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Bahn bereitet sich auf Rekordstreik vor

05.11.2014 11:35 Uhr
Bahn bereitet sich auf Rekordstreik vor
Der angekündigte Streik der Lokführer wird auch die Lieferketten betreffen, fürchten Verbände
© Foto: Picture Alliance/POP-EYE/Kriemann

Etwa zwei Drittel der Züge dürften durch den Ausstand der Lokführer ausfallen. Die Bahn will mit juristischen Mitteln den Arbeitskampf verhindern.

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Frankfurt/Berlin. Die Deutsche Bahn rüstet sich für die bevorstehenden vier Streiktage. Wenigstens ein Drittel der Züge soll während des bislang längsten Lokführer-Ausstands in der Geschichte des Unternehmens fahren. Ersatzfahrpläne werden derzeit – wie auch bei den vorangegangenen Streiks - aufgestellt.

Der Streik soll am Mittwochnachmittag (15.00 Uhr) im Güterverkehr beginnen. Ab Donnerstagmorgen (2.00 Uhr) wollen dann auch die Lokführer des Regional- und Fernverkehrs sowie der S-Bahnen die Arbeit ruhen lassen - bis Montagmorgen um 4.00 Uhr. Es ist dies bereits die sechste Streikaktion im laufenden Tarifkonflikt.

Die bundeseigene Deutsche Bahn hat den Streik als maßlos verurteilt und die GDL zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert. Gespräche über Spielregeln für die Tarifrunde waren am Sonntag gescheitert. Der Konzern will nun ein juristisches Vorgehen gegen den Streik prüfen, schätzt die Erfolgsaussichten aber als gering ein. Man schaue sich „das natürlich auch von der juristischen Seite erneut an“, sagte Personalvorstand Ulrich Weber im Deutschlandfunk. In der Vergangenheit hätten die Gerichte in aller Regel gegen den Arbeitgeber entschieden, schränkte Weber die Erfolgsaussichten ein.

Kritik aus der Großen Koalition

Kritik an dem Verhalten der GDL kommt auch aus der großen Koalition „Claus Weselsky verliert gerade jedes Maß“, sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) warnte davor, die öffentliche Akzeptanz für den neuen Bahnstreik über Gebühr zu strapazieren. Streik sei zwar ein elementarer Bestandteil der Tarifautonomie, sagte Dobrindt der Bild-Zeitung. Doch sollten die Tarifparteien „mit diesem hohen Gut sehr verantwortungsvoll umgehen“. CDU-Generalsekretär Peter Tauber betonte: „Die Dauer des Streiks allein lässt jedes Maß vermissen.“

„Die GDL überzieht völlig und verspielt den Rückhalt in der Gesellschaft. Auf den Rücken unbeteiligter Kunden und Unternehmen einen gewerkschaftlichen Konkurrenzkampf auszutragen wird sich als Bumerang erweisen.“ Dies erklärte Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA)

Handel befürchtet Produktionsausfälle

Schon nach kurzer Zeit drohten Produktionsausfälle und damit erhebliche Einbußen. Die Tonnagen, Entfernungen, Pünktlichkeits- und Schnelligkeitsanforderungen der Unternehmen zu bewältigen, erfordere eine diffizile Bündelung und Abstimmung aller notwenigen Güterbewegungen. Falle eines der Glieder aus, komme die gesamte Logistikkette ins Stocken. Die Produktionsprozesse setzten jedoch einen reibungslosen Transportablauf voraus, so der BGA-Präsident.

Besonders betroffen von einem Bahnstreik sei beispielsweise der Chemiehandel. Aber auch für die deutschen Stahl- und Metallhändler oder die Automobilzulieferer sei die Schiene wegen der zu transportierenden Masse unverzichtbar. Ausweichmöglichkeiten gebe es kaum. Es werde daher zu starken Verzögerungen in der Lieferkette kommen.

DSLV fürchtet Vertrauensverlust

Der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) bezeichnet den Streik in einer ersten Stellungnahme als „massiven Eingriff in die Rechtsgüter unbeteiligter Dritter mit negativen Auswirkungen nicht nur auf nationale, sondern auch auf internationale Lieferketten und Produktionsprozesse.“ Das zwischen Verlader, Speditionen und Bahnen aufgebaute Vertrauen drohe verloren zu gehen.

DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster bezeichnet den Streik als „gewaltige Herausforderung“ für die Spediteure. „Zeitkritische Verkehre müssen über den LKW transportiert und Massenguttransporte, soweit möglich, auf die Binnenschifffahrt verlagert werden.“ Kapazitäten seien allerdings nur eingeschränkt vorhanden. Auch private Eisenbahnverkehrsunternehmen würden behindert und könnten nur eingeschränkt arbeiten.

Verbände fürchten Auswirkung auf Logistikketten

Die Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein forderten die Lokführergewerkschaft GDL auf, ihren angekündigten Streik abzusagen. Ein solcher Streik hätte für die Norddeutsche Wirtschaft gerade im Güterverkehr erhebliche negative Auswirkungen, sagte UVNord-Hauptgeschäftsführer Michael Thomas Fröhlich in Hamburg. Durch die Streiks werde die Logistikkette massiv gestört. Gerade für die Logistikdrehscheibe Hamburg und die gesamte Metropolregion wären die Auswirkungen fatal, sagte Fröhlich.

Der Bahnstreik hat auch Auswirkungen auf den Fährhafen Sassnitz. Am Donnerstag wird eine Eisenbahnfähre aus Ust-Luga in Russland erwartet. Die mit Paraffin beladenen Kesselwaggons könnten nicht wie geplant ins deutsche Eisenbahnnetz eingespeist werden, sagte ein Sprecher der Fährhafens. Umgekehrt würden auch keine Güterzüge für den Eisenbahnfährverkehr nach Russland den Hafen erreichen. Der ökonomische Schaden könne erst im Nachgang beziffert werden. (dpa)

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