warten müssten.
Die deutsche Beschwerde wurde von Post-Chef Alexander Kisseljow an Zoll-Chef Andrej Beljanionow weitergeleitet – mit der dringenden Bitte, die Zollkontrolle in Wnukowo doch auf einen 24-Stunden-Betrieb umzustellen. Dafür bräuchte es allerdings mehr Personal. Der Zoll bekam Ende 2010 die Auflage, sein Zivilpersonal um 20 Prozent abzubauen. Beide Institutionen sind gewillt, für das Abfertigungszentrum in Wnukowo eine Sondergenehmigung zu erwirken, um hier wieder personell aufstocken zu können.
Internethandel bringt Post und Zollbehörden an die Kapazitätsgrenze
Neben Personalmangel und den strengen russischen Auflagen bei der Kontrolle der eingehenden Post wird der Boom des internationalen Internethandels als Grund für die Krise in der russischen Post-Logistik genannt: 2009 hatte die russische Post nur 2,3 Millionen Päckchen aus dem Ausland abzufertigen, 2012 waren es schon 17 Millionen. Dem Bericht zufolge gehen an dem Moskauer Knotenpunkt täglich bis zu 48.000 Päckchen ein – während der Zoll pro Tag nur 25.000 bis 37.000 abarbeitet. Innerhalb eines Tages funktioniere nur die Abfertigung von Express-Sendungen, heißt es.
Erfahrungsgemäß sind gegenwärtig aus Deutschland abgeschickte Postsendungen – egal ob Standard-Briefe, Großbriefe oder Päckchen – etwa zwei Monate unterwegs. Mitte Dezember nach Russland abgeschickte Weihnachtspakete kamen in dieser Saison pünktlich an - zu Ostern. (ld)