Was den Grünen die Sonnenblume ist seit Kurzem für die FDP der Raps. Dabei rührt die neue Zuneigung der Liberalen zum Kreuzblütengewächs weniger von der Blütenfarbe her, welche sich auch im Parteilogo wiederfindet. Vielmehr gilt das Interesse dem Endprodukt der Ölpflanze – dem Biokraftstoff. So geißeln die Liberalen die momentane Praxis, wonach die pflanzlichen Kraftstoffe nach festen Sätzen besteuert werden, als „Konstruktionsfehler“, der den Preisvorteil gegenüber dem altgedienten Diesel schrittweise minimiert. Um weiteren Schaden von der heimischen Biokraftstoffbranche abzuwenden, soll bis 2009 die Besteuerung von Biodiesel ausgesetzt werden. Und sich anschließend statt an festen Sätzen flexibel am Marktpreis orientieren, so die Idee der Gelben im Parlament. Zwar ist die Aufmerksamkeit der FDP für Biodiesel ökonomischen Interessen und nicht etwa dem neu entdeckten ökologischen Gewissen geschuldet, dennoch überrascht es, zu sehen, wer sich plötzlich um die alternativen Kraftstoffe sorgt. Denn nicht nur der Ton, sondern auch das Geschäft mit den Diesel-Alternativen wird zunehmend rauer. Das leuchtend gelbe Blütenmeer lässt zwar so manchen passierenden Fahrer glauben, dass die Mühlen bemüht sind, auch aus den kleinsten Rapskügelchen die ölig-schmackhafte Essenz herauszupressen, welche später zu Kraftstoff raffiniert wird. Doch der Schein trügt. Umweltstudien über hohe Emissionsbelastungen, zurückgenommene Freigaben der LKW-Hersteller und das drohende Ende der Steuerautonomie setzen dem Rapsöl mächtig zu. Der finanzielle Bonus schwindet zusehends und damit wohl auch die Zukunftschancen von Rapskraftstoff. Dessen Weg scheint in absehbarer Zeit dorthin zu führen, wo die FDP schon Platz genommen hat: in die Opposition. Rocco Swantusch Redakteur
Biosprit: Die gelbe Opposition
Der Kommentar der Woche von Rocco Swantusch, Redakteur