Bremen. Die Bremer Reederei Beluga rutscht immer tiefer in die Krise. Die Unternehmensleitung der Beluga-Tochter Beluga Chartering GmbH hat beim Amtsgericht in Bremen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Der Antrag bezieht sich aber nur auf die Tochtergesellschaft mit ihren mehr als 100 Mitarbeitern und nicht auf die Muttergesellschaft, die Beluga-Group. Als Gründe nannte ein Sprecher erhebliche Unregelmäßigkeiten beim Umsatz und der Liquidität. Details zu dem Insolvenzantrag wollte der Sprecher der Beluga-Gruppe nicht nennen. Mehrere Schiffsfonds hatten zuvor ihre an Beluga vercharterten Frachter abgezogen.
Niels Stolberg sagte bei Staatsanwaltschaft aus
Zeitgleich sagte der frühere Chef und Firmengründer der angeschlagenen Bremer Reederei Beluga, Niels Stolberg, bei der Staatsanwaltschaft aus. Diese ermittelt gegen ihn wegen schweren Betrugs. Er und andere führende Mitarbeiter sollen seit 2009 Umsatzerlöse im dreistelligen Millionenbereich falsch ausgewiesen und so Kapitalgeber getäuscht haben. In den vergangenen Tagen durchsuchten die Ermittler Stolbergs Wohnung in Bremen und sein Haus auf der Nordseeinsel Spiekeroog.
Was Stolberg heute bei der Staatsanwaltschaft aussagte, ist bisher nicht bekannt. Zu den Details wollte ein Sprecher der Anklagebehörde keine Angaben machen. Medien hatten zuvor berichtet, dass der 50-Jährige zur Aufklärung der Vorwürfe gegen ihn beitragen wolle.
Der US-Finanzinvestor Oaktree, der die Beluga-Geschäfte derzeit führt und 49,5 Prozent an dem finanziell stark angeschlagenen Unternehmen hält, hatte die Manager bei der Anklagebehörde angezeigt. Diese mussten inzwischen ihre Posten räumen. Der Investor verordnete der Reederei einen strikten Sanierungskurs. Außerdem soll er Banken und Gläubiger aufgefordert haben, auf Teile ihrer Ansprüche zu verzichten. Doch darauf wollten sich mehrere Schiffsfonds Medienberichten zufolge offenbar nicht einlassen.
Reedereien ziehen ihre Schiffe von Beluga ab
Die Hamburger HCI hat die Verträge mit Beluga bereits gekündigt und ihre rund 20 Frachter abgezogen. "Beluga wollte Charterzahlungen erstmal aussetzen", begründete Sprecher Olaf Streuer. "Es geht darum, die Interessen der Anleger zu schützen." Die Oltmann-Grupppe aus Leer schaut sich ebenfalls nach einer Alternative für ihre drei Schiffe um. Auch das von Stolberg mitgegründete Bremer Emissionshaus Bluewater will sich und seine zehn Schiffe unabhängig von Beluga machen. "Bis auf eine Ausnahme sind die alle weg", sagte Geschäftsführer Carsten Dujesiefken.
Auch Muttergesellschaft kurz vor dem Aus?
Nach Informationen des Weser-Kuriers haben mehr als 40 der 55 gecharterten Frachter Beluga verlassen. Damit blieben der Reederei, die bis vor kurzem noch Weltmarktführer für Schwergut und Projektladung war, noch gut 20 Schiffe. Nach Medienberichten gehen Investoren seit Tagen davon aus, dass auch die Muttergesellschaft in Kürze Insolvenz anmelden muss. (dpa/eha/jko)