Wiesbaden/Berlin. Mit kräftigen Zuwächsen profitiert die deutsche Exportwirtschaft vom weltweiten Aufschwung. Im Mai 2010 legten die Ausfuhren auf Jahressicht so deutlich zu wie seit zehn Jahren nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Bei den Importen gab es sogar das stärkste Plus seit Januar 1989. Damit setzte sich nach einer kleinen Delle im April der Aufwärtstrend im deutschen Außenhandel fort.
Volkswirte rechnen Waren "Made in Germany" auch in den nächsten Monaten beste Chancen aus. "Auch wenn die Zahlen sehr volatil sind: Der Trend im Außenhandel zeigt klar nach oben", so das Fazit der Commerzbank. "Der Export bleibt Zugpferd der Erholung." Zugute kommt hiesigen Unternehmen - zumindest für einen Teil ihres Geschäfts - auch der schwache Euro. Der Import von Rohstoffen wird dadurch aber teurer.
Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes kletterten die Ausfuhren im Mai zum Vorjahresmonat um 28,8 Prozent, die Importe gar um 34,3 Prozent. Ins Ausland verkauft wurden Waren im Gesamtwert von 77,5 Milliarden Euro, eingeführt wurden Waren im Gesamtwert von 67,7 Milliarden Euro. Die Außenhandelsbilanz schloss wie im Mai 2009 mit einem Überschuss von rund 9,7 Milliarden Euro.
Auch auf Monatssicht ergaben sich im Mai kräftige Zuwächse
Kalender- und saisonbereinigt nahmen die Ausfuhren zum Vormonat April um 9,2 Prozent zu, die Einfuhren kletterten um 14,8 Prozent. Die Importe stiegen damit so stark wie noch nie seit Beginn der Berechnung auf saisonbereinigter Basis im Jahr 1990.
"Der Außenhandel hat wieder seine Funktion als Motor für die deutsche Wirtschaft übernommen", erklärte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton F. Börner, in einer Mitteilung. "Die insgesamt positiven Erwartungen im Maschinenbau und der Fahrzeugindustrie, aber auch in der Elektro- und Chemieindustrie lassen darauf schließen, dass sich die Erholung weiter fortsetzen wird." Schon jetzt sei absehbar, "dass der deutsche Export im ersten Halbjahr alle Erwartungen übertreffen wird".
Wichtigste Handelspartner deutscher Unternehmen bleiben nach den Daten des Statistischen Bundesamtes die Länder der Europäischen Union: In die EU wurden im Mai Waren im Wert von 47,1 Milliarden Euro verkauft, die Importe beliefen sich auf 43,2 Milliarden Euro. In die Euro-Staaten lieferten deutsche Unternehmen Waren für 32,1 Milliarden Euro und kauften dort für 30,6 Milliarden Euro ein.
"Deutschlands Exporteure waren auch im zweiten Quartal weltmeisterlich", urteilten Ökonomen der UniCredit. "Nach dem starken Rückgang im vergangenen Monat sind die Exporte rasch wieder auf die Beine gekommen." Mittelfristig erwartet UniCredit-Volkswirt Andreas Rees aber eine Verlangsamung des Wachstums in der Exportwirtschaft: "Kurzfristig wird die Dynamik noch sehr stark sein, gegen Jahresende werden die Exporte auch noch wachsen, aber etwas gemächlicher." Hauptgrund: Die Lager, die während der Finanz- und Wirtschaftskrise sehr sparsam gefüllt wurden, dürften dann weltweit wieder voll sein. Zudem laufen in vielen Staaten die Konjunkturprogramme aus, die die Wirtschaft ankurbeln sollten - auch dieser Antrieb fehlt dann. (dpa)