Frankfurt/Main. „Der Transport- und Logistikmarkt boomt“, sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn am Donnerstag in Frankfurt. Der Güterverkehr auf der Schiene könne aber nur mit einer guten internationalen Vernetzung wachsen. Bereits heute würden 60 Prozent der eigenen Güterzüge ein oder zwei Mal während einer Fahrt über die Grenze fahren. „Wir haben noch viel zu tun mit dem europäischen Schienenverkehr, denn wir sind im Vergleich zur Straße sehr weit zurück“, sagte Mehdorn. Die Deutsche Bahn will die English Welsh & Scottisch Railway (EWS) vollständig übernehmen. Bei der spanischen Transportes Ferroviarios Especiales (Transfesa) will die Bahn zunächst eine Mehrheitsbeteiligung von 55 Prozent kaufen. Beide Verträge sollen in Kürze unterschrieben werden, sagte Mehdorn. Die Zukäufe sollen aus eigenen Mitteln finanziert werden. Zum Kaufpreis wollte Mehdorn keine Angaben machen, da Vertraulichkeit vereinbart worden sei. „Es war nicht ganz billig“, sagte er lediglich. Aus dem Verkaufserlös des Bahn-Anteils an der Reederei Scandlines bleibe aber noch etwas zur Schuldentilgung übrig, so dass die Zukäufe weniger als 800 Millionen Euro kosten. Die Übernahmen sollen der Deutschen Bahn die Transport- und Logistikmärkte in West- und Südwesteuropa erschließen. Zudem erhofft sich DB Logistics eine bessere Ausgangsposition in Frankreich, wo die EWS durch ihre Tochter Euro Cargo Rail bereits vertreten ist. Daneben wolle die Deutsche Bahn weiter eng mit der französischen Staatsbahn SNCF zusammenarbeiten. „Wir wollen nicht überall kaufen oder kaufen müssen, wenn es auch mit Allianzen gut funktioniert“, sagte Mehdorn. Die Deutsche Bahn werde den Markt weiter genau beobachten und passende Gelegenheiten nutzen. „Wenn es strategische Stühle zu besetzen gibt, wollen wir keine anderen darauf lassen.“ Die EWS ist die größte britische Güterbahn und auf Energiewirtschaft, Industriegüter und Baumaterial spezialisiert. 2006 erwirtschaftete das Unternehmen mit 4900 Beschäftigten einen Umsatz von 783 Millionen Euro. „Die Zusammenführung von DB und EWS ist ein wichtiger Schritt zum Ausbau eines effizienten und liberalisierten europäischen Bahnnetzes“, sagte EWS-Vorstandschef Keith Heller. Das spanische Unternehmen Transfesa ist ein internationaler Transport- und Logistikdienstleister, der sich auf die Beförderung von Fahrzeugen sowie von chemischen und industriellen Gütern spezialisiert hat. 2006 lag der Umsatz bei 291 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter beläuft sich auf 1125. Die Deutsche Bahn ist im Schienengüterverkehr bereits an Unternehmen in Dänemark, den Niederlanden, Italien, der Schweiz und Polen beteiligt.
Bahn will Wachstumschancen im Güterverkehr mit Zukäufen nutzen
Die Deutsche Bahn will mit dem Kauf der Frachtgesellschaften EWS in Großbritannien und Transfesa in Spanien Wachstumschancen im grenzüberschreitenden Schienengüterverkehr nutzen.