Ausschreibungsplattformen: Die Möglichmacher

In Kürze Um bei Speditions- und Transportunternehmen zu punkten, lassen sich digitale Plattformen (vormals Frachtenbörsen) spannende Service-Neuerungen einfallen, um das Zusammenspiel zwischen Frachtführern und Verladern weiter zu verbessern. Hier sind zwei interessante Beispiele. "Noch viel zu wenige Firmen setzen auf Transportketten, die unterschiedliche Transportmittel berücksichtigen", sagt Benjamin Noyan, Mitgründer und CEO des Berliner Start-ups Rouvia. Und das, obwohl solche Transportketten bis zu 90 Prozent weniger CO2 ausstoßen und auf langen Strecken sogar kostengünstiger seien als Lkw. Mit der Plattform Rouvia, die Noyan und Software-Entwickler Fuad Becirbasic entwickelt haben, soll sich das nun ändern. Alle Verkehrsträger auf einer Plattform "Rouvia ist die effizienteste digitale Lösung, die alle Transportmittel multimodal nahtlos miteinander verbindet. Wir integrieren damit die Verkehrsträger Straße, Schiene und Binnenschifffahrt auf einer digitalen Plattform." Das Ganze sei eine Frachtmanagement-Lösung, die Unternehmen im intermodalen Verkehr dabei unterstützen soll, ihre Kapazitäten besser auszulasten und Effizienzen zu heben - dank automatisierter Auftragsvermittlung, erläutert Noyan. "Uns geht es da wirklich um die System-Integration aller Beteiligten in der Transportkette. Wir wollen so möglichst viele Schnittstellen reduzieren." Der Routen-Algorithmus von Rouvia berechnet binnen weniger Sekunden alle möglichen Landtransportwege, die sich entweder aus Lkw, Lkw und Zug oder Lkw und Binnenschiff zusammensetzen. Basis sind Daten von über 30.000 Frachtführern in Europa, die schon mit der Plattform arbeiten und insbesondere in Hinterlandverkehren tätig sind. Die Lösung zeigt dann den Nutzern die Transportdauer, die voraussichtliche Ankunftszeit, direkte Transportkosten, die Kosten durch Leerkilometer und auch den CO2-Ausstoß. "Wir reduzieren für Disponenten die Komplexität und Ineffizienzen, indem wir viele der manuellen Aufwände und Abstimmungsprozesse automatisieren", sagt Noyan, "etwa die Suche, Buchung und Abstimmung mit einem Lkw-Frachtführer für den Nachlauf." Diese finde derzeit noch entkoppelt von der Buchung eines Zug-Slots statt. Wenn sich der Zug verspäte, müsse dies also manuell getrackt und manuell nachgestimmt werden. "Über uns sind alle Schritte automatisiert, und der Disponent kann sich auf das Wesentliche und Wertbringende fokussieren." Zudem würden von Rouvia alle nötigen Dokumente wie Zollpapiere automatisch generiert und zentral auf der Plattform für alle beteiligten Dienstleister hinterlegt. 250 Euro Minimum bis 4500 Euro beträgt die monatliche Lizenzgebühr, die das Start-up seinen Kunden für die Nutzung der Plattform berechnet. Letztlich sei deren Höhe von der Anzahl der Transporte abhängig, die über die Plattform übermittelt werden, erklärt Noyan. Zusätzlich fallen Buchungsgebühren an, die jeweils zur Hälfte vom Warenversender (Auftraggeber) und vom Frachtführer bezahlt werden. Trans.eu bietet private Frachtenbörsen Mit neuen Features positioniert sich auch die digitale Plattform Trans.eu im Markt. Einst als Frachtenbörse im Spotmarkt gestartet, präsentiert sich das Unternehmen heute als Software-Anbieter, der Lösungen für die Transportlogistik entwickeln will. Als Mittler bringt Trans.eu aber nach wie vor Speditions- und Transportbetriebe zusammen und bietet in 41 Ländern seine Services an. "Unser Einzugsgebiet ist Europa, schwerpunktmäßig Osteuropa, und reicht bis nach Eurasien", sagt Peter Bauer, der das Business Development in Westeuropa verantwortet. Besonderheit von Trans.eu sei, dass alle Transaktionen komplett digital erfolgen - von der Auswahl der Frachtführer über die Erteilung des Transportauftrags bis hin zur Abrechnung, sagt Bauer. Wichtigste Neuerung sei nun, dass Trans.eu begonnen habe, Speditionen sogenannte "private" Frachtenbörsen anzubieten. "Im Grunde funktioniert das Ganze wie eine Frachtenbörse in der Frachtenbörse, was die Zusammenarbeit für beide Seiten deutlich vereinfacht", erklärt er. Über den neuen Service "private exchange" können Speditionen nun in einem abgeschlossenen Bereich auf der Plattform ihr eigenes, sicheres und geprüftes Netz mit ihren Subunternehmern aufbauen und dank einer IT-gestützten Reporting-Funktion monitoren, wie sich zum Beispiel auf den Relationen die Frachtpreise der Subunternehmer entwickeln. Die Regeln in ihrer privaten Frachtenbörse können die Speditionen selbst definieren und auch teils darüber entscheiden, welche Daten sie mit den Nutzern teilen wollen. Neuer Service von Trans.eu ist zudem das "proaktive Onboarding". Ein Team des Anbieters schult dafür vorab Frachtführer im Umgang mit der Plattform und überprüft ihre Bonität und Zuverlässigkeit sowie erforderliche Nachweise und Dokumente, die die Subunternehmer auf der Plattform hochladen müssen. Auch das erleichtere sowohl den Disponenten als auch den Transportbetrieben das Tagesgeschäft, ist sich Bauer sicher, vor allem im Spotmarkt. Besonders stolz ist Trans.eu auf eine Preisprognose-Funktion mit selbstlernendem Algorithmus. Diese ermöglicht es dem Spediteur, für einzelne Touren und Ladungen die Frachtpreise auf Basis vergangener Transaktionen vorherzusagen. Basis dafür ist eine Auswertung erfolgreicher Vermittlungen, die zuvor über die Plattform erfolgt sind.

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