Hamburg. China wird nach Einschätzung des renommierten Forschungsinstituts Clarkson Research in diesem Jahr zur weltgrößten Schiffbaunation aufsteigen. Gemessen an der Tonnage werde China voraussichtlich Korea überholen, sagte Clarkson-Direktor Martin Stopford am Mittwoch in Hamburg. Schon heute baue China die meisten Schiffe, doch Korea lag als Hersteller besonders großer Containerschiffe vorn. Die Containerschifffahrt ist aber stärker als die Tank- und Massengutfahrt von der weltweiten Wirtschaftskrise betroffen, was die koreanischen Werften unter Druck setzt.
Insgesamt rechnet Clarkson damit, dass in diesem und dem nächsten Jahr so viel Schiffsraum abgeliefert wird wie noch nie, nämlich Schiffe mit einer Tragfähigkeit von mehr als 130 Millionen Tonnen (tdw). Das ist ungefähr doppelt so viel wie die Schiffbauleistung vor fünf Jahren. Diese neuen Schiffe wurden vor der Krise bestellt.
"Dadurch ist die Auslastung der Werften für das laufende und das kommende Jahr gesichert", sagte Stopford. Im vergangenen Jahr nahmen die Schiffsauslieferungen um 29 Prozent auf knapp 117 Millionen tdw zu. Neue Aufträge wurden jedoch kaum vergeben.
Weltflotte wächst voraussichtlich um 8,7 Prozent
Gleichzeitig mit dem Produktionshoch der Werften schnellte auch die Verschrottung alter Schiffe nach oben, im vergangenen Jahr auf mehr als 32 Millionen tdw. Clarkson Research hat ausgerechnet, dass die Weltflotte damit in diesem Jahr um 7,0 Prozent und im kommenden Jahr um 8,7 Prozent wachsen wird. Das ist kaum mehr als im Durchschnitt der vergangenen Jahre, als Weltwirtschaft und Welthandel kräftig zunahmen. "Angesichts dieses Flottenwachstums hängt die zukünftige Konjunktur für den Schiffbau und die maritime Zulieferbranche von einer starken und nachhaltigen Erholung der Weltwirtschaft ab", sagte Stopford.
Der britische Experte äußerte sich bei einer Vorausveranstaltung der internationalen Schiffbaumesse "smm" vom 7. bis 10. September in Hamburg. Dort werden rund 2000 Aussteller aus 60 Ländern Neuheiten aus der Schiffbaubranche präsentieren. Im Mittelpunkt der Messe stehen die Themen Umwelt, Finanzierung und Offshore, sagte Messechef Bernd Aufderheide. Es werden rund 50 000 Fachbesucher aus aller Welt erwartet. (dpa)