Berlin/Kiel. Der Bund will die Ostsee-Insel Fehmarn über zwei neue Brücken für Straße und Schiene mit dem deutschen Festland verbinden. Dies kündigte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, Enak Ferlemann, am Mittwoch in Berlin an. Die Verbindung hat erhebliche Bedeutung für den Skandinavien-Verkehr. Der Neubau sei erforderlich, um das künftig erwartete Verkehrsauskommen zu bewältigen, sagte Ferlemann nach Ministeriumsangaben. Hintergrund ist der geplante Bau eines Tunnels unter dem Fehmarnbelt nach Dänemark. Dieser soll bis 2022 fertiggestellt werden. Danach könnte der Verkehr auf der Route stark zunehmen.
Er gehe nach heutigem Stand davon aus, dass die von ihm angekündigten neuen Brücken bis 2025 in Betrieb genommen werden können, sagte Ferlemann. Damit könnte der Fehmarnsund zumindest für eine Übergangszeit zum Nadelöhr werden. Derzeit rollen täglich gut 5300 Fahrzeuge über die mehr als 50 Jahre alte Fehmarnsund-Brücke. Die für den Bau des 18 Kilometer langen Tunnels zwischen Deutschland und Dänemark verantwortliche dänische Planungsgesellschaft Femern A/S erwartet nach Eröffnung des Bauwerks zunächst 8000 Lastwagen, Busse und PKW pro Tag und fünf Jahre später 10 800 Fahrzeuge.
Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) begrüßte das klare Votum des Bundes für einen Brücken-Neubau. Nun müssten gemeinsam intelligente Lösungen gefunden werden, um die erwarteten steigenden Verkehrsmengen bis zur Fertigstellung der angekündigten neuen Brücken abfedern zu können.
Ohne eine neue Verbindung zwischen Fehmarn und dem Festland in Ostholstein würden nach Fertigstellung des deutsch-dänischen Fehmarnbelt-Tunnels vier Fahrspuren auf der Straße auf eine zweispurige Fehmarnsund-Brücke treffen und zwei Schienentrassen auf eine Trasse auf der Brücke. „Insofern ist der Handlungsbedarf klar”, sagte Meyer.
Ferlemann reagierte mit der Neubau-Ankündigung auf ein Gutachten, das die Bahn am Mittwoch dem Ministerium vorgestellt hatte. Experten hatten untersucht, ob eine „Ertüchtigung” der bestehenden Brücke wirtschaftlich möglich ist oder ob ein Ersatzbau erforderlich wird.
Bestehende Brücke für aktuelles Verkehrsaufkommen sicher
„Die Fehmarnsund-Brücke ist für das derzeitige Verkehrsaufkommen ausreichend dimensioniert und sicher”, sagte Ferlemann zum Ergebnis der Untersuchungen. „Fest steht aber auch, dass der Verkehr auf der Fehmarnsund-Brücke mit Fertigstellung der festen Fehmarnbelt-Querung künftig erheblich zunehmen wird.” Deshalb würden zwei neue Brücken benötigt, eine für die Schiene und eine für die Straße. Zu den erwarteten Kosten gab es bisher keine Schätzungen.
Als gute Nachricht nahm der Kieler Minister Meyer zur Kenntnis, dass die Fehmarnsund-Brücke den derzeitigen Verkehr noch aushält. Meldungen, die Brücke müsse gesperrt werden, seien also nicht richtig. Das Gutachten habe aber klar ergeben, dass die Brücke zusätzlichen Verkehr nach Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels nicht verkraften kann.
Aus seiner Sicht ist mit der geplanten Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnels bis 2022 automatisch der Zeitdruck definiert. Dann werde mehr Verkehr erwartet, den „diese Brücke, so wie sie heute ist, nicht mehr in ihrer Gänze aufnehmen kann”, sagte Meyer. Nun müsse zügig die Neubau-Planung angegangen werden. Da der Bund die Problematik erkannt habe, sei er optimistisch. (dpa)