Duisburg. Die sonnigen und trockenen Tage der vergangenen Wochen rufen Erinnerungen an die extrem lange Niedrigwasserperiode mit außerordentlichen Pegeltiefständen des Jahres 2018 wach. Über Monate konnte die Schifffahrt damals nur mit erheblichem Aufwand dem Versorgungsauftrag insbesondere gegenüber der Großindustrie, etwa im Chemie- und Montansektor, gerecht werden. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) richtet nun einen Appell an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, die richtigen Lehren aus der Situation im Jahr 2018 zu ziehen.
Erforderlich sei „eine deutlich größere Sorgfalt im Umgang mit der Wasserstraßeninfrastruktur“, betont der BDB. Diese sei über Jahrzehnte vernachlässigt und mit viel zu geringen Investitionen regelrecht „auf Verschleiß“ gefahren worden. Als Folge seien viele Anlagen, vor allem Schleusen und Wehre, baufällig und nach Einschätzung der zuständigen Bundesverwaltung in einem „ungenügenden Zustand“. Ausbauprojekte, deren Notwendigkeit außer Frage stehe, würden nicht in Angriff genommen, z.B. die Fahrrinnenvertiefung am Untermain, oder über Jahrzehnte „gestreckt“. Beispiele sind die zweiten Schleusenkammern an der Mosel oder die Vertiefung der Fahrrinne am Mittelrhein bei St. Goar um 20 Zentimeter.
Ausbau der Wasserstraßen muss zügig umgesetzt werden
Volkswirtschaftlich sinnvolle und verkehrlich notwendige Projekte wie etwa der Ausbau am Niederrhein, am Mittelrhein – hier verkehren rund 50.000 Schiffe pro Jahr – oder am Untermain müssen laut BDB nun top-prioritär umgesetzt werden. Gleiches gelte für Investitionen in den Bestand, beispielsweise für die Erneuerung der Schleusen. Hierfür muss der Staat Finanzmittel und ausreichend qualifiziertes Planungspersonal einsetzen.
Das Anlagevermögen der Bundeswasserstraßen beträgt laut einer aktuellen Auskunft der Bundesregierung 50 Milliarden Euro. Darin enthalten sind rund 350 Schleusen, 300 Wehre, vier Hebewerke, 1000 Brücken und 14 Verkehrs- bzw. Revierzentralen. Im Jahr 2019 investiert der Bund in dieses Vermögen rund 806 Millionen Euro, die vorgesehene Investitionsrate für 2019 beträgt damit trotz des eingeräumten Investitionsstaus lediglich 1,6 Prozent.
Bei längerfristigen Niedrigwasserperioden auch den Bau von Staustuffen in Betracht ziehen
Ob dem „Dürre-Jahr 2018“ nun ein „Dürre-Jahr 2019“ mit ähnlich niedrigen Pegelständen folgt, bleibt abzuwarten. Sollten wissenschaftliche Untersuchungen jedoch einen Trend zu längerfristigen Niedrigwasserperioden bestätigen, muss laut BDB „zukünftig auch der Bau von Staustufen in den frei fließenden Gewässern in Betracht gezogen werden, damit das Wasser im wahrsten Sinne des Wortes länger gehalten werden kann“. (tb)