München. Nach dem Rückzug von MAN-Chef Hakan Samuelsson drohen seinem Nachfolger möglicherweise noch höhere Belastungen als bisher bekannt. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag) könnte das wegen der Affäre fällige Bußgeld für MAN deutlich über 100 Millionen Euro betragen. Die Staatsanwaltschaft München wollte sich dazu am Dienstag nicht äußern. Erst wenn es eine Entscheidung gebe, werde man diese bekanntgeben, sagte eine Sprecherin der Behörde. Auch bei MAN war keine Stellungnahme zu erhalten. Samuelsson hatte am Vortag seinen Posten geräumt und damit dem Vernehmen nach die politische Verantwortung für die Korruptionsaffäre übernommen, die den Konzern seit Mai in Atem hält. Gegen den Schweden wird aber nicht ermittelt. Sein kommissarischer Nachfolger wird der Chef der Dieselmotoren-Sparte, Georg Pachta-Reyhofen. Nach bisherigen Ermittlungsergebnissen habe MAN etliche Kunden im Ausland (Europa, Afrika, Asien) bestochen, um Großaufträge vor allem für Busse zu erhalten, hieß es in dem Zeitungsbericht. Die fragwürdigen Zahlungen hätten sich auf 50 bis 100 Millionen Euro belaufen. Im Inland soll rund eine Million Euro für Schmiergeldzahlungen ausgegeben worden sein, um Busse und Lkw zu verkaufen. Vor einigen Wochen war noch von bis zu 50 Millionen Euro Bußgeld die Rede, über die Höhe des Betrags laufen dem Vernehmen nach derzeit Gespräche mit der Staatsanwaltschaft. Laut „SZ“ soll MAN die Gewinne berechnen, die aus den mit Schmiergeldzahlungen erlangten Aufträgen resultierten. Der Konzern habe ursprünglich gehofft, bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung Mitte Dezember eine Einigung über das Bußgeld erzielen zu können. Dieser Zeitplan sei nun aber hinfällig und mit einem Ergebnis frühestens im ersten Quartal 2010 zu rechnen. Mehrere Beschuldigte müssen derweil laut „SZ“ damit rechnen, wegen der Korruptionsdelikte angeklagt zu werden. Darunter sei auch der Ex-Chef der MAN-Tochter Turbo, gegen den wegen Bestechung in Kasachstan in Millionenhöhe ermittelt werde. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Geldbuße gegen das Unternehmen, mit der illegal erzielte Gewinne abgeschöpft werden sollen, mit einer mangelnden Kontrolle durch den Vorstand begründet werde. Die Affäre hatte vor Samuelsson bereits zwei andere Top-Manager aus der MAN Nutzfahrzeuge AG, den Vertriebschef und die Chefcontrollerin, sowie weitere Führungskräfte den Job gekostet. Bei den beiden Top-Leuten und weiteren Managern prüft der Konzern laut „SZ“ Schadenersatzforderungen. Die Aktien des Unternehmen standen am Dienstag unter Druck. Am Morgen verloren die Papiere zeitweise mehr als drei Prozent auf unter 58 Euro, erholten sich dann aber wieder etwas und notierten nachmittags zwischenzeitlich um knapp zwei Prozent im Minus bei unter 59 Euro. Der Abgang Samuelssons fällt für den Konzern auch in eine geschäftlich schwierige Zeit. Im Kerngeschäft mit Lastwagen stellte sich MAN nach massiven Einbrüchen zuletzt auf eine weiter schwache Entwicklung ein. Zudem dürfte die Konjunkturflaute jetzt auch die Bereiche Turbomaschinen und Dieselmotoren treffen, erklärte das Unternehmen Ende Oktober zur Vorlage der Quartalsbilanz. (dpa)
Bericht: Über 100 Millionen Euro Bußgeld in MAN-Schmiergeldaffäre möglich
"Süddeutscher Zeitung": Etliche Kunden im Ausland bestochen / Schmiergeldzahlungen bis zu 100 Millionen Euro, im Inland: rund eine Millionen Euro