Stuttgart. Automobil-Logistiker aufgepasst: Der Autokonzern Daimler erwägt den Bau seines ersten Werks in Russland. Man sei derzeit „mit den russischen Behörden im Gespräch, um zu prüfen, ob die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine lokale Pkw-Produktion gegeben sind“, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet. Demzufolge soll es sich um ein Montagewerk für bis zu 30.000 Autos pro Jahr handeln. Daimler wolle damit Einfuhrzölle umgehen und so bessere Verträge mit staatlichen Großkunden bekommen.
Russlands Automarkt war zuletzt deutlich geschrumpft, Luxuswagen sind aber weiter gefragt. Im Gegensatz zum Wettbewerber BMW hat Daimler in dem Riesenland bisher noch keine eigene Autoproduktion. BMW ist seit 1999 in Kaliningrad mit dem lokalen Auftragsfertiger Avtotor vertreten, 2015 wurden dort 16.200 Fahrzeuge gefertigt.
Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) brach der russische Automarkt 2015 um 36 Prozent ein. Auch im laufenden Jahr setzt sich dieser Negativtrend den Angaben zufolge fort: Seit Januar liegen die Neuwagenverkäufe in Russland 15 Prozent unter Vorjahresniveau. Deutsche Hersteller haben einen Marktanteil von 20 Prozent. Daimler könnte sich dem russischen Negativsog am Automarkt insofern etwas entziehen, als in dem neuen Werk laut Handelsblatt die Fertigung von Geländewagen geplant sind. Der Verkauf von teureren Autos ist von Wirtschaftskrisen traditionell weniger betroffen. (dpa)