München. Angesichts wachsender Kriminalität gewinne die Sicherheit in der Transportkette zunehmend an Bedeutung, betonte Adalbert Wandt, Präsident des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung BGL, anlässlich einer Podiumsdiskussion zum Thema „Digitalisierung der Auftragsvergabe und die Bedeutung des Trusted Carrier“ auf der Weltleitmesse Transport Logistic in München. BGL und Transfrigoroute Deutschland haben daher gemeinsam das System „Trusted Carrier“ entwickelt (VR berichtete), das in der vergangenen Woche nach erfolgreichem Testbetrieb scharf geschaltet wurde.
Auf dem Podium versammelte der BGL zahlreiche Unterstützer, die die Wichtigkeit eines entsprechenden Systems zum Schutz vor Imageschäden unterstrichen und für „Trusted Carrier“ warben. Michael Bähr, Ferrero Deutschland, sagte, aus Verlader-Sicht sei die E-Crime-Gefahr größer geworden als „reale Ladungserschleichung“. Bei Ferrero sei das ein großes Thema. Wolfgang Engel, Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Qualitätssicherungssystemen DQS, bestätigte den Trend zur Kriminalität durch Datendiebstahl. Bei der Zertifizierung stehe das Risikomanagement klar im Fokus: „Leider wird das Thema digitaler Datenverlust vielfach noch immer sehr stiefmütterlich betrachtet. Mit Datenschutz auf dem Weg von der Dispo bis zum Fahrer wird sehr rudimentär umgegangen.“
Gelebte Sicherheit beim Trusted Carrier
Gunnar Gburek von TimoCom bemängelte, dass vielfach nicht darüber gesprochen werde, wenn man Opfer von Datendiebstahl werde, möglicherweise aus Angst, dadurch selbst in ein falsches Licht zu geraten. Er forderte die Unternehmer dazu auf: „Redet darüber. Das kann jedem passieren.“ Ansonsten könne es nicht gelingen, die schwarzen Schafe zu entdecken. Hubertus Kobernuß, Transfrigoroute Deutschland, betonte: „Trusted Carrier ist gelebte Sicherheit.“Es sei den Verbänden gar nicht hoch genug anzurechnen, dass sie alle Beteiligten zusammengeführt hätten. Verbandsmitglieder von Transfrigoroute und BGL seien die Trusted Carrier schlechthin, „wir sind nicht Old School, wir sind New School, denn ohne uns läuft gar nichts“.
Wolfgang Engel, DQS, bekräftigte, dass die ISO-Zertifizierung für kleine Speditionen zu hoch sei. „Trusted Carrier“ sei da ein richtiger und vernünftiger Ansatz. Für Klaus Schäfer, Kravag / R+V Versicherung, ist Trusted Carrier „die perfekte Ergänzung zur Versicherung“. Dadurch schütze man sich auch gegen Vertrauensverlust gegenüber dem Kunden. Victor Meier, Cargoclix, ist überzeugt davon, dass das Label das Zeug dazu hat, das Image zu befördern.
Anwender begrüßen das System
Dieselben Probleme wie in Deutschland habe man auch in Polen, bestätigte Wieslaw Starostka vom polnischen Frachtführerverband ZMDP. Er hält „Trusted Carrier“ für eine großartige Idee vor allem für mittlere und kleine Speditionen und freut sich auf die internationale Einführung. Thomas Pütter, Nagel Group, hob die Bürokratie-Entlastung für alle Beteiligten hervor. Übersetzungen und Abfragen bei Handelskammern müsse nicht mehr jeder selbst erledigen.
Ein willkommenes Hilfsmittel, um die Prozesse zu vereinfachen, sieht auch Zeljko Jeftic von der International Road Transport Union IRU, in „Trusted Carrier“. Gburek betonte, man müsse unbedingt für die Internationalität sorgen. Eine deutsche Lösung allein reiche nicht aus. Starostka ist sich sicher, dass das System ein großer Erfolg werde, sobald die kritische Masse überschritten ist. Moderator Tobias Bernecker, Hochschule Heilbronn, fasste zusammen: „Trusted Carrier ist eine große Chance, einfach, unbürokratisch und sicher.“ (mo)