Berlin. Die beiden großen deutschen Speditions-, Transport- und Logistikverbände sind mit den Ergebnissen des Nutzfahrzeuggipfels des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) insgesamt zufrieden. Das teilten der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) und der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) am Mittwoch im Anschluss an die Veranstaltung mit.
„Gott sei Dank haben wir jetzt eine klare Strategie – batterieelektrisch für den nahen Regionalbereich, Wasserstoff für die Fernstrecke“, sagte BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt. Auch der DSLV sieht in den Beschlüssen „eine im Grundsatz nachvollziehbare und gesamtheitliche Strategie, die Transformation zum CO2-freien Straßengüterverkehr noch in diesem Jahrzehnt zu vollziehen“.
Konkrete Förderprogramme zügig erforderlich
Entscheidend sei nun vor allem der zügige Aufbau einer nachhaltigen staatlichen Förderkulisse. Der DSLV begrüßt deshalb die Zusage des BMVI, den Markthochlauf für Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben bis 2023 mit 1,16 Milliarden Euro zu fördern und die Haushaltsansätze hierfür im Anschluss fortzuschreiben.
Hauptgeschäftsführer Frank Huster forderte, dass schnell konkrete Förderprogramme für die Logistikbranche folgen müssten. Vorstellbar sei etwa eine Bezuschussung in Höhe von 80 Prozent der Investitionsmehrkosten im Vergleich zu modernen Diesel-Lkw.
Grundsätzlich richtig seien auch die Pläne des BMVI, regulatorische Anreize über eine CO2-differenzierte Lkw-Maut zu setzen. So könnten Betriebskosten für emissionsarme Lkw gesenkt werden. Hier werde laut DSLV allerdings viel von der konkreten Ausgestaltung der künftigen Wegekosten abhängen. Die Erwartungen an die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, die Beratungen zur Eurovignetten-Richtlinie noch in diesem Jahr zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen, blieben deshalb hoch.
Verlässlichkeit bei Investitionen wichtig
Weiter verlangt der DSLV eine Lösung beim Konflikt um die Mautbefreiung von CNG- und LNG-betriebenen Lkw – dieser müsse zugunsten der Unternehmen entschieden werden, die bereits in die Gasantriebe investiert hätten. Diese Ansicht vertritt auch der BGL: „Wir brauchen eine Verlässlichkeit [...], damit die Unternehmer wissen, in welche Bereiche sie investieren können“. Vor allem für den Mittelstand sei dies essenziell. Vorstandssprecher Engelhardt verlangte „ein klares Statement für LNG“.
Zudem brauche es laut DSLV und BGL Lösungen zur Vermeidung von Doppelbelastungen für die Branche durch eine CO2-Maut und das Brennstoffemissionshandelsgesetz. „Wettbewerbsnachteile müssen berücksichtigt werden und Maßnahmen implementiert werden, um Nachteile auszugleichen“, sagte Engelhardt. Außerdem fordert der BGL unter anderem, die passende Ladestruktur weiter zu fördern sowie die Förderung von Biomethan als Substitut für fossiles LNG und CNG.
Harmonisierte Betankungs- und Aufladeinfrastruktur unverzichtbar
Der DSLV begrüßt, dass im Gesamtkonzept des BMVI die Entwicklungsszenarien für bestimmte Nutzfahrzeug-Technologien nach deren logistischer Verwendung differenziert werden. Um keine Ressourcen zu verschwenden, sei es allerdings wichtig, zu analysieren, inwiefern sich die Oberleitungstechnologie neben dem mit Wasserstoff betriebenen Schwerlastverkehr auf langen Strecken durchsetzen könne. Auch BGL-Vorstandssprecher Engelhardt forderte eine „Technologiefokussierung bei aller Technologieoffenheit“.
Um einen erfolgreichen Marktzulauf zu gewährleisten, ist es aus Sicht des DSLV außerdem unverzichtbar, eine grenzüberschreitend harmonisierte Betankungs- und Aufladeinfrastruktur mit einheitlichen europäischen Standards zu schaffen. Deshalb sei es nur konsequent, dass für deren Aufbau bis 2023 Mittel in Höhe von 4,1 Milliarden zu Verfügung stehen sollen. „Auch hiervon muss die Speditionsbranche für die Errichtung von Tank- und Aufladestationen auf privaten Logistikgeländen profitieren“, sagte Huster dazu. Es bleibe zu hoffen, dass bei der Mittelvergabe keine Konkurrenz mit öffentlichen Ladestationen für Pkw entstehe. (sn)