Interview: "Das Umsatzvolumen im Logistik-Outsourcing wird steigen"

Werden in der Chemieindustrie verstärkt Logistikleistungen fremdvergeben? Ja, das Umsatzvolumen wird steigen. Zum einen deshalb, weil die Anforderungen der Kunden in der Chemieindustrie bezüglich der passgenauen Zulieferung weiter zunehmen. Da müssen sich die Logistikverantwortlichen Gedanken machen, wie sie diese Herausforderung bewältigen, und ziehen daher auch externe Logistikdienstleister zurate. Allerdings trifft das nicht auf alle Unternehmen gleichermaßen zu: Die kleineren Chemieproduzenten tun sich damit schwerer. Die großen Chemiekonzerne haben bereits viele Leistungen vergeben. Deshalb dürfte das größte Outsourcing-Potenzial bei den mittelgroßen Chemieunternehmen liegen. Wer profitiert bei den Logistikdienstleistern vom zunehmenden Outsourcing? Das dürften vor allem die Unternehmen sein, die Lagerleistungen oder Kontraktlogistik anbieten, aber auch taktische Leistungen wie Steuerung der Warenströme. Es sind also vor allem die sogenannten 3PL-Anbieter und die Lead Logistics Provider für die sich hier zusätzliches Potenzial eröffnet. Das hört sich alles nach heiler Welt an: Die einen wollen Leistungen outsourcen, die anderen wollen gerne mehr machen. Wozu braucht es dann noch eine Studie? Weil wir in den Befragungen zur Studie festgestellt haben, dass eben nicht alles in bester Ordnung ist. Outsourcing kann nur dann erfolgreich sein, wenn sich das Industrieunternehmen auch genügend Gedanken dazu macht, wie die internen Strukturen und Rahmenbedingungen aussehen. Das muss dann auch zum Partner passen, dem man die Leistungen anvertrauen möchte. Man kann nicht dem Dienstleister das Stöckchen hinhalten und sagen:"Spring!", sondern es müssen erst mal intern die Hausaufgaben erledigt werden. Erst dann ist ein Outsourcing erfolgreich. Hier bietet die Studie einen Leitfaden, an dem sich Verlader in ihrem Outsourcingprozess orientieren können. Und Dienstleister können analysieren, bei welchen dieser Entscheidungskriterien sie sich gute Chancen ausrechnen als Anbieter von Outsourcinglösungen. Welche Rolle spielt bei Outsourcing- Entscheidungen der Fahrermangel und damit die Verfügbarkeit von Frachtraum? Eine ganz große und wichtige Rolle. Es ist eine der am häufigsten gestellten Fragen in der Chemielogistik. Gerade auch deshalb, weil die Anforderungen sehr spezifisch sind und man nicht jeden Fahrer und Lagerarbeiter, nicht jeden Lkw und jedes Lager nehmen kann. Deshalb gibt es auch einige Chemieunternehmen, die mit dem Gedanken spielen, wieder eigene Kapazitäten in ihrem Logistikbereich aufzubauen.