Neun Jahre sind mittlerweile vergangen, seit zum letzten Mal ein großer DAF oben auf dem Treppchen stand. Herr Seyger, war aus Ihrer Sicht die Entwicklung eines neuen schweren LKW überfällig?
Hans Seyger: Nein, überfällig nicht. Wir haben unsere Modellreihe kontinuierlich gepflegt. Die Baureihe XF105 war die logische Weiterentwicklung aufgrund der Markterfordernisse.
Welchen Stellenwert hat für Sie der Preis auf dem deutschen Markt?
In erster Linie ist er ein Zeichen der Anerkennung der Akzeptanz unserer bisherigen
Modellpolitik. Und darauf sind wir riesig stolz. Für den deutschen Markt bedeutet er, dass unser Wachstum, das wir in den letzten Jahren hatten, noch weiter steigerungsfähig ist.
Welche Kunden streben Sie denn mit dem XF105 an?
Im Grunde genommen ist der XF105 ein Langstreckenfahrzeug für den internationalen Fernverkehr. Es gibt aber auch nationale Einsatzzwecke mit Langstreckencharakter. Wer viel fährt - wir meinen damit im Schnitt eine
Laufleistung von 150.000 km im Jahr - der braucht in komfortables Fahrzeug, und hier haben wir mit dem XF105 ein starkes Argument mit viel Komfort und Platz im Fahrerhaus.
Bei ersten Test wurde kritisiert, das Gewicht sei etwas größer als beim Vorgänger XF95, und auch der Verbrauch sei höher als bei vergleichbaren Fahrzeugen anderer Hersteller. Muss DAF da noch Hausaufgaben machen?
Messwerte sind Messwerte, darüber lässt sich nicht diskutieren. Aber wir haben mit diesem Fahrzeug bei vielen anderen Testfahrten sehr gute Verbräuche erzielt und sind davon überzeugt, dass es sich bei dem besagten Testergebnis der VerkehrsRundschau um einen Ausreißer gehandelt haben muss.
Glauben Sie, dass der Gewinn des Preises Auswirkungen auf Ihren Marktanteil in Deutschland haben wird?
Heutzutage haben wir im schweren Segment 9,4 Prozent Marktanteil. Das haben wir in den vergangenen Jahren durch ein kontinuierliches Wachstum erreicht, und das wollen wir auch in 2007 fortsetzen. Der
Preis verursacht zusätzlich einen Sog, der uns neue Kunden bescheren wird. Wir sehen auch, dass sich
Qualität und Größe unserer Kunden gesteigert haben. Auf der anderen Seite hat DAF einen überpropertionalen Anteil bei kleinen und mittelständischen Transportunternehmen, was ja in Deutschland ein bedeutendes Marktsegment darstellt.
Was meinen Sie konkret mit der Qualität der Kunden?
Wir haben auf der Produktschiene immer das Thema Wirtschaftlichkeit sehr stark in den Vordergrund gestellt. In erster Linie haben sich also Firmen, die besonders wirtschaftlich agieren müssen, für DAF interessiert. Mittlerweile ist aber auch unser Qualitätsimage und unsere Serviceorganisation auf einem Level, dass auch Unternehmen, die einen höheren Qualitäts- und Serviceanspruch haben, mit DAF sehr gut zurechtkommen.
Der günstige Preis wird also in Zukunft nicht mehr der Kern der Unternehmenspolitik von DAF sein?
Ein Fahrzeug ist günstig, wenn man damit Geld verdienen kann. Ich glaube, die deutsche Kundschaft ist nicht mehr auf der Suche nach dem billigsten LKW, sondern nach dem Fahrzeug, mit dem man in der größten
Sicherheit am meisten Geld verdienen kann. Und ich meine, dass wir da ein sehr gutes Angebot geschaffen haben.
Interview: Rudolf Gebhardt
Fotos vom "Truck Of The Year" 2007 finden Sie unten auf dieser Seite in einer Bildergalerie.