Digitale Plattformen: Das nächste Level

Immer smarter und intelligenter: die digitalen Plattformen und Frachtenbörsen legen richtig los und punkten mit interessanten Neuerungen. Mit neuen Services für Frachtführer, insbesondere für kleinere Unternehmen und Nutzer mobiler Endgeräte, trumpft zum Beispiel Branchengröße Timocom auf. "Wir haben unsere Frachtenbörse komplett erneuert", sagt Gunnar Gburek, Head of Business Affairs des IT-Unternehmens. Nutzer der Frachtenbörse können nun beliebig viele Suchen gleichzeitig ausführen, sich über neue Angebote benachrichtigen lassen und bestimmte Angebote explizit von der Ergebnisliste ausschließen. Zudem sei die neue Frachtenbörse mit mobilen Endgeräten übersichtlicher und einfacher zu bedienen. "Unsere wichtigste Timocom-Neuerung ist die 'Live-Sendungsverfolgung'", erklärt Gburek, "mit der alle Beteiligten der Lieferkette nun auch den Status ihrer jeweiligen Sendung übermittelt bekommen." Bislang hätten Nutzer über Timocom nur den Fahrzeug-Status teilen können (siehe Kasten). "Zusätzlich kann sich auch der Sendungsempfänger präzise informieren, wann er mit dem Eingang seiner georderten Sendung rechnen kann - inklusive der Übermittlung der ETA-Daten", betont er. "Das ist neu und hilft allen Beteiligten in der Planung der jeweiligen Prozesse." Neu ist auch die "Tourenplanung" für kleinere Transportbetriebe, mit der Frachtführer Sendungen und Fahrer tourenbasiert planen können sollen, um sich manuelle Aufwände in Excel und Word zu sparen. Die Tourenpläne können sich dann die Fahrer direkt auf ihrem Mobilgerät ansehen. Noch handele es sich um einen Prototypen, sagt Gburek, für den Timocom noch Testkunden suche, um die Lösung weiterzuentwickeln. Frachtvergabe via Künstliche Intelligenz Frachtführer und Verlader/Spediteure noch passgenauer und schneller zusammenbringen will der Anbieter von Transportmanagementplattformen Transporeon. "Wir bieten Verladern/Spediteuren und Frachtführern mit 'Freight Matching for Forwarders' nun die Möglichkeit ,Subcontracting' auf unserer Plattform zu machen", erläutert CEO Stephan Sieber (siehe Seite 26). Dafür biete Transporeon den Unternehmen drei Optionen an: erstens die Zusammenarbeit in einem Netzwerk mit vertraglich festen Partnern und fixierten Frachtraten, zweitens in einem sogenannten "Vertrauensnetzwerk" mit langjährigen Partnern auf Basis von Spotpreisen, drittens - und das ist neu - autonomes Subcontracting mittels intelligenter Algorithmen. Wie das autonome Subcontracting mittels Künstlicher Intelligenz (KI) funktioniert, erläutert Sieber so: "Wir haben dafür Funktionen entwickelt, die datenbasierte Entscheidungen ermöglichen." So geben die Funktionen wie "Offer Prediction" und "Price Prediction" mittels KI dem Disponenten Hinweise, welche Vergabevariante - ratenbasiert oder Spotmarkt - sich für die Spedition voraussichtlich wirtschaftlicher gestaltet. Außerdem lassen sich mit der Lösung die verfügbaren Kapazitäten für geplante Transporte besser vorhersagen. "Und der Clou ist die autonome Preisfindung", sagt Sieber. Spediteure könnten auf der Plattform einen Zielpreis angeben, erklärt er, den sie bereit sind zu zahlen. Die KI analysiere diese Information und erstelle dann für jeden Frachtführer einen "personalisierten" Preis. Sprich: Der Algorithmus berücksichtige dafür zweierlei: zum einen alle bisherigen Interaktionen des Frachtführers auf der Transporeon-Plattform, zum andern die von den Spediteuren genannten Zielpreise, erläutert er. "Der erste Frachtführer, der mit dem angebotenen Transport und dem ihm vorgeschlagenen Preis zufrieden ist, kann dann mit nur einem Klick akzeptieren." Das Besondere sei, dass das System Transportbetrieben auch die Möglichkeit gebe, Gegenangebote zu machen, sagt Sieber. Zudem könnten sie dank dieser Funktion alle aktuellen Preise in Echtzeit abstimmen und zu einer Vereinbarung kommen. Sieber ist sich sicher: Mit "Freight Matching for Forwarders" könne Transporeon dank KI durch den Algorithmus den größten Teil der Prozesse bei der Vermittlung von Frachten an Transportbetriebe automatisieren inklusive autonomer Preisbildung. "Das ist ein riesiger Schritt nach vorne, um im Transportgeschäft, in dem es um Effizienz und Zeitgewinn geht, den Transaktionsprozess für alle Beteiligten in der Kette - den Auftraggeber, den Spediteur und den Frachtführer - zu vereinfachen und schneller zu machen." Mit interessanten Services trumpft auch das Hamburger Start-Up "driveMybox" auf. Das Unternehmen wurde 2019 von Patrick Jandt, Karim Youssef, Aaron Spandehra, Leonard Heilig und Gordon Friza gegründet und positioniert sich als digitale Vermittlungs- und Buchungsplattform für Containertransporte. Die Plattform wendet sich an Auftraggeber, Transportbetriebe und selbstfahrende Lkw-Fahrer. Ziel des Start-ups ist es, mit ihrer "All-in-One One-Stop Lösung aus einer Hand" die Komplexität und Intransparenz des Containertransport-Marktes zu lösen. Dabei wird der gesamte Transportprozess digitalisiert, von der Buchungsanfrage bis zur Kostenabwicklung. Zudem werden alle Beteiligten über einen direkten Ansprechpartner zusammengeführt. Weitere Features sind eine dynamische Routenoptimierung, Leerfahrtenvermeidung, Trucker-Matching, kurze Zahlungsziele und eine direkte Kommunikation. Strategische Partnerschaft mit Krone Fleet Jüngster Coup: Am 11. Juli gaben drive-Mybox und der Nutzfahrzeugvermieter Krone Fleet ihre strategische Partnerschaft offiziell bekannt. In einem Jahr enger Zusammenarbeit wurde ein Dienst entwickelt, der die Auswahl und Anmietung von Containerchassis an mehreren deutschen Standorten über die drive-Mybox-Plattform ermöglicht. Die von Krone Fleet angebotenen Containerchassis können direkt gebucht und zur Durchführung von Containertransporten genutzt werden. Auch Frachtführer, die normalerweise keine Container transportieren, erhalten so Zugriff auf die im Pool verfügbaren Krone-Containerchassis und im gleichen Zuge auch Zugang zu Transportaufträgen. Der gesamte Prozess, inklusive der Abholung und Rückgabe der Fahrzeuge, erfolgt digital. Mehr zum Thema unter #Digitale Plattformen www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Effizienz und Transparenz - das wird gerade in der Zusammenarbeit zwischen Verladern/Speditionen und Frachtführern immer wichtiger. Die gute Nachricht ist: Die Anbieter von Frachtenbörsen und Plattformen bieten dafür mittlerweile interessante Lösungen an. Sendungs-Status auf einen Blick für alle Beteiligten Das IT-Unternehmen Timocom in Erkrath bietet ab sofort das neue Feature "Live-Sendungsverfolgung". Mit dem Vorteil, dass nun jeder Beteiligte - der Auftraggeber, der Spediteur, der Carrier und der Sendungsempfänger - jetzt auch den Status der Sendung übermittelt bekommt, erläutert Gunnar Gburek, Head of Business Affairs von Timocom.Smarte Stati-ÜbermittlungMöglich sei dies nur, weil auch Frachtführer ein Interesse daran hätten, diese Daten zur Verfügung zu stellen, um die Abläufe zu optimieren. Übermittelt werden die Sendungs-Stati entweder über alle gängigen Telematiksysteme automatisiert mittels Geofencing. Oder aber der Lkw-Fahrer gibt via Direktlink die Sendungs-Stati händisch per Smartphone ein. eh Transporeon: Intelligente Algorithmen ermitteln die Preise Transporeon hat die Lösung „Freight Matching for Forwarders“ gelauncht. Neu daran ist unter anderem, dass die Preise, die den Frachtführern gezahlt werden, mittels intelligenter Algorithmen ermittelt werden. Wie funktioniert das?Jeder Spediteur, der unsere Plattform neu nutzen will, muss dafür historische Daten bereitstellen. Wir können diese etwas aus seinem Speditionssystem extrahieren. Das sind klassische Transportdaten, etwa welche Menge auf welcher Strecke in welcher Häufigkeit zu welchem Preis gefahren wird und welches Equipment für den Transport erforderlich ist. Ein klassischer FTL-Transport wird mit 12 bis 15 Feldern beschrieben. Diese Daten sind elementar, damit das System Angebotspreise ermitteln kann. Dazu kommen noch andere Parameter.Welche sind das?Bei der Preisermittlung können wir uns als Plattform zudem auf Marktpreise stützen, da ja sehr viele Firmen seit Jahren unsere Plattform nutzen. In die Preisbildung fließen aber auch die Echtzeit-Visibilitäts-Daten ein, die uns die Telematiksysteme der Lkw übermitteln. Und letztlich kennt unser System die Präferenzen der Frachtführer, die schon länger mit unserer Plattform arbeiten. Diesen wird die KI nur die Transporte auf der Plattform anzeigen, von denen wir ausgehen, dass diese attraktiv sind. Das beschleunigt und vereinfacht die Prozesse. eh Stephan Sieber, CEO des Unternehmens Transporeon in Ulm

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