Köln. Im Straßengüterverkehr stabilisiert sich die Auftragslage vieler Güterkraftverkehrsunternehmen weiter. Vor allem im Stammkundengeschäft wird nach Aussage der befragten Unternehmen eine spürbare Erholung der Auftragslage verzeichnet. Einschränkungen registrieren die befragten Unternehmen dagegen nach wie vor im Automobilsektor, Maschinen- und Anlagenbau und in der Chemiebranche.
Das geht aus dem jüngsten Corona-Bericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) hervor, der gestern erschienen ist und in dem das BAG die Transportwirtschaft alle vier Wochen zu ihrer Lage befragt. Er bezieht sich auf den Zeitraum von 11. September 2020 bis 7. Oktober 2020.
Straßengüterverkehr: Kapazitäten-Abbau bei Kleinbetrieben
Herausforderung im Straßengüterverkehr ist, dass Klein- und Subunternehmen zuletzt verstärkt Kapazitäten abgebaut haben, wie befragte Unternehmen dem BAG zufolge berichteten. Diese Kapazitäten stehen damit zum Teil nicht mehr im bisherigen Umfang dem Markt zur Verfügung, heißt es. In der Folge wurden laut BAG auf dem Spotmarkt auf einzelnen Relationen teilweise deutliche Anstiege der Tagesfrachtraten registriert. Insgesamt bewegt sich das Preisniveau im Tagesgeschäft aber nach wie vor auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.
KEP: Reduzierte Flugkapazitäten verlängern Laufzeiten
Im KEP-Bereich wird weiterhin ein überdurchschnittlich hohes Paketaufkommen verzeichnet. Im internationalen Versandhandel werden länderspezifische Einschränkungen zunehmend abgebaut. Reduzierte Kapazitäten im Flugverkehr haben allerdings stellenweise deutlich längere Laufzeiten zur Folge.
Lkw-Maut-Fahrleistungsindex nähert sich Vorkrisenniveau an
Der bereinigte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex lag im jüngsten Betrachtungszeitraum (26. September 2020 bis 2. Oktober 2020) im Durchschnitt rund 0,6 Prozent oberhalb des Vorkrisenniveaus. Basis für das Vorkrisenniveau ist der Durchschnittswert im Zeitraum 1. Januar 2020 bis 22. März 2020. Allerdings kamen dabei Sondereffekte durch den nachfolgenden Feiertag (Tag der deutschen Einheit) zum Tragen. Der Trend der Vorwochen zur Annäherung an das Vorkrisenniveau setzte sich fort. Deutsche Lkw verzeichneten im aktuellen Betrachtungszeitraum einen Rückgang in Höhe von 0,1 Prozent, gebietsfremde Lkw einen Anstieg in Höhe von rund 1,5 Prozent.
Schienengüterverkehr: Vorsichtige Erholungstendenzen
Die Nachfrage nach Schienengüterverkehrsleistungen in Deutschland zeigt gewisse Erholungstendenzen. Nach Erkenntnissen des Bundesamtes aus Marktbeobachtungsgesprächen liegt sie insgesamt jedoch weiterhin unterhalb des Niveaus der Vorpandemiezeit. Die Mehrzahl der befragten Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland bewertet die eigene Auftrags-, Ertrags- und Liquiditätssituation nach wie vor eher schlecht bis befriedigend. Die Gefahr von Insolvenzen in der Branche wird von den Befragten im Allgemeinen eher als gering eingeschätzt.
Im Kombinierten Verkehr bleibt die Nachfrage ebenfalls hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Auf fast allen Verbindungen des Kombinierten Verkehrs stehen freie Kapazitäten zur Verfügung. Wesentliche betriebliche Einschränkungen der Terminals des Kombinierten Verkehres in Deutschland sind nicht bekannt.
Binnenschifffahrt: Transportnachfrage steigt leicht an
In der Binnenschifffahrt liegen die Beförderungsmengen aufgrund saisonaler Effekte, die durch die Corona-Pandemie verstärkt werden, weiterhin unter dem Vorjahresniveau. Allerdings ist die Transportnachfrage im Vergleich zu den Vormonaten zuletzt leicht angestiegen.
Nach Angaben befragter Binnenschifffahrtsunternehmen zeigten sich unter anderem steigende Containermengen im Export über die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen sowie eine höhere Beförderungsnachfrage für Kraftstoffe für den Straßenverkehr (Benzin und Diesel). Auf der anderen Seite bleibt die Nachfrage nach Beförderungen von Kerosin weiterhin deutlich hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Dies gilt unter anderem auch für chemische Erzeugnisse, Eisenerze und Metalle.
Insbesondere im Rheingebiet besteht weiterhin ein deutliches Überangebot an Schiffsraum. Die jüngsten Niedrigwasserphasen wirkten dem nur bedingt entgegen. Die Frachtraten bewegen sich insgesamt weiter auf niedrigem Niveau und erschweren es einem Teil der Unternehmen, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen oder anstehende Investitionen in die Binnenschiffe vorzunehmen.
Vor dem Hintergrund steigender Corona-Infektionszahlen berichteten einige befragte Binnenschifffahrtsunternehmen jüngst von Einschränkungen im grenzüberschreitenden Verkehr nach Ungarn. Es wird befürchtet, dass sich dies negativ auf die Betriebsabläufe (Personaleinsatzplanung und Besatzungswechsel) auswirken könne. Bei einigen Binnenschifffahrtsunternehmen befindet sich wieder vermehrt kaufmännisches Personal in Kurzarbeit und im Home-Office.
Seefracht: Positive Impulse aus China
In der internationalen Seeschifffahrt zeigte sich in den meisten Segmenten zuletzt eine deutliche Belebung der Nachfrage nach Transportkapazitäten und in der Folge ein Anstieg der Frachtraten. Insbesondere aus China kamen positive Impulse. Im Zuge dessen seien nach Angaben von Branchenvertretern in der Containerlinienschifffahrt Verbindungen, die in den vergangenen Monaten infolge der Corona-Krise gestrichen wurden, sukzessive wiederaufgenommen worden. Positive Nachfrageentwicklungen zeigten sich gleichsam im Bereich der Trockenfracht. Die Tankschifffahrt leidet hingegen weiter unter der weltweit geringeren Nachfrage nach Mineralölprodukten.
Luftfracht: Fracht-Anstieg für Flughafen Leipzig/Halle
Das Angebot an Linienflügen zeigt nach wie vor keine nachhaltige Wende zum Besseren. Die jüngste Entwicklung weist, insbesondere bedingt durch die wieder zunehmende Anzahl an Corona-Risikogebieten, eher in eine negative Richtung. Eine vergleichbare Entwicklung gilt für den Luftfrachtverkehr. Einzige Ausnahme in Deutschland bildet hier der Flughafen Leipzig/Halle mit einem weiter steigenden Frachtaufkommen. (eh)