Rom. Begleitet von Protesten und vereinzelten Streiks, aber ohne großes Chaos hat Italien den „Green Pass“ in allen Bereichen der Arbeitswelt eingeführt. Rund 23 Millionen Beschäftigte müssen künftig das Corona-Zertifikat als Nachweis einer Impfung, Genesung oder eines negativen Tests vorzeigen, um zu ihren Arbeitsplätzen in Büros, Fabriken, Geschäften oder Gaststätten zu gelangen. Eine derart umfassende Maßnahme zur Covid-Bekämpfung ist europaweit einzigartig.
Entsprechend gab es am vergangenen Freitag zum Auftakt der neuen Phase an vielen Orten Proteste. Das von manchen Kritikern prophezeite Chaos blieb aber aus. In Genua und Triest bestreikten Hunderte Arbeiter die zwei wichtigsten Häfen des Landes. Von den Morgenstunden an versuchten Demonstranten immer wieder, Teile der beiden Häfen zu blockieren. Der Verladebetrieb wurde dabei aber nicht entscheidend beeinträchtigt.
Auch der Güterverkehr auf der Straße kam nicht zum Erliegen, wie teilweise prognostiziert wurde. Weil viele Fernfahrer nicht oder nicht mit einem in der EU zugelassenen Vakzin geimpft sind, hatten die Spediteure massenweise Ausfälle befürchtet. Ihnen kam die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi aber kurzfristig entgegen und machte Ausnahmen für ausländische Lastwagenlenker - was wiederum bei den italienischen Verbänden für Empörung sorgte.
85 Prozent der Italinier sind geimpft
85 Prozent der Italiener über zwölf Jahren sind mindestens einmal geimpft. Für die Beschäftigten unter diesen gut 46 Millionen Menschen ändert sich damit praktisch kaum etwas in ihrem Arbeitsalltag.
Kritiker und Impfgegner werfen dem Staat vor, ihnen das Recht auf Arbeit zu nehmen. Wer seinem Beruf nicht nachgehen kann, weil er kein Covid-Zertifikat hat, bekommt auch keinen Lohn. In Apotheken sind teilweise bis Jahresende die Termine für Tests ausgebucht. Die Hafenarbeiter in Triest kündigten bereits an, so lange zu streiken, bis die Nachweispflicht abgeschafft wird. Der Ausnahmezustand in Italien läuft nach derzeitigem Stand noch bis zum 31. Dezember. (ste/dpa)