Berlin. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat am Montag erste Ergebnisse einer weiterführenden Studie zum Energiebedarf und Emissionsvergleich von Verkehrsträgern im Güterfernverkehr vorgestellt. Die Gesamtstudie soll im Herbst erscheinen.
„Für den nationalen Verkehr ist bis auf wenige Ausnahmefälle wie beispielsweise der Transport schwerer Schüttgüter eine differenzierte Betrachtung notwendig, um transportbezogen die klimagünstigste Alternative wählen zu können", fasst Michael Spielmann einer der Studienleiter beim verantwortlichen Beratungsunternehmen PE International GmbH die Grundaussage zusammen. Spielmann betonte: „Pauschalaussagen wie die Bahn ist grundsätzlich umweltfreundlicher als der LKW sind nicht haltbar. Es zeigt sich kein genereller Vorteil der Bahn gegenüber dem LKW bei Distanzen über 300 Kilometern."
Dennoch haben die Systeme Schiene und Straße ihre Trümpfe: Die Bahn ist beim Transport von schweren Schüttgütern dem LKW überlegen. Wohingegen im nationalen Verkehr schwerer Stückgüter (Containertransport, Ganzzugverkehre) Züge zwischen 400 und 600 Bruttotonnen und der LKW-Transport in etwa gleichaufliegen. Die Studienherausgeber betonen, dass hier der Vor- und Nachlauf sowie der Leerkilometeranteil entscheidend sei, und sich innerhalb der einzelnen Transporte stark ändern können. Vorteile in der CO2-Bilanz bringt demnach der Transport schweren Stückgüter auf der Straße, wenn alternativ nur ein Kurzzug (weniger als zehn Waggons) zur Verfügung stehen würde. Wiederum positiv vermerken die Studienherausgeber den Einsatz von Großraum-Schiebetürwagen mit 140 Kubikmeter Ladevolumen, der das System Schiene effizienter macht.
Die 2010 erstmals veröffentlichte PE-Studie wurde schon damals von der Bahn kritisch bewertet. Die Studienmacher hatten darauf hin einige Kritikpunkte der Bahn berücksichtigt. So wurden aktuellere Verbrauchsdaten des Bahntransportes eingearbeitet, die Dieseltraktion anteilig berücksichtigt, der Vor- und Nachlauf und die Leerfahrten stärker in die Rechnungen mit einbezogen sowie der Anteil erneuerbarer Energie am Bahnstrom mit 27 respektive 39 Prozent berücksichtigt.
In einer ersten Reaktion bemängeln Umweltexperten der Bahn aber dennoch die Seriosität der Studie. Vor allem, dass in der PE-Studie weiterhin mit einem Kraftstoffverbrauch von 30 Litern Diesel je 100 Kilometer für einen gewichtsmäßig vollbeladenen 40-Tonnen-Sattelzug gerechnet werde, stößt auf Unverständnis. Dieser Wert gelte bestenfalls für optimierte Feldsuche, aber nicht für reale Einsätze in der Praxis, heißt es aus Bahnkreisen. Außerdem in der Kritik: Die in der Studie angenommen sehr kurzen Zuglängen und Auslastungen. „Diese entsprechen nicht der Realität." (rs)
Mehr zum Thema finden Sie im VerkehrsRundschau-Dossier "CO2-Berechnung in der Logistik"